Pressemitteilung vom 11. Juli 2012
Den hohen Staatsschulden in der Eurozone stehen staatliche und hohe private Vermögen gegenüber, die in der Summe die Staatsschulden deutlich übersteigen. Dies gilt auch für die Krisenländer Griechenland, Spanien und Italien. Die Mobilisierung von Staatsvermögen hilft in der gegenwärtigen Krise nur bedingt weiter, da es zum großen Teil in der Infrastruktur steckt. Durch Verkäufe und Privatisierungen kann lediglich die kurzfristige Liquidität des Staatssektors gestärkt werden. Langfristig muss der Privatsektor zur Rückführung der öffentlichen Defizite herangezogen werden. „Für Zwangsanleihen und einmalige Vermögensabgaben in Krisensituationen gibt es zahlreiche historische Beispiele“, so Bach. Um die Erhebungskosten zu begrenzen und Härtefälle zu vermeiden, sollten hohe Freibeträge gewährt werden. Dies gilt auch für Betriebsvermögen, um der Liquidität und Finanzierung kleinerer Unternehmen Rechnung zu tragen.
„Für Deutschland ergeben unsere Berechnungen für eine Abgabe, die ab einem individuellen Nettovermögen von 250 000 Euro beziehungsweise 500 000 Euro für Ehepaare erhoben wird, eine Bemessungsgrundlage von 92 Prozent des Bruttoinlandsprodukts“, so Bach. „Wenn die Bürger zehn Prozent des übersteigenden Wertes abliefern, könnte das ein Aufkommen von neun Prozent des Bruttoinlandsprodukts erbringen, also rund 230 Milliarden Euro. Damit könnte man den Schuldenstand in Deutschland ein deutliches Stück näher an die 60-Prozent-Grenze nach Maastricht zurückführen“. Für die Krisenländer ist eine konkrete Schätzung des Aufkommens mangels Daten nur schwer möglich. Statistiken zeigen aber, dass auch in Griechenland, Spanien oder Italien beträchtliche Privatvermögen vorhanden sind, die die Staatsschulden deutlich übersteigen.
Der Vorteil einer Vermögensabgabe ist, dass die Betroffenen im Gegensatz zur laufenden Besteuerung nicht so einfach ausweichen können. Bei einer Kombination mit Zwangsanleihen besteht außerdem die Möglichkeit, einen Teil des Geldes zurückzubekommen, was den Widerstand reduzieren dürfte. Gerade für die europäischen Krisenländer wären Abgaben und Zwangsanleihen eine sinnvolle Option und ein Signal an die Geberländer und Hilfsfonds, dass man zunächst einmal zu Hause alle Möglichkeiten für eine geordnete Staatsfinanzierung auszuschöpfen versucht. Und schließlich würde damit auch der deutlich gestiegenen Ungleichheit in der Vermögensverteilung entgegengewirkt.