Liebe und Ehe in Zeiten globalisierter Heiratsmärkte

Pressemitteilung vom 2. Mai 2008

Was sind das für Männer, die mit jungen, exotisch aussehenden Frauen Arm in Arm auf dem Boulevard flanieren? Diese Frage stellte sich David Glowsky, Autor der Studie der„Staatsbürgerschaft als Ressource bei der Heirat ausländischer Frauen. Eine Analyse mit Daten des Sozio-oekonomischen Panel.
Wer wen liebt, konnte der Autor nicht erfahren, wohl aber wer wen heiratet. Glowsky kommt zu dem Ergebnis, dass es ganz und gar durchschnittliche Männer sind, die Frauen aus dem ärmeren Ausland, wie zum Beispiel Thailand oder den Philippinen, heiraten. Sie sind ähnlich attraktiv und verfügen über ähnliche Sozialkontakte wie Männer mit deutschen Ehefrauen. Wenn sie selbst dennoch weniger attraktiv erscheinen, liegt das nicht an ihnen, sondern am Kontrast zur Ehefrau. Denn die ausländischen Ehefrauen sind im Durchschnitt acht Jahre jünger als ihre deutschen Männer. Zum Vergleich: In „normalen“ deutsch-deutschen Ehen sind es im Schnitt nur 2,7 Jahre. Allerdings sind die ausländischen Ehefrauen im Verhältnis zu ihren Partnern nicht nur jünger und schlanker sondern auch gebildeter als in deutsch-deutschen Ehen. Inzwischen wird jede zehnte Ehe zwischen einem deutschen Mann und einer ausländischer Frau geschlossen. Teilweise leben diese Frauen bereits in Deutschland. Bisherige Untersuchungen gingen davon aus, dass vor es allem unterprivilegierte Männer sind, die ihr Minderwertigkeitsgefühl kompensieren, in dem sie eine ihnen unterlegene Frau aus der „Dritten Welt“ heiraten. Allerdings basiert diese These auf qualitativen Studien mit nur wenigen Befragten. Anhand der Daten des Sozio-ökonomischen Panels am DIW Berlin konnte Da-vid Glowsky erstmals zeigen, dass es sich hier um Vorurteile handelt, die sich empirisch nicht belegen lassen. Vielmehr stellte Glowsky fest, dass nur das Alter einen messbaren Einfluss auf die Wahl einer ausländischen Ehefrau hat. So sind 65 Prozent der Männer bei der Eheschließung mit Frauen aus dem ärmeren Ausland älter als 30 Jahre. In deutsch-deutschen Ehen sind das nur 30 Prozent. Das Prinzip „Gleich und Gleich gesellt sich gern“, wird somit in den untersuchten deutsch-ausländischen Ehen aufgehoben. Wenn Frauen aus dem ökono-misch schwächeren Ausland einen deutschen Mann heiraten - was für sie, öko-nomisch betrachtet, eine „Aufwärtsheirat“ bedeutet - müssen sie auf anderen Gebieten Kompromisse machen.

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