In welcher Höhe Migranten Geld in ihr Heimatland überweisen, hängt vor allem von persönlichen Merkmalen wie Alter, Ausbildung oder Familienstand und nur eingeschränkt vom Haushaltseinkommen ab. Eine starke Verortung in Deutschland führt zu geringeren Zahlungen ins Heimatland. Zu diesen Ergebnissen kommt das DIW Berlin in seinem aktuellen Wochenbericht 19/2007, der Menschen mit persönlicher Migrationserfahrung in die Untersuchung einbezieht. Grundlage der Studie sind die Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP), das vom DIW Berlin zusammen mit Infratest Sozialforschung durchgeführt wird.
Von den fünf in der vorliegenden Studie untersuchten Migrantengruppen tätigen am häufigsten Personen aus dem früheren Jugoslawien Überweisungen in ihre Heimatländer (23 %), am geringsten war der Anteil unter den Staatsangehörigen aus der Türkei (13 %) (sonstige Ausländer 17%, (Spät-)Aussiedler 19%, Eingebürgerte 18%). Durchschnittlich wurde im Jahr 2004 von den Uberweisenden ein Betrag von 2.100 Euro (Median 1.000 Euro) transferiert. Die Höhe der Überweisung steigt zunächst im Lebensverlauf und nimmt im Alter wieder ab. Verheiratete überweisen mehr als Unverheiratete. Mit der Dauer der Ausbildung steigt auch die Überweisungssumme. Haushalte mit relativ geringem Einkommen überweisen nicht signifikant weniger als Haushalte mit mittlerem Einkommen. Erst bei einem relativ hohen Haushaltseinkommen steigt die Überweisungssumme deutlich. Mit zunehmender Haushaltsgröße und Vorhandensein von Wohneigentum sinkt unabhängig vom Einkommen die Überweisungssumme. Der Plan, für immer in Deutschland zu bleiben, hat dagegen bei den Ausländerinnen und Ausländern keinen signifikanten Einfluss auf die Höhe der Überweisungen.
Aus der Sicht einiger Herkunftsländer sind Überweisungen von Migranten auch gesamtwirtschaftlich ein bedeutsamer Faktor. In Bosnien und Herzegowina erreichten internationale Überweisungen der Migranten im Jahr 2004 einen Anteil von mehr als 21% des Bruttoinlandsprodukts, in Serbien und Montenegro einen von mehr als 17 %. Für Polen liegt der Vergleichswert bei gut 1 % des Bruttosozialprodukts, in der Türkei ist er noch geringer. Es ist davon auszugehen, dass diese Zahlen aufgrund der Bedeutung von Bargeldtransfers in diese Länder noch unterschätzt werden. Überweisungen von Migranten können, insbesondere wenn sie für Investitionen verwendet werden, zur Finanzierung des ökonomischen Aufholprozesses in den Heimatländern beitragen. Das DIW Berlin schlägt dafür drei Ansatzpunkte vor: eine Verringerung der Transaktionskosten im internationalen Zahlungsverkehr, eine verbindliche Zuwanderungspolitik und eine internationale Kooperation zur Entwicklung stabiler Investitionsbedingungen in den betreffenden Ländern.