Das Update des Führungskräfte-Monitors zeigt nach wie vor ein ernüchterndes Bild, was die Gleichstellung von Mann und Frau in Führungspositionen betrifft. So waren 27 Prozent der Führungskräfte in der Privatwirtschaft im Jahr 2008 Frauen. Damit ist der Anteil genauso hoch wie 2006. Im Schnitt leiten Männer in Führungspositionen größere Teams als Frauen und sie sind im Mittelmanagement und im Topmanagement deutlich häufiger vertreten als Frauen. Zusammenfassend gilt: Je höher die Hierarchieebene, desto seltener sind Frauen dort vertreten. Am häufigsten arbeiten Frauen in Führungspositionen im unteren Management. Ende 2009 war der Anteil der Frauen in den Vorständen der Top-100-Unternehmen sogar unter die Ein- Prozent-Marke gerutscht. Auch der Verdienst von Frauen ist in Führungspositionen weit geringer als der von Männern; der Verdienstunterschied (»gender pay gap«) lag im Jahr 2008 bei 28 Prozent und damit fast so hoch wie 2001. Im Beobachtungszeitraum haben sich dennoch einige strukturelle Verbesserungen ergeben: Frauen in Führungspositionen arbeiten heute häufiger als früher in Großbetrieben und weniger in Kleinbetrieben. Beide Geschlechter sind immer mehr in »Mischberufen« tätig, also in Berufen, die ähnlich oft von Frauen wie von Männern ausgeübt werden. Der Anteil der Hochschulabsolventinnen unter den Führungskräften liegt mittlerweile über dem der Hochschulabsolventen. Derartige positive Veränderungen reichten aber nicht aus, um eine Trendwende bei der Besetzung von Führungspositionen und beim Verdienst herbeizuführen. Die Dominanz von Männern in Führungsetagen hat dazu geführt, dass hier männliche Lebenswelten die Norm bilden. Dazu gehören lange Arbeitszeiten und eine hohe berufliche Verfügbarkeit. Für die Familie bleibt insbesondere werktags wenig Zeit. Auch die Hausarbeit verbleibt vornehmlich bei der Partnerin, während weibliche Führungskräfte sich zwar eher die Hausarbeit mit dem Partner teilen, aber im Schnitt mit 60 Prozent immer noch einen höheren Anteil übernehmen. Die stillschweigende Erwartung, dass Frauen in der Partnerschaft die Verantwortung für die unbezahlte Haus- und Familienarbeit übernehmen, ist sicherlich mitentscheidend für die Tatsache, dass Frauen in Führungspositionen weit seltener als ihre männlichen Kollegen verheiratet sind und seltener Kinder haben. Immer stärker gerät der Einfluss von Geschlechterstereotypen ins Blickfeld, die für Frauen zum Nachteil auf dem Arbeitsmarkt wirken. Sie sind offenbar einer der Gründe für die hartnäckig bestehenden Ungleichheiten in den Führungspositionen. Der vorliegende Bericht stellt die Situation von Frauen und Männern in Führungspositionen in der Privatwirtschaft im Zeitraum 2001 bis 2008 anhand von acht Kernindikatoren und 50 Einzelindikatoren dar. Zu dieser Gruppe werden auch Angestellte mit hochqualifizierten Tätigkeiten gezählt. Alle Einzelindikatoren wurden für den gesamten Beobachtungszeitraum mit der aktualisierten Hochrechnung des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) neu berechnet. Durch das verbesserte Gewichtungsverfahren können sich Einzelergebnisse von jenen in früheren Veröffentlichungen unterscheiden. Insgesamt führt die neue Hochrechnung zu stringenteren und plausibleren Ergebnissen in der zeitlichen Entwicklung.
Themen: Gender, Arbeit und Beschäftigung
Frei zugängliche Version: (econstor)
http://hdl.handle.net/10419/129186
Frei zugängliche Version: (pi)
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0084-diwkompakt_2010-0561