Als Heimarbeit oder häusliche Erwerbstätigkeit wird die Ausübung einer bezahlten Berufstätigkeit von zu Hause aus verstanden. Mitunter wird auch der Begriff „Home Office“ verwendet. Mittels Bevölkerungserhebungen wie dem Mikrozensus ließ sich bislang lediglich unterscheiden, ob Erwerbstätige ihrer Arbeit überwiegend (zu mehr als 50 Prozent), manchmal (zu weniger als 50 Prozent) oder gar nicht in den eigenen vier Wänden nachgehen. Seit 2014 werden auch im Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) Informationen zur Heimarbeit erhoben, sodass nunmehr auch Angaben darüber zur Verfügung stehen, wie viele Arbeitsplätze nach Einschätzung der Arbeitnehmer überhaupt für Heimarbeit geeignet sind und wie viele Arbeitnehmer zusätzlich gerne zu Hause arbeiten würden.
In Deutschland arbeiteten gemäß Mikrozensus 2014 rund elf Prozent oder 4,6 Millionen der Erwerbstätigen gelegentlich oder überwiegend von zu Hause aus. Etwa 2,6 Millionen davon sind abhängig beschäftigt, was gut sieben Prozent der Arbeitnehmer entspricht. Nach den Daten des SOEP ergibt sich - bei einer etwas anderen Erhebungsmethode - für die Arbeitnehmer ein Anteil von elf Prozent. Am größten ist der Heimarbeiter-Anteil mit rund 50 Prozent in der Gruppe der Solo-Selbständigen. Ein Home Office haben vor allem Hochqualifizierte wie Führungskräfte, Lehrer, Publizisten, Juristen oder IT-Fachkräfte. Alter und Geschlecht spielen dagegen kaum eine Rolle.
Die Zahl der zu Hause Erwerbstätigen ist in Deutschland seit ihrem Höhepunkt im Jahr 2008 rückläufig – entgegen dem zunehmenden europäischen Trend – und stagniert seit 2012 Insbesondere in den skandinavischen Staaten sowie in Frankreich, Großbritannien und in mitteleuropäischen Ländern wie der Schweiz, Österreich, Belgien und Luxemburg ist die Heimarbeit viel stärker verbreitet. Warum in Deutschland vergleichsweise wenige Erwerbstätige, insbesondere relativ wenige Arbeitnehmer, ihren Beruf überwiegend oder gelegentlich von zu Hause ausüben, ist bisher noch nicht erforscht. Große Unterschiede bei den Berufsstrukturen gibt es zwischen diesen Ländern und Deutschland jedenfalls kaum. Heimarbeit wäre aber hierzulande viel häufiger möglich - bei etwa 40 Prozent aller Arbeitsplätze von abhängig Beschäftigten. Und bei solchen Tätigkeiten, die sich für Heimarbeit anbieten, würde der überwiegende Teil der Arbeitnehmer auch zu Hause arbeiten.
In der politischen Debatte präsent ist der Begriff der Heimarbeit derzeit vor allem in der Diskussion um eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Allerdings hat sich gezeigt, dass beim Wunsch nach Heimarbeit die familiäre Situation nicht allein oder nicht einmal überwiegend das ausschlaggebende Motiv. Denn von den Alleinstehenden wünscht kein geringerer Teil als von den Alleinerziehenden häusliche Erwerbstätigkeit, und unter Familien mit Kindern ist der Wunsch nicht stärker ausgeprägt als in Familien ohne Kinder im Haushalt.
Ein viel diskutiertes Thema war die häusliche Erwerbstätigkeit aber auch schon in den 70er, 80er und 90er Jahren: Aufgrund der technischen Entwicklung glaubte man damals, dass sich Tätigkeiten aus den herkömmlichen Arbeitsstätten in die eigenen vier Wände der Erwerbstätigen verlagern würden – mit vor allem negativen Auswirkungen für die Arbeitnehmer. Dies war eine Fehlprognose. Tatsächlich ist die Zahl der Personen, die ihrem Beruf von zu Hause aus nachgehen, heute nicht größer als vor 20 Jahren. Zudem zeigen Heimarbeiter eine überdurchschnittliche Arbeitszufriedenheit.
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