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Mikrosimulationsmodelle

Mikrosimulationsmodelle in der Politikberatung

Mikrosimulationsmodelle werden häufig verwendet, um die Folgen (wirtschafts-) politischer Maßnahmen abzuschätzen. Die Auswirkungen von Reformen hängen von der Verteilung der damit verbundenen Erträge und Kosten sowie dadurch induzierten Verhaltensänderungen der Wirtschaftssubjekte ab. Beides kann auf der Basis von Mikrosimulationsmodellen abgebildet werden. Im Gegensatz zu ex-post-Evaluationen ist der Vorteil der Mikrosimulation, dass auf Grundlage bestimmter Annahmen die Folgen noch nicht implementierter Maßnahmen (also ex ante) simuliert werden können.



Das erste Element eines Mikrosimulationsmodells ist ein bevölkerungsrepräsentativer Mikrodatensatz mit detaillierten Informationen beispielsweise zu Einkommen, Arbeitszeit und weiteren sozio-demographischen Merkmalen. Häufig wird dafür eine Stichprobe genutzt, die sich etwa aus Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) oder der Befragung Familien in Deutschland (FiD) zusammensetzt. Das zweite Element ist ein Steuer-Transfer-Simulationsmodell, mit dem die verfügbaren Einkommen für jeden Haushalt individuell simuliert werden. Die Simulation wird für den Status quo und die hypothetischen Reformalternativen durchgeführt. Auf dieser Basis können zunächst sowohl die Änderungen der verfügbaren Haushaltseinkommen wie auch die fiskalischen Wirkungen von Reformen unter der Annahme berechnet werden, dass die Individuen (wie auch andere ökonomische Akteure, zum Beispiel Unternehmen) ihr Verhalten infolge der Reform nicht anpassen („Erstrundeneffekt“).

Das dritte Element der Mikrosimulation bildet ein strukturelles ökonometrisches Verhaltensmodell, das etwa das Arbeitsangebot von Haushalten abbildet. Unter der Annahme, dass Präferenzen und Normen (zumindest kurzfristig) durch eine Reform nicht wesentlich verändert werden, können auf Basis der im Modell identifizierten Verhaltensparameter die Veränderungen im Arbeitsangebotsverhalten der Haushalte prognostiziert werden, die aus den reformbedingten Einkommensänderungen resultieren. Dementsprechend können die Verhaltensanpassungen bei den Änderungen der verfügbaren Haushaltseinkommen wie auch den fiskalischen Wirkungen berücksichtigt werden („Zweitrundeneffekte“).

Zentrale Probleme des Ansatzes sind erstens die ökonometrische Identifikation der strukturellen Parameter des Verhaltensmodells, auf denen die Simulation der Zweitrundeneffekte beruht. Zweitens muss angenommen werden, dass die Präferenzen der Akteure von möglichen Reformen nicht beeinflusst werden; dies ist in kurzer Frist deutlich realistischer als in langer. Drittens handelt es sich meist um ein Partialmodell der Volkswirtschaft. Gleichgewichtseffekte von Reformen (zum Beispiel durch Preisänderungen und Anpassungen der Güter- und Arbeitsnachfrage) bleiben unberücksichtigt.

Lesen Sie mehr zum Thema:
DIW Wochenbericht 46/2013 (PDF, 229.82 KB) "Bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch eine neue Lohnersatzleistung bei Familienarbeitszeit"
DIW Wochenbericht 36/2013 (PDF, 197.04 KB) "Familiensplitting der CDU/CSU: Hohe Kosten bei geringer Entlastung für einkommensschwache Familien"
DIW Wochenbeircht 32/2013 (PDF, 158.04 KB) "Rechtsanspruch auf Kitaplatz ab zweitem Lebensjahr: Erwerbsbeteiligung von Müttern wird steigen und Kinder können in ihrer Entwicklung profitieren
Data Documentation 63 (2012) (PDF, 472.95 KB) "Documentation of the Tax-Benefit Microsimulation Model STSM"


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