Der Begriff Unternehmensgründung ist nicht deckungsgleich mit dem Begriff Existenzgründung. Bei der Unternehmensgründung steht die Schaffung einer wirtschaftlichen Einheit im Vordergrund, die durch die Eigenschaften der rechtlichen und wirtschaftlichen Selbständigkeit, der Teilnahme am Marktgeschehen als Anbieter von Gütern oder Dienstleistungen mit der Absicht auf Gewinnerzielung und Dauerhaftigkeit charakterisiert ist. Bei der Existenzgründung steht im Gegensatz dazu die Gründerperson, also eine natürliche Person, im Mittelpunkt der Betrachtung. Existenzgründungen werden durch die Aufnahme einer selbständigen Tätigkeit basierend auf einer neu errichteten oder bereits bestehenden wirtschaftlichen Einheit erfasst. Dabei sollten der Gründerperson die Entscheidungsvollmachten in den Kernbereichen der Geschäftsführung dauerhaft obliegen.
Es gibt in Deutschland verschiedene Berichtswesen, die regelmäßig Informationen zu Existenz- und Unternehmensgründungen präsentieren. Sie verwenden unterschiedliche Erhebungsverfahren und Erhebungsquellen, haben einen unterschiedlichen Erhebungsumfang und erfassen unterschiedliche Erhebungszeiträume:
- Der Mikrozensus der amtlichen Statistik ist eine jährlich durchgeführte repräsentative Befragung von rund 820 000 Personen, die in rund 370 000 Haushalten in Deutschland leben. Erfasst wird neben dem Erwerbsstatus eine Vielzahl von demografischen und sozio-ökonomischen Merkmalen. Der Mikrozensus liefert umfassende Daten über Existenzgründer und unternehmerisch Selbständige im Haupt-, Neben- und Zuerwerb. Allerdings sind nur wenige Informationen zu dem betreffenden Unternehmen verfügbar. Größter Vorteil: Die Zahl der Existenzgründungen lässt sich zuverlässig auf die Gesamtbevölkerung hochrechnen.
- Grundlage der Gewerbeanzeigenstatistik sind die obligatorischen Gewerbeanmeldungen bei den Gewerbemeldeämtern. Der Informationsgehalt der Statistik zur Person des Gründers und zum betreffenden Gewerbe ist sehr gering. Da vielfach Gewerbe angemeldet, aber nicht ausgeübt werden, ist die Anzahl der Gründungen in der Gewerbemeldestatistik einerseits überschätzt; andererseits fehlen Informationen über nicht meldepflichtige Wirtschaftsbereiche, zum Beispiel über die freien Berufe. Empirische Analysen haben gezeigt, dass die Anzahl der Gründungen in dieser Statistik stark überhöht ausgewiesen wird. Größter Vorteil: zeitnahe Erfassung des Gründungsgeschehens
- Die Statistik der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten der Bundesagentur für Arbeit kann in der Aufbereitung als Betriebsdatei für Analysen des Gründungsgeschehens genutzt werden. Sie enthält detaillierte Informationen über die Beschäftigung in Betrieben im Sinn örtlicher Produktionseinheiten. Es fehlen allerdings Informationen zur Person des Gründers. Da Gründungen ohne sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nicht erfasst sind, wird die Anzahl der Gründungen in dieser Statistik stark unterschätzt. Größter Vorteil: weitergehende Informationen über Betriebe, in denen neben dem Gründer/Unternehmer weitere Personen beschäftigt werden.
- Das Mannheimer Unternehmenspanel des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) beruht auf Aufbereitungen von Daten der Wirtschaftsauskunftei Creditreform. Die Informationen umfassen insbesondere finanzielle Aspekte, aber in der Regel auch die Beschäftigtenzahl der Unternehmen. Die Erfassung sehr kleiner Unternehmen ist unvollständig. Dementsprechend wird die Anzahl der Gründungen unterschätzt. Demografische und sozio-ökonomische Informationen zur Person des Gründers sind kaum enthalten. Größter Vorteil: Informationen über Gründungen mit Innovationspotential.
- Der Global Entrepreneurship Monitor (GEM) basiert auf einer repräsentativen telefonischen Bevölkerungsbefragung, die jährlich weltweit in mehr als 50 Ländern durchgeführt wird. In Deutschland werden pro Jahr zwischen 5 500 und 7 500 Personen befragt. Erfasst werden neben dem Erwerbsstatus auch diverse persönliche Merkmale. Informationen über das betreffende Unternehmen sind begrenzt verfügbar. Größter Vorteil: Die Datenbasis ermöglicht insbesondere internationale Vergleiche der Gründungsneigung in der Bevölkerung.
- Der KfW-Gründungsmonitor beruht auf einer jährlichen telefonischen Bevölkerungsbefragung von anfänglich 40 000 und derzeit etwa 50 000 Personen. Wesentliches Ziel des Monitors ist die Gewinnung von Informationen über das Gründungsgeschehen in Deutschland. Der Monitor bietet umfangreiche demografische und sozio-ökonomische Informationen über die Gründer. Bisherige Hochrechnungen auf der Grundlage des Monitors kommen allerdings zu teilweise weinig plausiblen Ergebnissen. Größter Vorteil: Informationen über den Kapitalbedarf von Gründern
Unternehmensgründungen erneuern den Unternehmensbestand einer Volkswirtschaft. Daher spielt ein lebendiges Gründungsgeschehen für hoch entwickelte Länder wie Deutschland eine wichtige Rolle. Der Einstieg neuer Unternehmer in den Markt trägt wesentlich dazu bei, dass sich Volkswirtschaften weiter entwickeln und wachsen. Dieser positive Wachstumsbeitrag ergibt sich zum einen aus den von den Gründern geschaffenen Arbeitsplätzen. Zum anderen stimuliert der Markteintritt neuer Firmen Innovationen, führt zu Produktivitätssteigerungen und beschleunigt den Strukturwandel. Ebenso wichtig ist, dass neu gegründete Unternehmen erhöhten Wettbewerbsdruck auf bereits etablierte Anbieter im Markt ausüben.