Mäßiger Alkoholkonsum bringt höheres Einkommen. Aber: Kein Wein-Effekt bei unter 35jährigen

Pressemitteilung vom 12. August 2008

Moderate Alkoholkonsumenten erzielen in Deutschland die höchsten Löhne. Insbesondere Weintrinker erhalten im Durchschnitt fünf bis zehn Prozent mehr Bruttolohn als Nichttrinker mit dem gleichen Bildungsstand, so das Ergebnis einer aktuellen DIW-Studie. "Als Ursache vermuten wir, dass diese Menschen engere berufliche und soziale Netzwerke knüpfen", sagte Nicolas Ziebarth, einer der Autoren der Studie.

Der Zusammenhang zwischen moderatem Alkoholkonsum und Erwerbseinkommen ist bereits in verschiedenen Studien aus anderen Ländern belegt worden. Die beiden DIW-Wissenschaftler Nicolas Ziebarth und Markus Grabka haben nun erstmals nachgewiesen, dass dieser Befund auch für Deutschland gilt. Zugleich untersuchten sie zum ersten Mal überhaupt, inwieweit sich diese Lohnvorteile auf die unterschiedlichen Trinkertypen aufteilen. Dabei zogen sie Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) aus dem Jahre 2006 heran. Bei genauerer Analyse zeigt sich, dass der positive Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Einkommen umso stärker ist, je älter die Arbeitnehmer sind. So ist bei unter 35-jährigen kein Zusammenhang zwischen Weinkonsum und Löhnen nachweisbar. Erstaunlich ist außerdem, dass Biertrinker nur in ländlichen Gegenden ein höheres Einkommen erzielen, während in der Stadt die Cocktailtrinker profitieren. 26 Prozent der deutschen Männer trinken vorrangig Bier, aber nur sieben Prozent in erster Linie Wein. Bei den Frauen zeigt sich mit 26 Prozent Wein- und fünf Prozent Biertrinkerinnen ein umgekehrtes Bild. Immerhin 37 Prozent der Männer und 21 Prozent der Frauen gaben an, keine Alkoholsorte bevorzugt zu trinken. Eine ganze Reihe möglicher Erklärungen für diese statistischen Zusammenhänge präsentieren die Autoren, die ihre Arbeit auf der bedeutendsten europäischen Konferenz für Ökonomen, der EEA in Mailand, vorstellen werden. „Wie oft bei solchen Studien ist es schwierig, die Frage nach den Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen eindeutig zu beantworten“, betont Nicolas Ziebarth. Eine mögliche Erklärung sieht er in den besseren beruflichen und sozialen Netzwerken von Trinkern, die diese meist nach Feierabend bei einem Bier oder einem Glas Wein knüpften. Um in der Ökonomensprache zu bleiben: „Alkoholkonsum ermöglicht einen effizienteren Aufbau von Humankapital, der sich wiederum in höheren Löhnen niederschlägt“, so Nicolas Ziebarth. Obwohl sich aus Studien dieser Art kaum direkte Politikempfehlungen ableiten lassen, können die Ergebnisse helfen, zu verstehen, weshalb zum Teil erhebliche Lohnunterschiede zwischen Arbeitnehmern mit gleichen Qualifikationen bestehen.

 

In Vino Pecunia? The Association Between Beverage-Specific Drinking Behavior and Wages. Von Nicolas R. Ziebarth und Markus M. Grabka. DIW Discussion Paper 779/2008; SOEPpaper 93/2008

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