Direkt zum Inhalt

Was halten Geringverdienende vom Mindestlohn?

SOEPpapers 1158, 15 S.

Marleen von der Heiden, Ralf Himmelreicher

2022

get_appDownload (PDF  436 KB)

Abstract

Im Zentrum dieses Beitrags steht die Frage, wie Geringverdienende die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns in Deutschland wahrnehmen. Auf Grundlage einer qualitativen Erhebung mit 31 Befragten im Rahmen von sechs Fokusgruppengesprächen, die im Sommer 2015 durchgeführt wurden, konnten vertiefte Einsichten gewonnen werden. Zunächst zeigte sich, dass Geringverdienende oftmals mit Beschäftigungshemmnissen konfrontiert sind. Häufig und auch kumulativ genannte Einschränkungen waren Krankheiten, die Pflege von Angehörigen, Kindererziehung und ein höheres Alter. Diese führten entweder zu Nichtbeschäftigung oder zu reduzierten wöchentlichen Arbeitszeiten; einige waren lediglich geringfügig beschäftigt. Die Einführung des Mindestlohns wurde als Schritt in die richtige Richtung zur Unterbindung von Lohndumping und mehr Anerkennung der Beschäftigten bezeichnet. Der zum Zeitpunkt der Untersuchung bestehende gesetzliche Mindestlohn von 8,50 Euro wird jedoch als zu gering eingeschätzt, um als gerechter Lohn wahrgenommen zu werden. Leistungen würden nicht anerkannt und finanzielle Bedarfe, etwa für die Miete vor allem in Städten, könnten oftmals nicht abgedeckt werden. Auch bei der Einhaltung und Kontrolle des Mindestlohns wird Verbesserungsbedarf gesehen.

The central question of this essay is how low wage earners perceive the minimum wage. The basis is a qualitative study of 31 focus group participants conducted in the summer of 2015. One of the main findings is that low wage earners are faced with numerous hindrances in their employment. Most participants mentioned illness, caring for family members, child rearing and advanced age as their main challenges on the job market. These either meant the participants were unable to work full time or were unable to work at all. Some of the focus group participants were only marginally employed. The introduction of the minimum wage was perceived as a step in the right direction of combating wage dumping as well as a higher recognition of low wage earners. However, the minimum wage of 8.50 Euro at the time the study was conducted was perceived as too low to establish justice on the basis of wage justice and the needs-base principle for low wage earners. Additionally, participants see the need for improvement of minimum wage compliance and its supervision.



Keywords: Entgelt/Tarifpolitik, Beschäftigungsformen/Prekarität, Subjektivität, Löhne/Mindestlohn, Familienarbeit/Care
Frei zugängliche Version: (econstor)
http://hdl.handle.net/10419/251451

keyboard_arrow_up