Direkt zum Inhalt

Geopolitische Krisen dämpfen deutsche Wirtschaft im Sommerhalbjahr 

Pressemitteilung vom 14. August 2014

Im zweiten Quartal ist die deutsche Wirtschaft nach Angaben des Statistischen Bundesamts um 0,2 Prozent leicht geschrumpft. „Die schwache Entwicklung ist zu einem guten Teil dem Vergleich mit dem starken ersten Quartal geschuldet, in dem vor allem die Bauwirtschaft durch den milden Winter merklich angekurbelt worden war“, sagt Ferdinand Fichtner, Konjunkturchef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). Im Vergleich zum Auftaktquartal ist die Bauproduktion in den Monaten von April bis Juni sechs Prozent geringer ausgefallen. Die Berliner Konjunkturforscher machen aber nicht nur die Witterungseffekte für den Rücksetzer verantwortlich: „Die wohl rückläufigen Ausrüstungsinvestitionen weisen auf erste Bremsspuren aufgrund der geopolitischen Krisen hin“, warnt DIW-Deutschlandexperte Simon Junker. Auch die anhaltend schwierige Lage vor allem in den Krisenländern des Euroraums belastet die deutsche Konjunktur weiterhin, so das DIW Berlin.

Zunehmende Besorgnis weckt die zuletzt merklich eingetrübte Stimmung in den Unternehmen. Wenngleich bislang noch keine offiziellen Zahlen für das dritte Quartal vorliegen, weisen die Auftragseingänge nach Einschätzung der DIW-Experten auf einen weiteren Rücksetzer bei den Investitionen im laufenden Quartal hin: die Neubestellungen lagen zuletzt deutlich unter dem Durchschnitt des zweiten Quartals. Die Wirtschaftsleistung könnte im laufenden dritten Quartal erneut schrumpfen, da sich die Unternehmen wegen der politischen Spannungen mit Investitionen weiter zurückhalten: „Möglicherweise ist die deutsche Wirtschaft wegen der Krisen bereits in eine leichte Rezession abgeglitten“, befürchtet Fichtner, macht aber zugleich Hoffnung auf eine baldige Belebung: „Sofern die Krisenherde unter Kontrolle bleiben und sich die wirtschaftliche Lage im Euroraum allmählich erholt, dürfte die deutsche Wirtschaft rasch wieder auf eine moderate Aufwärtsbewegung einschwenken.“ Den Berliner Konjunkturforschern zufolge bleibt die Wachstumsdynamik unterm Strich intakt: „Der Beschäftigungsaufbau hat sich bis zuletzt bemerkenswert robust fortgesetzt“, so Junker. „Die gute Lage am Arbeitsmarkt und steigende Löhne dürften den Konsum spürbar anregen.“

Auch die Exporte sind bis zuletzt - wenngleich nur moderat - gestiegen. Im Zuge der weltweiten Krisen kann sich das aber auch vorübergehend ändern: „Die direkten Auswirkungen der Sanktionen von und gegen Russland dürften überschaubar bleiben. Die psychologischen Effekte dagegen könnten sich in Europa durchaus in einer allgemeinen Investitionszurückhaltung niederschlagen und damit insbesondere auch die deutschen Exporteure treffen“, so Fichtner weiter. Dies gelte umso mehr, als die Investitionstätigkeit im Euroraum ohnehin durch die Krise belastet sei, so der DIW-Forscher.

Mit der heutigen Veröffentlichung sind erstmals Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt nach der Revision der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung gemäß ESVG2010 vorgelegt worden. Konjunkturexperte Junker begrüßt diese Neuerung: „Durch die Revision wird die Wirtschaftsleistung besser abgebildet, insbesondere die Zuordnung der Ausgaben für Forschung und Entwicklung zu den Investitionen ist sinnvoll, da sie die Realitäten einer zunehmend wissensbasierten Wirtschaft besser abbildet.“

keyboard_arrow_up