DIW Wochenbericht 12 / 2011, S. 2-9
Martin Kroh, Jürgen Schupp
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Die Grünen befinden sich seit Monaten in einem Umfragehoch. Derzeit erscheint es nicht ausgeschlossen, dass die Partei nach den anstehenden Landtagswahlen erstmals einen Ministerpräsidenten oder eine Regierende Bürgermeisterin stellt. Die Spekulation hierüber wird vor allem durch Meinungsumfragen befördert. Jenseits dieser politischen Stimmungen wirft die hier vorgelegte Untersuchung einen analytischen Blick auf langfristige Trends. Sie greift dabei zurück auf die vom DIW Berlin zusammen mit TNS Infratest Sozialforschung erhobenen Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP). Für eine tiefgreifende Analyse der Anhängerschaft einer Partei sind diese Daten aus zwei Gründen besonders geeignet: Zum einen werden im SOEP seit mehr als 27 Jahren stets dieselben Personen zu ihren parteipolitischen Präferenzen befragt. Zum zweiten liefert das SOEP einen einmaligen Datenreichtum zu der Frage, wer diese Anhänger sind - wie viel sie verdienen, welche Bildungsabschlüsse und welche berufliche Stellung sie haben. Die von uns vorgenommene Analyse zeigt: Der Erfolg von Bündnis 90/Die Grünen beruht in der Tat auf langfristigen Entwicklungen innerhalb deren Anhängerschaft. Die Grünen finden seit den 80er Jahren bis heute ungebrochen überproportionale Unterstützung bei jungen Menschen. Der Partei gelingt es zudem, diese Anhänger im späteren Lebenslauf auch dauerhaft an sich zu binden. Ein weiteres Ergebnis: Ein großer Teil der ehemals jugendlichen grünen Anhänger ist inzwischen insbesondere unter Besserverdienenden, Beamten, Angestellten und Selbstständigen zu finden. Bündnis 90/Die Grünen machen somit hinsichtlich der Interessenvertretung einer bürgerlichen Klientel insbesondere der Union und der FDP Konkurrenz.
JEL-Classification: D72;Z13
Keywords: Party identification, B90/Die Grünen, SOEP