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Eine Netzwerkanalyse von Ökonomen und Wissenschaftlern anderer Disziplinen auf Basis eines Surveys unter Abgeordneten und Ministerialbeamten

Discussion Papers 1798, 20 S.

Wolfgang Schwarzbauer, Tobias Thomas, Gert G. Wagner

2019

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Abstract

Offen ausgetragenen Lagerdebatten zwischen Ökonomen sind in Deutschland eher selten. Was hingegen öfters in Diskussionen oder in der Berichterstattung über Ökonomen mitschwingt, ist eine Zuordnung in weltanschauliche Lager, etwa nach Schemata wie arbeitgeber-arbeitnehmernah oder auch gelegentlich links-wirtschaftsliberal. Da diese Zuordnung für die nicht an der Spitze der öffentlichen Bekanntheit stehenden Ökonomen eher selten explizit ausgesprochen wird, ist eine empirische Untersuchung der Lager-Theorie auf Basis der Medienberichterstattung schwierig. Der vorliegende Beitrag untersucht die Verortung von Ökonomen anhand der Nähe in den Netzwerken von Fachkollegen und von Wissenschaftlern anderer Disziplinen. Hierfür wird auf die Daten eines Surveys unter Ministerialbeamten und Parlamentariern, den Adressaten politikberatender Ökonomen, in den Jahren 2014 bis 2018 zurückgegriffen. Dabei wird davon ausgegangen, dass die Befragten, die bis zu fünf Ökonomen nennen konnten, mit höherer Wahrscheinlichkeit solche gemeinsam nennen, bei denen sie eine gewisse Nähe zueinander und wahrscheinlich auch zu sich selbst sehen. Die netzwerkanalytische Auswertung der Umfragedaten zeigt über die Jahre insbesondere zwei stabile zentrale Cluster um die Präsidenten zweier Leibniz-Institute: Eines rund um Clemens Fuest bzw. Hans-Werner Sinn vom ifo – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in München und eines rund um Marcel Fratzscher vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). Aufschlussreich sind auch die wichtigsten Wissenschaftler nicht-ökonomischen Disziplinen, die mit den Clustern assoziiert werden: mit Bezug auf das Cluster „Fuest“ sind dies der Bedeutung nach vorrangig Rechts- und Politikwissenschaftler. Das Cluster „Fratzscher“ wird in erster Linie mit Politikwissenschaftlern und Soziologen assoziiert.

In Germany, public debates between economists are rather rare. However, in media cover-age on economists there is an implicit assignment to ideological camps, such as employer/employee-friendly or left/market liberal. Since for most of the economists this assignment is rarely explicitly pronounced, an empirical investigation based on the media coverage is difficult. Our contribution examines the assigned orientation of economists by proximity in networks of peers and scientists from other disciplines. For this purpose, we use data collected in a survey among ministry officials and parliamentarians about policy-advising scientists in the years 2014 to 2018. The respondents could name up to five economists and five scientists from other disciplines. It is assumed that respondents are more likely to name those together where they see a certain proximity to each other, and probably to them-selves as well. Over the years, the network analysis of the survey data shows two stable central clusters around the presidents of two Leibniz institutes: Clemens Fuest and Hans-Werner Sinn from the Ifo - Leibniz Institute for Economic Research in Munich and Marcel Fratzscher from the German Institute for Economic Research (DIW Berlin). The most important scientists of non-economic disciplines associated with the clusters are also revealing: with reference to the cluster "Fuest", these are primarily legal and political scientists. The cluster "Fratzscher" is primarily associated with political scientists and sociologists.



JEL-Classification: A11;A13
Keywords: Network analysis, economists, scientists, policy advice
Frei zugängliche Version: (econstor)
http://hdl.handle.net/10419/195908

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