In Deutschland bestehen Lücken bei der Absicherung gegen Naturkatastrophen: Nur ein Bruchteil der zu erwartenden Schäden ist derzeit versichert. Durch den Klimawandel wird auch für Deutschland eine Zunahme von Orkanen, Überschwemmungen, Hochwasser und Sturmfluten erwartet. Bliebe es bei dem bisherigen lückenhaften Versicherungssystem, kämen auf den Staat immer höhere Finanzierungslasten zu. Darauf hat das DIW Berlin bei der Veröffentlichung neuer Forschungsergebnisse zur Absicherung gegen Naturgefahren hingewiesen.
Die Forschungsergebnisse von 16 Autorinnen und Autoren aus Deutschland, Österreich, den Niederlanden und der Schweiz sind im neuen Vierteljahrsheft für Wirtschaftsforschung veröffentlicht. Die beiden verantwortlichen Herausgeber Reimund Schwarze und Gert G. Wagner wollen damit die Debatte über eine bessere Absicherung gegen die Kosten des Klimawandels neu beleben. Zwar ist die Reform der Versicherung gegen Naturgefahren einer der Eckpfeiler der EU-Kommission für die Anpassung an den Klimawandel. In Deutschland sind entsprechende Reformbemühungen jedoch bislang gescheitert. Trittbrettfahrer können auf den Staat zählen Dabei besteht Handlungsbedarf: So ist das in Deutschland bestehende System der freiwilligen Zusatzversicherung gegen Elementarschäden nach der Analyse der Ökonomen ungeeignet für die zu erwartende Zunahme von Naturgefahren: „Statt Anreize für Prävention zu setzen, verleitet das jetzige System dazu, sich als Trittbrettfahrer bei der Schadensregulierung auf den Staat zu verlassen,“ sagte Prof. Dr. Reimund Schwarze, der das Forschungsgebiet am DIW Berlin koordiniert. „Wer sich freiwillig versichert, muss derzeit für andere mitbezahlen.“ Auch in Europa insgesamt sind Reformen notwendig: „Die gewachsenen Systeme der Naturgefahrensicherung in Europa sind ebenso lückenhaft wie be-häbig, wenn es darum geht, sich auf die neuen Bedingungen durch den Klimawandel einzustellen“, so Reimund Schwarze. Für Schwarze steht fest: „Deutschland braucht ein gerechtes und leistungsfähiges Management von Naturgefahren. Vorsorge und verantwortungsbewusstes Handeln müssen sich lohnen.“ Vorsorge soll belohnt werden Das DIW Berlin plädiert für die Einführung einer gesetzlichen Versicherungs-pflicht gegen Elementarschäden. „Der Klimawandel wird kommen – deshalb sollten wir jetzt handeln“, sagte DIW-Abteilungsleiter Prof. Dr. Gert G. Wagner. Die Versicherung gegen Naturgefahren sei ein Musterbeispiel, dass man die Risikovorsorge nicht dem freien Spiel des Marktes überlassen könne. „Die Freiwilligkeit der bisherigen Risikoabsicherung bedeutet, dass ein funktionierender Markt für Versicherungen gar nicht erst zustande kommt,“ so Wagner. „Die Bankenkrise hat aber gezeigt: Wer Risiken eingeht, darf sich nicht darauf verlassen können, dass am Ende die Allgemeinheit bezahlt.“ Stürme, Fluten, Erdbeben – Wie sich Europa gegen Naturkatastrophen versichern kann. Vierteljahrshefte zur Wirtschaftsforschung des DIW Berlin, Heft 4 (2008), erschienen bei Verlag Duncker & Humblot. Verantwortliche Herausgeber: Reimung Schwarze und Gert G. Wagner. Eine begrenzte Zahl von Rezensionsexemplaren kann über die Pressestelle des DIW Berlin bezogen werden.