Hochqualifizierte zieht es ins Ausland

Pressemitteilung vom 7. September 2006

Jahr für Jahr wandern mehr als 100 000 deutsche Staatsbürger aus. Sehr gut ausgebildete, jungen Menschen sind am ehesten dazu bereit. Da dies aber im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung nur wenige sind, stellen Fachkräfte und durchschnittlich qualifizierte Erwerbstätige die Mehrheit der Auswanderer. Das zeigen das DIW Berlin und das WZB in einer gemeinsamen Studie: „Internationale Mobilität von deutschen Staatsbürgern. Chance für Arbeitslose oder Abwanderung der Leistungsträger?“ Die Analysen basieren auf der vom DIW Berlin in Zusammenarbeit mit Infratest Sozialforschung erhobenen Längsschnittstudie „Sozio-oekonomisches Panel“.
Die Analysen zeigen, dass hochqualifizierte Angestellte und solche mit umfassenden Führungsaufgaben im Vergleich zu einfachen Arbeitern doppelt so häufig auswandern. 17- bis 34-Jährige gehen etwa dreimal häufiger ins Ausland als die Vergleichsgruppe der 35- bis 54-Jährigen. Ostdeutsche verlassen Deutschland signifikant seltener als Westdeutsche.
Arbeitslose zeigen kein spezifisches Abwanderungsverhalten. Für arbeitslos gemeldete Personen stellt die Auswanderung in ein anderes Land offenbar keine attraktive Alternative dar.

„Auch die von der Öffentlichkeit häufig wahrgenommene, überdurchschnittliche Zahl der Rentner, die Deutschland im Alter den Rücken kehren, konnten nicht bestätigt werden“ kommentiert der Soziologe Jürgen Schupp, DIW Berlin, z. Zt. Fellow am Hanse Wissenschaftskolleg in Delmenhorst (HWK), die Ergebnisse.

Anhand der Hochrechnungen auf Basis der SOEP-Daten kann erstmals gezeigt werden, wie sich die Gruppe der Auswanderer sozio-demographisch zusammensetzt, denn die amtliche Statistik gibt darüber bislang keine Auskunft. Der Studie liegen 320 repräsentative Fälle der Erhebungsjahrgänge 1985 bis 2002 des SOEP zugrunde.

Jürgen Schupp, Janina Söhn und Nicole Schmiade, Internationale Mobilität von deutschen Staatsbürgern. Chance für Arbeitslose oder Abwanderung der Leistungsträger?, in: Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft, Jg. 30, 2-3/2005, S. 279-292, August 2006.
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