Gleich und gleich gesellt sich gern. Eine Studie zu Einkommen und Heiratsverhalten in Deutschland und Großbritannien

Pressemitteilung vom 17. November 2006

Kinder aus gutem Hause werden mit hoher Wahrscheinlichkeit später selbst einen gut situierten Haushalt gründen. Nicht nur, weil sie besser ausgebildet werden und deshalb gute Voraussetzungen haben, später selbst ein hohes Einkommen zu erzielen. Auch die Chancen auf eine „gute Partie“ sind größer. So ist es statistisch gesehen sehr unwahrscheinlich, dass ein Kind gut verdienender Eltern später einen Partner aus ärmlichen Verhältnissen heiratet. Das zeigt eine aktuelle vergleichende Studie von John Ermish, Marco Fancesconi und Thomas Siedler zur Frage ökonomischer Ungleichheit und Heiratsverhalten in Großbritannien und Deutschland.
Die Analysen für Deutschland basieren auf den Daten der Längsschnittstudie des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP), die vom DIW Berlin zusammen mit Infratest Sozialforschung erhoben werden. Die Zahlen für Großbritannien stützen sich auf die British Household Panel Study (BHPS), das britische Pendant zum SOEP. Es gehört zum Konzept beider Studien, die Lebenswege der Kinder weiter zu verfolgen. Wenn Kinder aus Befragungshaushalten einen eigenen Haushalt gründen, werden auch ihre Lebenspartner in die Befragung einbezogen.
Die Autoren finden eine starken Generationen übergreifenden Zusammenhang zwischen dem langfristigen Familieneinkommen der Eltern und dem Familieneinkommen ihre erwachsenen Kinder. Was aber nicht unmittelbar mit dem eigenen Verdienst zusammenhängt, sondern zu 40-50% auf die Wahl des ökonomisch passenden Ehepartners zurückzuführen ist. Das gilt in Deutschland und Großbritannien für Männer ebenso wie für Frauen. Doch nicht nur in Bezug auf Herkunft und Einkommen zeigen Ehepartner starke Ähnlichkeit. Auch die Bildung spielt hier eine wichtige Rolle. Rund 50% der deutschen Paare haben den gleichen Bildungsabschluss. In Großbritannien ist dieser Zusammenhang weniger deutlich. Hier sind es nur etwa 30%. Thomas Siedler, Affiliate des DIW Berlin und Co-Autor der Studie vermutet, dass dieser Unterschied auf die frühe Differenzierung der Bildungswege in Deutschland zurückzuführen ist. „Ab der 5. Klasse begegnen sich Hauptschüler und Gymnasiasten praktisch kaum noch. Das ist in Großbritannien anders und führt wahrscheinlich zu dem überraschenden Ergebnis, dass die ansonsten traditionelle britische Gesellschaft ‚durchlässiger’ ist als die deutsche.“ Siedler forscht zur Zeit am Institute for Social and Economic Research (ISER) an der University of Essex.

John Ermish, Marco Francesconi, Thomas Siedler, Intergenerational
Mobility and Martial Sorting, The Economic Journal, Nr. 116, S.659-.679, 2006
keyboard_arrow_up