Wirtschaftspolitische Kooperation wird erschwert, wenn sich die Sichten auf die Welt deutlich voneinander unterscheiden, gar diametral entgegenstehen. Das wird seit langem in den Debatten der G20 deutlich, in denen es oft Einschätzungsunterschiede über die angemessene Politik zwischen einer amerikanisch (pragmatischen) und einer (auf Prinzipien insistierenden) deutschen Position gibt. In einer Währungsunion sind derartige Divergenzen besonders problematisch, in der europäischen allerdings die Regel. Das haben die Diskussionen um die Lehren, die aus der Finanz- und Eurokrise zu ziehen sind, wieder eindrücklich belegt. Deutsche Positionen, oft mit Rückgriff auf (international wenig bekannte) ordnungspolitische Prinzipien, stehen regelmäßig im Konflikt mit pragmatischen Konzepten, die in der EWU vor allem von Frankreich vertreten werden. Die Konflikte betreffen unter anderem die gebotene Vervollständigung der Architektur der Währungsunion, die angemessene Bankpolitik (Einlagensicherung, Abwicklung) ebenso wie den Umgang mit Leistungsbilanzsalden innerhalb der Eurozone. Aktuell stehen sie natürlich auch im Mittelpunkt der unterschiedlichen Beiträge zur Debatte um die Zukunft der EWU. Kann es zur Verständigung kommen, wird es eine Schnittmenge der Positionen geben? Die Antwort auf diese Fragen ist wesentlich für die Robustheit der Europäischen Währungsunion.