Kinderlosigkeit von Akademikerinnen überbewertet

Pressemitteilung vom 24. Mai 2006

Der Anteil von dauerhaft kinderlosen Akademikerinnen liegt in Deutschland bei unter 30 %. Zu diesem Ergebnis kommt das DIW Berlin in seinem aktuellen Wochenbericht 21/2006 auf Grundlage aktueller Daten seiner zusammen mit Infratest Sozialforschung erhobenen Längsschnittstudie Sozio-oekonomisches Panel (SOEP). Die in der Öffentlichkeit vielfach diskutierte Zahl, nach der über 40 % der Akademikerinnen in Deutschland kinderlos sind, ist nicht haltbar. Ein relativ hoher Anteil kinderloser Akademikerinnen ist überdies kein Novum, sondern kann seit Jahrzehnten beobachtet werden.
Die Fokussierung der aktuellen Diskussion um Kinderlosigkeit auf die Gruppe der Akademikerinnen verdeckt zudem das quantitativ gewichtigere demografische Problem, dass inzwischen insgesamt über 20 % aller Frauen in Deutschland kinderlos bleiben. Familienpolitik darf sich deshalb keineswegs nur auf die Akademikerinnen konzentrieren. Andererseits besteht kein Grund, Schreckensszenarien einer „kinderlosen Gesellschaft“ zu zeichnen. Fast 80 % der Erwachsenen haben zumindest ein Kind oder Enkelkind oder werden im Laufe ihres Lebens ein Kind großziehen.

Bei Frauen mit Universitätsabschluss ist der Anteil der Kinderlosen deutlich höher als bei Frauen mit Fachhochschulabschluss, die in Westdeutschland zu 20 % kinderlos bleiben. Den höchsten Anteil an dauerhafter Kinderlosigkeit weisen Universitätsabsolventinnen mit westdeutschem Lebenslauf auf, die zu etwa 35 % kinderlos sind. Frauen mit Migrationshintergrund, die ihren akademischen Abschluss im Ausland erworben haben, und Frauen, die ihren Hochschulabschluss vor 1990 in der DDR erworben haben, bleiben mit weniger als 10 % wesentlich seltener kinderlos.
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