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Contracts for Difference (Differenzverträge)

Contracts for Difference (Differenzverträge)

Differenzverträge (englisch: Contracts for Difference, kurz: CfD) sind ein finanzielles Produkt zur Absicherung eines schwankenden oder unsicheren Preises, welches sowohl die Verkäufer*in als auch die Käufer*in absichert. Dabei verständigen sich beide Seiten auf einen CfD-Preis („strike price“). Liegt der zugrundeliegende Preis (beispielsweise der Preis einer Aktie) darunter, so bezahlt der*die Käufer*in die Differenz an den*die Verkäufer*in. Liegt der zugrundeliegende Preis alternativ über dem CfD-Preis, so zahlt der*die Verkäufer*in die Differenz an den*die Käufer*in. So sind Verkäufer*innen gegen niedrige Preise und Käufer*innen gegen hohe Preise abgesichert. Contracts for Difference eignen sich daher gut als Instrument der Risikoabfederung („Derisking“) bei Investitionen. Sie werden beispielsweise zur Minderung des Strompreisrisikos bei Investitionen in Wind- und Solaranlagen (CfDs für Erneuerbare Energien s.u.) oder zur Absicherung des CO2-Preisrisikos bei Investitionen in klimafreundliche Produktionsanlagen (Carbon Contracts for Difference s.u.) eingesetzt.

Contracts for Difference für erneuerbare Energien

Im Bereich der Erneuerbaren Energien sind Differenzverträge  ein Instrument zur Risikoabsicherung von Investitionen in neue Anlagen. Sie sichern Projektentwickler*innen gegen niedrige Strompreise und Stromverbraucher*innen gegen hohe Strompreise ab, indem sie beiden Seiten den CfD-Preis garantieren. Dieser CfD-Preis wird bereits vor Projektbeginn ermittelt und gilt für einen längeren Zeitraum (bespielsweise 20 Jahre). Während dieses Zeitraums verkauft der*die Anlagenbetreiber*in wie üblich den produzierten Strom an der Strombörse. Liegt der durchschnittliche technologiespezifische Strompreis – also der Preis, zu dem in einer Referenzperiode der Strom aus deutschen Solar- oder Windenergieanlagen verkauft wurde – nun unter dem CfD-Preis, so erhält der*die Anlagenbetreiber*in diese Differenz als Zuzahlung. Sofern der Strompreis über dem CfD-Preis liegt, zahlt der*die Anlagenbetreiber*in die Differenz an die Gegenseite.

Für Anlagenbetreiber*innen ist diese Absicherung gegen das Strompreisrisiko wichtig, da Erneuerbare Energien kapitalintensiv sind und ihre Kosten ganz wesentlich von ihren Finanzierungsbedingungen abhängen. Sichere Erlöse reduzieren das Risiko und ermöglichen niedrige Finanzierungskosten und damit niedrige Kosten für Erneuerbare Energien insgesamt. Durch die beidseitige Absicherung wird verhindert, dass die Risiken niedriger Strompreise  auf die Gesellschaft abgewälzt werden, während die Profite hoher Strompreise privatisiert werden. Damit industrielle Konsument*innen die Differenzverträge für Strom aus Erneuerbaren Energien ihrerseits für den Aufbau von klimaneutralen Produktionsanlagen nutzen können, können Regierungen die Weitergabe der CfD-Konditionen über einen Erneuerbaren Energien Pool  in Betracht ziehen.

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    Was sind Differenzverträge?

Erneuerbare Energien Pool

Ein Erneuerbare Energien Pool (kurz: EE-Pool) ist ein Instrument, das es dem Staat erlaubt, die Vorteile von Differenzverträgen für Erneuerbare Energien  an die Verbraucher weiterzugeben. Im EE-Pool werden die Differenzverträge , die der Staat mit den Erzeugern von erneuerbarem Strom geschlossen hat, zusammengefasst. Dieser Pool aus Verträgen ist über den durchschnittlichen CfD-Preis, sowie das gesamte Erzeugungspool der enthaltenen Anlagen definiert. Durch die Zusammenfassung der Verträge aus verschiedenen Technologien und Standorten hat der Pool eine geringere Schwankung über die Zeit, als es bei Einzelverträgen der Fall ist.

Industrie- und Privatkund*innen können Anteile am EE-Pool zugewiesen bekommen. Das sichert sie gegen langfristige Preisschwankungen ab und garantiert ihnen Strom aus Erneuerbaren Energien. Da Stromkund*innen mit dem Produktionsprofil der Erzeugung Erneuerbare Energien abgesichert sind, ergibt sich für die Kund*innen oder ihre Stromversorger*innen der Anreiz, die Differenz zu ihrem Lastprofil abzusichern. Das stärkt Investitionen in Flexibilität und Terminmärkte für Flexibilititätsprodukte.

Prinzipiell sollten alle Stromkund*innen am EE-Pool teilnehmen, so wie es auch im Legislativvorschlag der Europäischen Kommission vorgesehen ist. Allerdings besteht in den nächsten Jahren eine besondere Dringlichkeit, die Strompreisrisiken im Industriebereich abzusichern und Strom aus Erneuerbaren Energien für die Umstellung auf klimaneutrale Prozesse bereitzustellen. Deswegen wird erwogen, zunächst vorrangig stromintensiven Unternehmen in Transformationsprozessen Anteile am EE-Pool zuzuteilen. Weitere Prioritätsgruppen könnten Nachbar*innen von neuen Wind- und Solarparks sein, um so die Akzeptanz für den Ausbau zu stärken.l

Carbon Contracts for Difference für die Industrie

Carbon Contracts for Difference (CCfD, auf deutsch auch „Klimaschutzverträge“) sind ein klimapolitisches Instrument zur Förderung von klimafreundlichen Investitionen in der Industrie, das auf dem Konzept der Differenzverträge  aufbaut. Schwankende CO2-Preise im EU-Emissionshandel stellen ein großes Hemmnis für Investitionen in klimaschonende Industrieprojekte dar. Denn Investitionen lohnen sich nur, wenn der CO2-Preis in Zukunft hoch ist. Ein CCfD, der für bestimmte, besonders innovative Projekte einen CO2-Preis garantiert, kann diese Unsicherheit über zukünftige Co2-Preispfade reduzieren. Das schafft Investitionssicherheit, erlaubt höhere CO2-Preise als aktuell im Emissionshandel üblich, reduziert Finanzierungskosten, da Erlösströme garantiert sind, und setzt Anreize für Emissionsminderungen.

Der CCfD wird zwischen dem Staat und dem investierenden Unternehmen abgeschlossen. Als Referenzmarkt dient der europäische Emissionshandel, sodass der Vertrag die Differenz zwischen dem vereinbarten Vertragspreis und dem Preis eines CO2-Zertifikats für Emissionsminderungen gegenüber einem Benchmarkwert einer konventionellen Referenztechnologie garantiert (z.B. die eingesparten Emissionen von Wasserstoffstahl im Vergleich zur konventionellen Hochofenroute).

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Bei einem Vertragspreis über dem aktuellen CO2-Preisniveau bezuschusst der Staat das Projekt. Steigt der CO2-Zertifikatepreis jedoch über den Vertragspreis hinaus, ist das Unternehmen verpflichtet, die Differenz an den Staat zurück zu zahlen. Über die freie Zuteilung von Zertifikaten an das Projekt, die der*die Projektbetreiber*in zum garantierten CO2-Zertifikatepreis verkaufen kann, kann so ein fester CO2-Preis für Emissionsminderungen garantiert werden, der kontinuierlich und zuverlässig Anreize für Emissionsminderungen setzt. Dies ist langfristig günstiger für den Staat als eine einmalige Bezuschussung, da die Kosten nur dann anfallen, wenn das Projekt auch tatsächlich erfolgreich Emissionen reduziert. So haben die Unternehmen Anreize, die versprochenen Minderungsziele auch zu erreichen. Steigen außerdem die Preise für Emissionszertifikate, erhält der Staat das anfangs eingesetzte Kapital zurück.

Stand: Juni 2023

Experten

Mats Kröger
Mats Kröger

Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Klimapolitik

Jörn C. Richstein
Jörn C. Richstein

Wissenschaftlicher Mitarbeiter / Themenleitung Strommärkte in der Abteilung Klimapolitik

Das DIW Glossar

Das DIW Glossar ist eine Sammlung von Begriffen, die in der wissenschaftlichen Arbeit des Instituts häufig verwendet werden. Die hier gelieferten Definitionen sollen dem besseren Verständnis der DIW-Publikationen dienen und wichtige Begriffe aus der empirischen Wirtschafts- und Sozialforschung so prägnant wie möglich erklären. Das Glossar hat keinen Anspruch auf lexikalische Vollständigkeit.

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