Statement vom 6. September 2022
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck will zwei der drei verbleibenden Atomkraftwerke bis April in Reserve halten. Dazu eine Einschätzung von Claudia Kemfert, Energieökonomin und Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt im Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin):
Die Stresstests zeigen, dass die Energieversorgung in Deutschland gesichert werden kann und Atomkraft dazu nicht benötigt wird. Die Energieversorgung in Deutschland ist gesichert, auch ohne Atomkraft. Mögliche Versorgungsengpässe werden nicht durch deutsche, sondern vor allem durch marode französische Atomkraftwerke verursacht. Atomkraftwerke sind für die Netzreserve ungeeignet, da sie nicht mal eben an- und ausgeschaltet werden können. Sie müssen sicherheitstechnisch überprüft und es müssen Personal und Brennelemente vorgehalten werden. Dies ist aufwendig und teuer. Aufwand und Ertrag stehen also in keinem Verhältnis.
Nur knapp ein Prozent des in Deutschland verbrauchten Erdgases kann durch Atomkraft eingespart werden. Atomkraftwerke produzieren – anders als Kohlekraftwerke – nur Strom und keine Wärme. Die Hälfte der Gaskraftwerke hingegen produziert neben Strom auch Wärme. Zur Sicherung der Versorgung werden daher neben mehr erneuerbaren Energien auch Kohlekraftwerke aus der Netzreserve benötigt. Zur Sicherung der Versorgung sind der Ausbau erneuerbarer Energien – auch und gerade im Süden Deutschlands –, ein effektives Energie- und Lastmanagement, der Ausbau von Speicheroptionen und vor allem eine Ausweitung der Kapazitäten in Frankreich und anderen europäischen Ländern elementar.
Themen: Energiewirtschaft