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„Deutsche Wirtschaft wird unter Präsident Trump leiden“

Statement vom 6. November 2024

Zu den möglichen Folgen eines künftigen US-Präsidenten Donald Trump für die deutsche Wirtschaft eine Einschätzung von Geraldine Dany-Knedlik, Konjunkturchefin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin):

BlockquoteSollte Donald Trump seine Ankündigungen aus dem Wahlkampf wahr machen, wird dies die deutsche Wirtschaft empfindlich treffen. Eines seiner wichtigsten wirtschaftspolitischen Vorhaben ist die Erhöhung von Einfuhrzöllen, auch gegenüber Produkten aus Europa und damit Deutschland. Im Raum steht die Einführung eines allgemeinen Importzolls von zehn Prozent und eine Anhebung der Einfuhrzölle für chinesische Einfuhren auf 60 Prozent. Im Verlauf des Wahlkampfs fielen derweil sogar Vorschläge, den allgemeinen Importzoll auf 20 Prozent anzuheben und Automobilimporte grundsätzlich mit 100 Prozent zu verzollen.

Wie gewaltig bereits allgemeine Einfuhrzölle von zehn Prozent und Zölle in Höhe von 60 Prozent auf chinesische Einfuhren wären, zeigt die Tatsache, dass der Anteil der Zolleinnahmen der USA an deren gesamten Importvolumen von derzeit zwei bis drei Prozent auf 18 Prozent steigen würde – damit wäre schlagartig wieder der Stand des Jahres 1930 erreicht.

Für die deutsche Wirtschaft sind die USA gemessen am Exportanteil der wichtigste Handelspartner, deutlich vor China. Gerade zuletzt sind die USA für deutsche Unternehmen noch bedeutender geworden und haben die Handelsrückgänge mit China kompensiert. So scheinen die Risiken eines Handelskonflikts mit den USA für die deutsche Automobilindustrie besonders hoch. Die realwirtschaftlichen Effekte für Deutschland sind schwer abschätzbar, Einbußen von 0,1 bis 0,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts halten verschiedene Studien aber für möglich. Das klingt nach nicht viel, allerdings sind Effekte infolge von Verunsicherung in diesen Zahlen nicht enthalten.

Die Wahl Trumps zum US-Präsidenten dürfte international für Verunsicherung sorgen, wie die Vergangenheit zeigt: Unternehmen werden Investitionen dann erst einmal aufschieben und Haushalte ihr Geld zusammenhalten. Das richtet weiteren wirtschaftlichen Schaden an. Da die deutsche Industrie gerade in einem schwerfälligen Strukturwandel steckt, ist der Zeitpunkt dafür äußerst ungünstig. Zudem besteht Unsicherheit im Hinblick auf die Vergeltungsmaßnahmen, die andere Länder in Reaktion auf die US-amerikanischen Einfuhrzölle womöglich ergreifen werden. Weitere Eskalationen der Handelsstreitigkeiten dürften den deutschen Außenhandel zusätzlich belasten.

Geraldine Dany-Knedlik
Geraldine Dany-Knedlik

Leitung Prognose und Konjunkturpolitik in der Abteilung Makroökonomie

Themen: Konjunktur

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