Statement vom 23. Mai 2023
Das Statistische Bundesamt hat heute bekannt gegeben, dass im vergangenen Jahr in Deutschland rund 0,6 Prozent mehr Wohnungen fertiggestellt wurden als 2021. Die Entwicklung kommentiert Konstantin Kholodilin, Immobilienökonom im Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), wie folgt:
Die Zahl fertiggestellter Wohnungen in Deutschland ist im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2021 um lediglich 0,6 Prozent gestiegen, was auf eine Stagnation der Bauaktivitäten hindeutet. Insgesamt wurden im Jahr 2022 gut 295 000 Wohnungen gebaut – rund vier Prozent weniger als noch 2020. Damit nähert sich die Zahl kaum dem vom Bund vorgegebenen Ziel von 400 000 Wohnungen pro Jahr, die notwendig wären, um der steigenden Nachfrage nach Wohnraum gerecht zu werden. Es ist äußerst wahrscheinlich, dass sich diese schwache Entwicklung angesichts der stark abnehmenden Zahl der Baugenehmigungen auch im laufenden Jahr fortsetzen wird. Gestiegene Zinssätze sowie deutlich höhere Bau- und Energiekosten spielen dabei eine bedeutende Rolle. Hinzu kommt, dass so mancher Bauträger auch aufgrund geplanter Gesetze und damit verbundener Unsicherheiten zögert. Unter dem Strich sind immer weniger Menschen bereit, neue Wohnungen zu erwerben und zu bauen. All dies markiert einen Einbruch des seit 2010 für viele Jahre zu sehenden Baubooms – ausgerechnet zu einer Zeit, in der Wohnraum knapp ist. Preisregulierung und Wohnraumlenkung können das Problem kaum lösen, während die Erweiterung der Wohngeld- und Bauförderung angesichts der damit verbundenen Inflationsgefahr und steigender Staatsverschuldung immer problematischer wird. Es wäre gut, ergänzende Konzepte zu entwickeln, die die Nachfrage so lenken, dass die in einigen Regionen vorhandenen leerstehenden Wohnungen in Anspruch genommen werden.
Themen: Immobilien und Wohnen