DIW Wochenbericht 18 / 2017, S. 363-371
Lukas Menkhoff, Tobias Stöhr
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Intervenieren Zentralbanken häufig auf Devisenmärkten, um Wechselkurse zu beeinflussen? Falls ja, ist das effektiv? Aus deutscher Perspektive mögen diese Fragen überraschen: Die Europäische Zentralbank interveniert praktisch nicht auf Devisenmärkten, sondern lässt die Wechselkurse frei schwanken. In Schwellenländern dagegen setzen Notenbanken dieses Instrument fast jeden dritten Tag ein, wie aus der vorliegenden Analyse hervorgeht, für die teilweise vertrauliche Daten zu Devisenmarktinterventionen aus 33 Ländern zwischen 1995 und 2011 ausgewertet wurden, darunter sowohl Industrie- als auch Schwellen- und Entwicklungsländer. Im Untersuchungszeitraum haben Notenbanken demnach meist fremde Währungen gekauft, um Devisenreserven aufzubauen. Im Schnitt setzten sie pro Tag, an dem eine Intervention stattfand, fast 50 Millionen US-Dollar ein – hochgerechnet auf das Bruttoinlandsprodukt der Europäischen Währungsunion wären dies rund zwei Milliarden US-Dollar. Im Durchschnitt dauerte eine Sequenz von Devisenmarktinterventionen fünf Tage, mitunter aber auch deutlich kürzer oder länger. Meistens erfolgten Interventionen gegen den vorherigen Wechselkurstrend. Gemessen an üblichen Erfolgskriterien waren Interventionen – ohne Kontrollgrößen zu berücksichtigen – in 60 bis 90 Prozent der Fälle erfolgreich, signifikant häufiger, als sich Wechselkurse von selbst in erwünschter Weise verändert hätten. Insofern sind Devisenmarktinterventionen für wirtschaftspolitische Strategien ein nicht zu vernachlässigendes Instrument.
Themen: Finanzmärkte
JEL-Classification: F31;F33;E58
Keywords: foreign exchange intervention, exchange rate regimes, effectiveness measures
Frei zugängliche Version: (econstor)
http://hdl.handle.net/10419/157891