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Aufschwung bei gedämpfter Weltkonjunktur: Frühjahrsgrundlinien 2015

DIW Wochenbericht 11 / 2015, S. 219-247

Ferdinand Fichtner, Guido Baldi, Franziska Bremus, Karl Brenke, Christian Dreger, Hella Engerer, Christoph Große Steffen, Simon Junker, Claus Michelsen, Katharina Pijnenburg, Maximilian Podstawski, Malte Rieth, Kristina van Deuverden, Aleksandar Zaklan

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Abstract

Die deutsche Wirtschaft erholt sich weiter und wird in diesem Jahr wohl um 2,2 Prozent wachsen. Bei etwas schwächeren Zuwächsen beträgt das Plus im kommenden Jahr 1,9 Prozent. Im Zuge der günstigen konjunkturellen Entwicklung wird die Arbeitslosenquote weiter sinken, auf 6,4 Prozent in diesem Jahr und 6,1 Prozent im kommenden Jahr. Die Inflation wird in diesem Jahr durch die Ölpreise gedämpft und beläuft sich jahresdurchschnittlich auf 0,5 Prozent; aber auch im kommenden Jahr bleibt sie mit 1,2 Prozent niedrig. Diekonjunkturelle Erholung der Weltwirtschaft setzt sich fort. Der moderate Aufschwung wird vor allem von der Konsumentwicklung in den Industrieländern getragen. Eine sich allmählichverbessernde Arbeitsmarktsituation, aber auch die gesunkenen Ölpreise, schieben über die Kaufkraft den privaten Verbrauch an; die Investitionstätigkeit der Unternehmen dürfte etwas anziehen. Auch im Euroraum stützt die Konsumnachfrage das Wachstum; allerdings besteht eine Reihe von strukturell belastenden Faktoren fort. Insbesondere in den Krisenländern ist die Arbeitslosigkeit weiter hoch und die öffentliche und private Verschuldung belasten die Nachfrage. In den Schwellenländern dürfte das Wachstum zunächst schwach bleiben. Alles in allem dürfte die jahresdurchschnittliche Wachstumsrate der Weltwirtschaft im Jahr 2015 bei 3,8 Prozent und im darauffolgenden Jahr bei 4,0 Prozent liegen.Trotz insgesamt günstiger Aussichten bleiben konjunkturelle Risiken bestehen: Die Finanzmärkte könnten etwa auf ein Wiederaufflammen der Krise im Euroraum, aber auch auf eine Verschärfung des Ukraine-Konflikts erneut mit erheblicher Anspannung reagieren. Getrieben durch eine starke Binnennachfrage wächst die deutsche Wirtschaft kräftig und dürfte im späteren Verlauf auf den Potentialpfad einschwenken. Das Wachstum wird stärker als vor der Krise vom Konsum getragen, der vom anhaltenden Beschäftigungsaufbau und spürbaren Lohnzuwächsen profitiert. Trotz ausgelasteter Kapazitäten bleibt die Inflationsrate niedrig; Anzeichen für eine Überhitzung der deutschen Wirtschaft gibt es nicht. Wichtige Absatzmärkte haben im Vergleich zu den Vorkrisenjahren an Dynamik verloren, der Außenhandel dürfte daher lediglich geringe Impulse liefern; in diesem Umfeld werden dieInvestitionen in Ausrüstungen wohl nur moderat ausgeweitet und, anteilig an der Wirtschaftsleistung, weit unter ihrem Vorkrisenniveau bleiben. Hinzu kommt, dass nach wie vor Risiken für die Finanzmarktstabilität bestehen, die zusätzlich die Investitionsfreude der Unternehmen dämpfen könnten. Die Bauinvestitionen dürften aufgrund verminderter Renditechancen im Wohnungsbau an Schwung verlieren. Alles in allem ist damit die Gefahr einer Überhitzung der deutschen Wirtschaft gering. Die Einnahmen des Staates expandieren kräftig; trotz eines gelockerten Ausgabekurses werden die öffentlichen Haushalte daher in beiden Jahren des Prognosezeitraums Überschüsse von jeweils etwa einem halben Prozent erzielen.

The German economy continues to recover, and will grow by 2.2 percent in 2015. With slightly abated increases, the annual growth rate will be 1.9 percent in 2016. Driven by this favorable economic development, the unemployment rate will further decline, to 6.4 percent this year and 6.1 percent in 2016. Inflation, which averages 0.5 percent this year, will be substantially dampened by the slump in oil prices; in 2016 as well, inflation will remain low, at 1.2 percent. The global economy continues in its recovery. The moderate upswing is primarily driven by the growth of consumption in industrialized countries. A gradually improving situation in labor markets, as well as the slump in oil prices, is propelling the purchasing power of private consumers. Together with expansionary monetary policy these developments are expected to stimulate corporate investment activity. In the euro area as well, growth is supported by consumer demand. However, there are a number of structurally burdensome factors: In the crisis-stricken countries in particular, unemployment remains high and the public and private debt are dampening demand. For the time being, growth in the emerging markets is expected to lag behind. Overall, the average annual growth rate of the global economy is expected to be 3.8 percent in 2015, with an increase to 4.0 percent in the following year. The German economy is currently recovering, driven by strong domestic demand, and should be back on its potential path over the course of this year. Growth will be based, more heavily than it was before the crisis, on consumption, which benefits from ongoing employment growth and substantial wage increases. Despite full capacity utilization, inflation is bound to remain weak; there is no sign of the German economy overheating. Important markets have lost momentum when compared to the pre-crisis years - foreign trade is therefore likely to provide only minor stimulus. In this environment, investments in equipment and machinery will only experience a moderate expansion, and relative to GDP, will remain well below their pre-crisis levels. It should be added that there are still risks to financial stability, which might also dampen corporations' enthusiasm for investments. Construction spending will soften, due to the recent abatement in yields from residential investment. Overall, the risk of the economy overheating is low. Government revenues are surging: Despite a rather loose spending behavior, the public budget surpluses will reach approximately 0.5 percent in both years of the forecast period.

Malte Rieth

Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Makroökonomie

Guido Baldi

Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Makroökonomie

Kristina van Deuverden

Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Vorstand

Hella Engerer

Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt

Themen: Konjunktur



JEL-Classification: E32;E66;F01
Keywords: Business cycle forecast, economic outlook
Frei zugängliche Version: (econstor)
http://hdl.handle.net/10419/108859

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