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Herbstgrundlinien 2013

DIW Wochenbericht 38 / 2013, S. 3-40

Ferdinand Fichtner, Simon Junker, Guido Baldi, Jacek Bednarz, Franziska Bremus, Karl Brenke, Christian Dreger, Hella Engerer, Christoph Große Steffen, Philipp König, Claus Michelsen, Malte Rieth, Dirk Ulbricht, Kristina v. Deuverden u.a.

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Abstract

Die deutsche Wirtschaft folgt einem moderaten Aufwärtstrend. Zwar war die wirtschaftliche Dynamik im zweiten Quartal hoch, diese Entwicklung dürfte aber durch Sondereffekte überzeichnet sein. Im weiteren Verlauf wird die Produktion dann stetig zunehmen; 2014 liegt das Wachstum bei 1,7 Prozent, nach 0,4 Prozent in diesem Jahr. Nach einem schwachen Jahresauftakt hat die Weltwirtschaft im zweiten Quartal etwas Fahrt aufgenommen. Vor allem die Industrieländer lassen trotz anhaltend restriktiv wirkender Finanzpolitik eine erhöhte wirtschaftliche Dynamik erkennen; geringe Inflationsraten und eine sich verbessernde oder zumindest stabilisierende Arbeitsmarktsituation stützen den Konsum. Im Zuge zurückgehender Unsicherheit und anhaltend expansiver Geldpolitik dürfte im weiteren Verlauf auch die bisher zögerliche Investitionstätigkeit an die kräftigere Entwicklung des Konsums anknüpfen. Hingegen ist in vielen Schwellenländern aufgrund der verhaltenen binnen- und außenwirtschaftlichen Entwicklung das Expansionstempo gedämpfter. Alles in allem dürfte sich das Wachstum der Weltwirtschaft beschleunigen und im kommenden Jahr bei knapp vier Prozent liegen, nach etwa drei Prozent im laufenden Jahr. In Deutschland war die konjunkturelle Dynamik im zweiten Quartal kräftig; diese Entwicklung war aber durch Nachholeffekte in der Bauwirtschaft infolge des strengen Winters überzeichnet. Im dritten Quartal dürfte das Wachstum etwas schwächer ausfallen, denn die Produktion in der Industrie wird nur zögerlich ausgeweitet, zuletzt war sie sogar rückläufig. Die Auftragseingänge lassen weitere, wenngleich nur moderate Zuwächse erwarten. Die gute und sich weiter aufhellende Stimmung in den Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes spricht dafür, dass die Produktion im weiteren Verlauf anziehen wird. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist nach wie vor gut und der Beschäftigungsaufbau setzt sich – wenn auch in etwas abgeschwächtem Tempo fort. Die zunehmende Zahl an Arbeitnehmern spiegelt sich allerdings nicht in einem entsprechenden Rückgang bei der Zahl der Arbeitslosen wider; stattdessen profitiert der Arbeitsmarkt in Deutschland auch im kommenden Jahr von Wanderungsgewinnen. Auch die Arbeitslosenquote verharrt in diesem und im nächsten Jahr bei knapp sieben Prozent. Die Lohnentwicklung wird etwas schwächer als in den vergangenen zwei Jahren, aber weiterhin kräftig sein. In einem Umfeld moderater Teuerung – die Inflationsrate dürfte in diesem Jahr bei 1,6 Prozent und im kommenden bei 1,9 Prozent liegen – wird der private Konsum die wirtschaftliche Entwicklung merklich antreiben. Dies lässt auch die Investitionen nach und nach zunehmen, die zudem durch die sich im Zuge der weltwirtschaftlichen Erholung belebenden deutschen Exporte gestützt werden. Aufgrund der binnenwirtschaftlichen Entwicklung legen die Importe allerdings etwas stärker zu, so dass der Außenhandel per Saldo das Wachstum leicht dämpft. Wie bereits im Jahr 2012 werden die öffentlichen Haushalte auch im Prognosezeitraum mit einem Überschuss abschließen; in Relation zum nominalen Bruttoinlandsprodukt liegt er in diesem Jahr bei 0,2 und im kommenden Jahr bei 0,3 Prozent. Die günstige Entwicklung der öffentlichen Finanzen eröffnet Spielräume, die nun entschieden genutzt werden sollten, um das potentielle Wachstum der deutschen Wirtschaft zu erhöhen. So besteht in Deutschland mittlerweile erheblicher Nachholbedarf bei den öffentlichen Investitionen, allein um die Substanz zu erhalten. Gerade weil die Finanzlage der Kommunen sich zusehends verbessert, ist jetzt ein guter Zeitpunkt für eine Stärkung der wirtschaftspolitischen Aktivitäten in diesem Bereich.

The German economy is following a moderate upward trend. At 0.7 per cent, growth in the second quarter was strong compared to the first quarter, but this development was overstated by special effects. In the course of the next quarters production accelerates. In the coming year, growth will reach 1.7 per cent. After a weak start into the year, the global economy picked up somewhat in the second quarter. Overall, the momentum has shifted towards industrialized countries where, despite limited scope for fiscal policy to stimulate theeconomy, low inflation rates and the improving or at least stabilizing labor market situation are fostering consumption. As a result of declining uncertainty and still expansionary global monetary policy, previously subdued investment activity builds on the upward movement of consumption and the thus stimulated revival of world trade. On the opposite, the pace of expansion in many emerging countries remains subdued due to both weak domestic and foreign demand. Altogether, the world economy continues to recover due to the impetus fromindustrial countries and is expected to grow at about four per cent in the coming year, after three per cent in 2013. Growth in Germany was strong in the second quarter, but this development was boosted by a catch-up effect in the construction industry due to the severe winter. In the current quarter, growth is expected to be slightly weaker since industrial production is growing only at a moderate pace and has even fallen recently. However, new orders indicate a mild upward movement of the economy thereafter. In addition, the continued positive sentiment in the manufacturing sector signals an increase in production. The labor market conditions are still favorable and employment growth is expected to continue – albeit at a slightly lower rate. Nevertheless, the increase in employment is not reflected in a corresponding decrease in persons unemployed; instead, the German labor market is profiting from positive net migration. Hence, this year and next year, the unemployment rate remains at seven per cent. Wages will rise less than in the previous two years, but still at a tangible rate. Price increases will remain moderate. An inflation rate of 1.6 per cent is expected for this year and of 1.9 per cent for the coming year. Against this backdrop, private consumption continues to be a main pillar of the expansion. The recovering global economy will lead to rising exports and will subsequently encourage companies to invest more dynamically. However, imports - driven by robust domestic demand - will increase by more than exports such that a negative current account slightly curbs growth. The public sector is expected to have a surplus in the forecast period; it amounts to 0.2 per cent in relation to nominal GDP this year and to 0.3 per cent next year. Economic policy should use the existing scope decisively to enhance the growth potential of the economy. By now, there exists considerably backlog in investment, even to maintain the current level of the capital stock. Given the improving fiscal balances of the municipals in particular, it is time for them to boost public investment.

Malte Rieth

Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Makroökonomie

Guido Baldi

Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Makroökonomie

Kristina van Deuverden

Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Vorstand

Hella Engerer

Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt

Themen: Konjunktur



JEL-Classification: E32;E66;F1
Keywords: Business cycle forecast, economic outlook
Frei zugängliche Version: (econstor)
http://hdl.handle.net/10419/83682

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