Um die Zustimmung, die eine politische Partei in der Bevölkerung findet, empirisch zu ermitteln, gibt es neben den offiziellen Wahlergebnissen zwei Indikatoren, die auf der Basis von Befragungen konstruiert werden: die sogenannte Sonntagsfrage und die Parteibindung (wissenschaftlich korrekt Parteiidentifikation, manchmal Anhängerschaft).
Die Parteibindung wird in der deutschen Wahlforschung mit der folgenden Frage gemessen: „Viele Leute in der Bundesrepublik neigen längere Zeit einer bestimmten Partei zu, obwohl sie auch ab und zu eine andere Partei wählen. Wie ist das bei Ihnen: Neigen Sie einer bestimmten Partei in Deutschland zu?". Sofern die Befragten dies bejahen, wird daraufhin ermittelt, welcher Partei sie zuneigen. Die Parteibindung bildet längerfristige Trends der Unterstützung von Parteien durch unterschiedliche Bevölkerungsgruppen ab.
Wahlprognosen berücksichtigen neben der aktuellen Stimmung in der Bevölkerung (Sonntagsfrage) auch oftmals langfristige Bindungen der Bürger (Parteibindung). Ein gängiger Befund in vielen westlichen Ländern ist die abnehmende Häufigkeit von Parteibindungen. Derzeit geben etwa 50 Prozent der Befragten in einer jährlichen Erhebung des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) an, sich langfristig einer Partei verbunden zu fühlen. In den 80er Jahren lag dieser Anteil noch zehn Prozentpunkte höher. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die anderen 50 Prozent der Befragten politisch völlig ungebunden sind. Viele Befragte schwanken bei zwei aufeinanderfolgenden Erhebungen zwischen der Nennung einer Parteibindung und politischer Unabhängigkeit.
Das DIW Glossar ist eine Sammlung von Begriffen, die in der wissenschaftlichen Arbeit des Instituts häufig verwendet werden. Die hier gelieferten Definitionen sollen dem besseren Verständnis der DIW-Publikationen dienen und wichtige Begriffe aus der empirischen Wirtschafts- und Sozialforschung so prägnant wie möglich erklären. Das Glossar hat keinen Anspruch auf lexikalische Vollständigkeit.