Die Hoffnung vieler Politiker, dass in der alternden Gesellschaft die Rentner durch mehr ehrenamtliche Tätigkeit produktiv werden können, steht auf tönernen Füßen: Eigene aktive Erfahrung mit ehrenamtlicher Tätigkeit und regelmäßiger unbezahlter Hilfeleistung ist wichtiger für soziales Engagement im Ruhestand als die vermehrt zur Verfügung stehende freie Zeit. Zu diesem Ergebnis kommt das DIW Berlin in seinem aktuellen Wochenbericht 39/2007, der erstmals den Zusammenhang von Freizeit und sozialem Engagement untersucht. Grundlage der Analyse sind neue Daten der Längsschnittstudie Sozio-oekonomisches Panel (SOEP). Entgegen der landläufigen Meinung ist Freizeit ist nicht das entscheidende Kriterium für ein soziales Engagement von Rentnern. Altere Menschen, die sich vor dem Übergang in den Ruhestand nicht bereits freiwillig sozial engagiert haben, werden dies wahrscheinlich auch nach Renteneintritt nicht tun.
Die Zahl ehrenamtlich aktiver Älterer ist in Westdeutschland in den vergangenen Jahren von gut 20 Prozent (1985) auf mehr als 30 Prozent (2005) gestiegen. Eine ähnliche Zunahme zeigt sich auch für Ostdeutschland nach der Wende. Das soziale Engagement nimmt im Lebensverlauf zu und erreicht im Alter von 35 bis 55 Jahren seinen Höhepunkt, um dann wieder zurückzugehen. Generell haben Senioren mit höheren Bildungsabschlüssen eine größere Neigung zu sozialem Engagement. Für die Stimulierung des produktiven Potenzials Älterer dürfte es langfristig sinnvoll sein, bereits junge Erwachsene für soziales Engagement zu gewinnen. Aktivierungsprogramme, die direkt auf die Gruppe der Senioren abzielen, werden keinen nennenswerten Erfolg haben.