Abiturienten, die in größerer Entfernung von der nächsten Universität wohnen, nehmen seltener ein Universitätsstudium auf. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Studie des DIW Berlin. Sie sind deshalb beim Zugang zu höherer Bildung benachteiligt. "Die Wahrscheinlichkeit einer Studienaufnahme sinkt pro zehn Kilometer Entfernung zur nächsten Universität um 2 bis 3 Prozentpunkte", sagte DIW-Expertin C. Katharina Spieß.
Während der Einfluss anderer Faktoren auf den Zugang zu höherer Bildung wie zum Beispiel Geschlecht oder Bildungsstand der Eltern bereits bekannt sind, wurde der Einfluss der Entfernung zur nächsten Universität für Deutschland zum ersten Mal auf der Basis von Mikrodaten fundiert untersucht. Die Tatsache, dass Abiturienten, die weiter weg von der nächsten Universität wohnen, seltener ein Studium aufnehmen, liegt vermutlich primär an den damit verbunden Kosten. „Darunter fallen wohl Kosten für eine neue Wohnung oder eventuell auch hohe Pendelkosten“ formuliert Katharina Wrohlich, die zweite Verfasserin der Studie. Die Wissenschaftlerinnen konnten einen ähnlichen Effekt für Fachhochschulen nicht feststellen. Dies könnte entweder an der größeren Fachhochschuldichte in Deutschland oder an deren geringerer Studierendenzahl liegen. "Wenn die Bundesregierung ihr Ziel erreichen will, den Anteil der Studierenden auf 40 Prozent pro Jahrgang zu erhöhen, muss sie auch diese regionalen Faktoren berücksichtigen", sagte C. Katharina Spieß. Denkbar wäre zum Beispiel ein höherer BAFöG-Mietkostenzuschlag oder die Bereitstellung öffentlicher Mittel zur Gründung neuer Universitäten in bestimmten Regionen. Does Distance Determine Who Attends a University in Germany? Von C. Katharina Spieß und Katharina Wrohlich. SOEPpaper 118. Berlin, July 2008.