Die Premiere: Im April erscheint der erste Aufsatz in einer Fachzeitschrift auf Basis der SOEP-Daten: Der Sozialwissenschaftler Christoph F. Büchtemann, damals Mitarbeiter im SOEP am DIW Berlin, belegt darin, dass die viel beschworene „Neue Armut“ bei Weitem nicht so verbreitet ist, wie viele glauben: Die allermeisten der damals zwei Millionen Arbeitslosen in der Bundesrepublik sind durch die Arbeitslosenversicherung gut abgesichert.
Büchtemann, Christoph F.: Soziale Sicherung bei Arbeitslosigkeit und Sozialhilfebedürftigkeit – Datenlage und neue Befunde, in: Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (MittAB) 18, Nr. 4, 1985, S. 450–466
Noch nicht einmal ein Jahr vergeht zwischen dem Fall der Mauer am 9. November 1989 und der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990. Die Macherinnen und Macher des SOEP sind noch schneller: Bereits im Juni 1990 führen 214 Interviewerinnen und Interviewer die erste SOEP-Befragung in Ostdeutschland durch. Das SOEP ist die einzige sozialwissenschaftliche Erhebung, die den Transformationsprozess vom geteilten Deutschland zur heutigen Bundesrepublik begleitet hat. Eine Bilanz ziehen die SOEP-Forscher und -Forscherinnen fast 25 Jahre später: Die deutsche Wiedervereinigung ist mehr als ein wirtschaftlicher Erfolg. Die Menschen in den neuen Bundesländern sind heutzutage so zufrieden wie noch nie.
Priem, Maximilian; Schupp, Jürgen: Alle zufrieden – Lebensverhältnisse in Deutschland, in: DIW-Wochenbericht, Nr. 40, 2014, S. 1001-1008.
Erstmals werden die in den befragten Haushalten lebenden Heranwachsenden persönlich befragt. Im SOEP-Jugendfragebogen machen seit dem Jahr 2000 in jedem Befragungsjahr alle 17-Jährigen Angaben zu ihrer Schullaufbahn, ihrem Verhältnis zu Eltern und Geschwistern, ihren Freizeitaktivitäten und zu ihren Erwartungen an die Zukunft. Die Jugenddaten sind mit allen erhobenen Daten der anderen Familienmitglieder im Haushalt verknüpfbar. So können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Antworten finden auf die Frage nach dem Einfluss des Elternhauses auf die Zukunft des Nachwuchses. Die SOEPForscher Jürgen Schupp und Adrian Hille fanden so zum Beispiel heraus, dass frühes Musizieren die Bildungserfolge von Jugendlichen fördert – und zwar insbesondere in weniger gebildeten Familien.
Hille, Adrian; Schupp, Jürgen: How Learning a Musical Instrument Affects the Development of Skills, in: Economics of Education Review 44, 2015, S. 56–82.
Die Entdeckung der frühen Kindheit: SOEP-Forscherinnen und -Forscher entwickeln den ersten MutterKind-Fragebogen. Darin werden seither alljährlich Informationen zur Betreuungssituation der zwei- bis dreijährigen Kinder in den SOEP-Haushalten, zu ihrer Gesundheit, ihrer Persönlichkeit, ihren Talenten und ihrem Entwicklungsstand abgefragt. Mit Hilfe des Mutter-Kind-Fragebogens haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des DIW Berlin zum Beispiel herausgefunden, dass sich ein Kitabesuch auf die Alltagsfähigkeiten der Kinder positiv auswirkt.
Müller, Kai-Uwe; Spieß, C. Katharina; Wrohlich, Katharina: Kindertagesbetreuung: Wie wird ihre Nutzung beeinflusst und was kann sie für die Entwicklung von Kindern bewirken?, in: Vierteljahrshefte zur Wirtschaftsforschung 83, Nr. 1, 2014, S. 49-67.
Die Persönlichkeits- und Entwicklungspsychologen entdecken das SOEP. Einer der ersten ist der US-amerikanische Glücksforscher Ed Diener. Gemeinsam mit anderen Forschern belegt er auf Basis der SOEP-Daten, dass der Verlust des Arbeitsplatzes vor allem bei Männern in Deutschland zu einem lang anhaltenden Rückgang des subjektiven Wohlbefindens führt.
Lucas, Richard E.; Clark, Andrew E.; Georgellis, Yannis; Diener, Ed: Unemployment Alters the Set Point for Life Satisfaction, in: Psychological Science 15, Nr. 1, 2004, S. 8–13
„Der leise Tod der Mittelschicht“ titelt das Nachrichtenmagazin Der Spiegel am 3. März 2008 und löst damit eine bis heute anhaltende gesellschaftliche und politische Debatte aus. Grundlage ist die erste Verteilungsstudie des SOEP mit Blick auf die Mittelschicht. Erstellt wurde sie von den SOEP-Ökonomen Markus M. Grabka und Joachim R. Frick.
Grabka, Markus M.; Frick, Joachim R.: Schrumpfende Mittelschicht – Anzeichen einer dauerhaften Polarisierung der verfügbaren Einkommen?, in: DIW-Wochenbericht, Nr. 75, 2008, S. 101-108.
Im April erscheint auf Basis der SOEP-Daten der erste Führungskräfte-Monitor im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). Dafür analysiert eine Gruppe von Forschenden um die DIW-Genderexpertin Elke Holst alljährlich die Situation von Frauen und Männern in Führungspositionen in der Privatwirtschaft. Das Ergebnis im ersten Erscheinungsjahr: Seit 2001 gibt es beim Anteil der Frauen in leitenden Positionen kaum Fortschritte. In den Top-Positionen der deutschen Wirtschaft sind Männer nahezu unter sich. Die Monatsverdienste der Frauen liegen bei den vollzeit-beschäftigten Führungskräften rund ein Viertel unter denen der Männer.
Holst, Elke: Führungskräfte-Monitor 2001–2006, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Forschungsreihe Band 7, 2009, Nomos Verlag: Baden-Baden
Um immer wieder völlig neue Forschungsfragen beantworten zu können, wurde 2012 die SOEP-Innovations-Stichprobe ins Leben gerufen. Rund 5.500 Befragte aus knapp 3.000 Haushalten nehmen daran teil. In die Innovations-Stichprobe bringen externe Forschende neue Befragungsinhalte ein. Glücksforscher und -forscherinnen haben mit diesem Sample bereits innovative Methoden der Glücks- und Zufriedenheitsmessung erprobt und Ökonominnen und Ökonomen haben mit Hilfe von Verhaltensexperimenten die Risikobereitschaft von Erwachsenen erforscht.
Von Beginn der Studie an werden für das SOEP überproportional viele Haushalte befragt, deren erwachsene Mitglieder aus der Türkei, Italien, Spanien, Griechenland oder dem ehemaligen Jugoslawien stammen. Das SOEP ist die größte Wiederholungsbefragung von Ausländerinnen und Ausländern in der Bundesrepublik Deutschland. 2013 wird eine Zusatzstichprobe ins Leben gerufen, für die jedes Jahr rund 5.000 Migrantinnen und Migranten befragt werden: die IAB-SOEP-Migrationsstudie. Sie zeigt unter anderem: Je besser die Menschen aus anderen Herkunftsländern in der Bundesrepublik Fuß fassen, desto mehr profitieren sie auch wirtschaftlich von der Einwanderung.
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung; DIW Berlin: Leben, lernen, arbeiten – wie es Migranten in Deutschland geht, in: DIW-Wochenbericht, Nr. 43, 2014
Was macht ein gutes Leben in Deutschland aus? Was ist den Menschen dabei wichtig? Wo sind Verbesserungen notwendig? 60 zufällig ausgewählte SOEP-Befragte sprechen am 1. Juni beim Bürgerdialog zum Thema „Gut Leben in Deutschland“ mit Bundeskanzlerin Angela Merkel. Auf Basis der aus dem Bürgerdialog gewonnenen Erkenntnisse wird ein Indikatoren-System entwickelt, das über den Stand und die Entwicklung der Lebensqualität in Deutschland informieren soll.
Wie gut sind nach Deutschland geflüchtete Menschen ausgebildet? Wie schnell können sie in den Arbeitsmarkt integriert werden? Welche Einstellung gegenüber den Neuankömmlingen haben die Deutschen? Antworten gibt die neu ins Leben gerufene IAB-BAMF-SOEP-Stichprobe Geflüchteter in Deutschland, für die jährlich 2.000 Geflüchtete befragt werden. Eines der ersten Ergebnisse der Studie zeigt: Die meisten Geflüchteten verbinden mit Deutschland Rechtsstaatlichkeit, Achtung der Menschenwürde und Religionsfreiheit.
Brücker, Herbert; Kunert, Astrid; Mangold, Ulrike; Kalusche, Barbara; Siegert, Manuel; Schupp, Jürgen: Geflüchtete Menschen in Deutschland: eine qualitative Befragung; Studie im Rahmen der IAB-BAMF-SOEP-Befragung von geflüchteten Menschen in Deutschland, IAB-Forschungsbericht Nr. 9, 2016, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit.
Infolge der Corona-Pandemie starten zwei neue Studien: Zum einen „SOEP-CoV“ (in Kooperation mit der Universität Bielefeld), im Rahmen dessen bereits im April 2020 eine Telefonumfrage über die Lebensbedingungen im Corona-bedingten Lockdown startet (Pressemitteilung des DIW Berlin). Zum anderen wird die bundesweite Studie „Leben in Deutschland – Corona-Monitoring“ zusammen mit dem Robert Koch Institut durchgeführt (gefördert vom Bundesministerium für Gesundheit) (Pressemitteilung des DIW Berlin). Deren Ziel ist unter anderem, die Verbreitung des Corona-Virus in der Bevölkerung zu bestimmen. Beide Studien liefern zudem wertvolle Informationen darüber, wie Individuen und Haushalte mit der Pandemie umgehen.
Das Bonner Institut infas (Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH) übernimmt von nun an die SOEP-Befragungen.
Nach Beginn des Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine startet das SOEP bereits im April 2022 das Projekt „Refugees from Ukraine in Germany“ („IAB-BiB/FReDA-BAMF-SOEP“), das zusammen mit dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit, dem Forschungszentrum des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF-FZ) sowie dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) durchgeführt wird. Es liefert als erstes repräsentative Daten über die Situation ukrainischer Geflüchteter in Deutschland.
Erstmals stellen SOEP und IAB (Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung) das neue Datenangebot „SOEP-CMI-ADIAB“ für Datennutzende bereit. Es verknüpft die Informationen der SOEP-Befragten mit den administrativen Daten des IAB. Das Datenprodukt umfasst die Daten der SOEP-Core- und IAB-SOEP Migrationsstichprobe, der IAB-BAMF-SOEP Befragung von Geflüchteten sowie das SOEP-Innovationssample. Mithilfe von SOEP-CMI-ADIAB können beispielsweise Forschungsfragen untersucht werden, für die sowohl die vielseitigen soziodemographischen Informationen des SOEP sowie sehr genaue Einkommensdaten im Lebensverlauf erforderlich sind. Dadurch wird das Datenpotenzial des SOEP erheblich erhöht.
Im Jahr 2023 startet außerdem das neue Subsample „M9“ in der CORE-Befragung, welches aus der Stichprobe ukrainischer Geflüchteter, einer Refresher-Stichprobe sowie einer neuen Stichprobe Geflüchteter besteht, die nicht aus der Ukraine stammen.
Das SOEP feiert in diesem Jahr sein 40. Jubiläum. Am 3. Juli 2024 findet ein Festakt zum Anlass des Jubiläums statt, an dem 120 Weggefährten, Förderer und Mitarbeitende teilnehmen.
Seit 1984 werden jährlich zehntausende von Haushalten befragt. Die Studie begann mit etwa 6.000 westdeutschen Haushalten und wurde 1990 nach der Wiedervereinigung auf die gesamte Bundesrepublik ausgeweitet. Heute ist sie die weltweit größte und am längsten laufende Studie zum sozialen Wandel.