Statement vom 29. Dezember 2017
Ein Kommentar von DIW-Steuerexperte Stefan Bach zum 50-jährigen Jubiläum der Mehrwertsteuer in Deutschland.
In Deutschland ist die Mehrwertsteuer mit einem jährlichen Aufkommen von 230 Milliarden Euro oder 7 Prozent des BIP einer der beiden Grundpfeiler des Steuersystems – neben der Einkommensteuer. Im Vergleich zu dieser ist die Mehrwertsteuer einfacher zu erheben und kommt mit niedrigeren Steuersätzen aus, was sie günstiger für die wirtschaftliche Entwicklung macht. Zugleich ist sie jedoch in ihrer Verteilungswirkung ungerechter als die Einkommensteuer, da auch Arme mit ihrem Existenzminimum besteuert werden und Besserverdiener keine höheren Steuersätze zahlen. Wenn man also die unteren und mittleren Einkommensschichten steuerlich entlasten will, sollte man nicht die Einkommensteuer senken, sondern die Mehrwertsteuer. Historisch gesehen ist die Mehrwertsteuer das jüngste Kind des modernen Steuerstaats. Nach Schwierigkeiten bei ihren Vorläufern entwickelte sie sich seit ihrer Reform in den 60er Jahren prächtig und wurde zu einem europäischen Exportschlager: Sie wurde in fast allen entwickelten Ländern und den meisten Schwellenländern eingeführt. Eine Ausnahme stellen die USA dar, dort werden ähnlich wirkende Verkaufssteuern von den Bundesstaaten erhoben.
Themen: Steuern , Verteilung