In memoriam Hans-Jürgen Krupp

Personalie vom 6. August 2024

_{* 15. April 1933 – † 29. Juli 2024}

Der Gründer des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) ist im Alter von 91 Jahren am 29. Juli 2024 verstorben. Im Anschluss an sein Studium als Wirtschaftsingenieur wurde Hans-Jürgen Krupp 1969 als Professor für Wirtschafts- und Sozialpolitik an die Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main berufen und leitete die Universität von 1975 bis 1979. Ab 1972 leitete er das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Projekt „Sozialpolitisches Entscheidungs- und Indikatorensystem für die Bundesrepublik Deutschland“ (SPES), das bereits mit Forschenden der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften multidisziplinär ausgerichtet war. Diese Forschungsgruppe bildete Ende der 70er Jahre zudem den Nukleus für den DFG-Sonderforschungsbereich 3 „Mikroanalytische Grundlagen der Gesellschaftspolitik“ an den Universitäten Frankfurt am Main und Mannheim. Hans-Jürgen Krupp wurde 1979 zum Präsidenten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) ernannt und verantwortete seit 1983 als Antragsteller und Leiter des Teilprojektes B-5 „Das Sozio-ökonomische Panel“ die Ansiedlung dieser zunächst auf fünf, dann auf zehn Jahre angelegten Langzeitstudie zur Erforschung und Analyse des sozialen Wandels am DIW in Berlin. Das SOEP besteht mittlerweile seit 40 Jahren und zählt auch international zu einer wichtigen sozialwissenschaftlichen Datenquelle zu Deutschland.

Anlässlich der 25. Welle des SOEP erinnerte Hans-Jürgen Krupp an seine bereits in den 1970er Jahren erstmals entwickelte Gründungsidee für eine Haushaltspanel-Studie: „Es waren theoretische Überlegungen zur personellen Einkommensverteilung und die Einsicht in die sich abzeichnenden Möglichkeiten der elektronischen Datenverarbeitung, die mir klar gemacht hatten, dass angesichts dieser verbesserten Analysemöglichkeiten eine Mikro-Längsschnittdatenbasis für die Beantwortung vieler Fragen unserer sozialen Entwicklung unverzichtbar sein würde“ (online verfügbar).

Im Sommer 1988 wechselte der SOEP-Gründer nach Hamburg in die Politik und wurde zunächst Wirtschafts- und später Finanzsenator. Anschließend war Hans-Jürgen Krupp Präsident der damaligen Landeszentralbank Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern sowie Mitglied des Zentralbankrates der Deutschen Bundesbank.

Hans-Jürgen Krupp plauderte und diskutierte engagiert im Sommer 2012 zusammen mit seinem Sfb-3 Kollegen Wolfgang Zapf über die Entstehungsgeschichte des SOEP mit damaligen Weggefährt*innen, SOEP-Mitarbeitenden wie auch SOEP-Doktorand*innen.
© DIW Berlin (Foto: Stephan Roehl)

Hans-Jürgen Krupp blieb dem SOEP selbst in diesen neuen Rollen wie auch noch in seinem Ruhestand stets verbunden, teilte mit uns seine ursprünglichen Motive sowie Überzeugungen seiner Idee einer Panelstudie und war für die auf ihn folgenden SOEP-Leitungen nicht nur ein geschätzter Ratgeber, sondern auch regelmäßiger Ehrengast bei diversen SOEP-Jubiläen oder Tagungen. Hans-Jürgen Krupp verband mit dem SOEP und seiner Ansiedlung ans DIW ursprünglich die Hoffnung, dass es die Datengrundlage bilden könnte für eine Mikrofundierung der Makroökonomie. Aber stattdessen kam es zu einer Verdrängung der Makroökonomie durch eine steigende Mikrofundierung der Forschung, zu der vor allem auch das SOEP die erforderliche empirische Basis lieferte. Hans-Jürgen Krupp schloss anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des SOEP mit folgenden Worten über die Anfänge des Panels im Jahr 2008: „Man kann es als Ironie der Geschichte ansehen, dass das zentrale Motiv der Beantragung des Panels an Bedeutung verloren hatte, ohne dass das SOEP deswegen weniger Nutzen gehabt hätte – im Gegenteil“ (online verfügbar, S. 24).

Mit Hans-Jürgen Krupp verliert das SOEP seinen weitsichtigen Gründungsvater, eine prägende Leitungsfigur sowie einen langjährigen Wegbegleiter wie Förderer des SOEP. Wir trauern tief und sind in Gedanken bei seiner Familie. Wir werden sein Andenken in Ehren halten.

Im Namen aller derzeitigen sowie vieler ehemaliger Mitarbeitenden im SOEP.

Jan Goebel, Markus Grabka, Carsten Schröder, Sabine Zinn (Bereichsleitungen im SOEP) sowie Jürgen Schupp (von 2011 bis 2018 Direktor des SOEP und seit 2022 im Ruhestand).