Pressemitteilung vom 19. Januar 2016
Neue DIW-Studie im Auftrag der EU-Kommission über die Folgen der europäischen Wettbewerbspolitik für die europäischen Energiemärkte erschienen.
Die europäische Wettbewerbspolitik der letzten zwei Jahrzehnte scheint zu einem stärkeren Wettbewerb und damit zu besseren Marktergebnissen auf den europäischen Gas- und Strommärkten geführt zu haben. Darauf deuten zumindest die Ergebnisse einer aktuellen Studie hin, die das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) in Zusammenarbeit mit ICF Consulting Services und einem Team internationaler Wissenschaftler im Auftrag der Europäischen Kommission durchgeführt hat. „Vor allem die Fusionskontrolle hat zu einer Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit, der Investitionstätigkeit und der Produktivität geführt, und zwar insbesondere in den weniger stark regulierten Märkten“, sagt Tomaso Duso, Leiter der Abteilung Unternehmen und Märkte im DIW Berlin. Dagegen hätten weder das Kartellrecht noch die Kontrolle staatlicher Beihilfen messbare Auswirkungen auf die Marktergebnisse gezeitigt. Die Studie enthält eine deskriptive Analyse der Wirkungsweise von Energiemärkten, eine ökonometrische Analyse der Auswirkungen der Durchsetzung diverser wettbewerbspolitischer Instrumente auf der Sektor-Länder-Ebene und zwei Fallstudien.
Die erste Fallstudie untersucht die Folgen des Verfahrens der EU-Kommission gegen das Energieunternehmen E.ON wegen des angeblichen Missbrauchs seiner beherrschenden Stellung auf dem deutschen Stromgroßhandelsmarkt. Anhand von Tagesdaten für Peak- und Off-Peak-Preise an der European Energy Exchange (EEX) wird gezeigt, dass die Entflechtung von Stromerzeugung und Stromnetz die Marktmacht von E.ON und die Großhandelsstrompreise reduziert hat. „Obwohl die Endverbraucherpreise über die Zeit kontinuierlich gestiegen sind, sind die Preise der drei größten Anbieter E.ON, RWE und EnBW nach dem EU-Verfahren signifikant stärker gestiegen als die Preise von kleineren unabhängigen Anbietern, die weniger Marktmacht haben. Das deutet darauf hin, dass diese kleineren Anbieter mindestens ein Teil der Reduzierung der Großhandelspreise weitergegeben haben, weil sie mehr Wettbewerbsdruck haben“, sagt Duso.
Die zweite Fallstudie untersucht die Preiseffekte der Fusion von Gaz de France (GDF) und Suez, insbesondere auf den belgischen Markt. Die EU-Kommission hatte die Fusion im November 2006 unter Auflagen genehmigt. Die Ergebnisse zeigen, dass infolge der Fusion und der damit verbundenen Auflagen die Großhandelspreise für Gas auf dem Handelspunkt Zeebrugge-Hub deutlich unter Druck gerieten. Dies deutet darauf hin, dass die Auflagen mögliche wettbewerbswidrige Folgen der Fusion wirksam verhindert haben.