Statement vom 15. Juni 2023
Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat heute beschlossen, den Leitzins um weitere 0,25 Prozentpunkte zu erhöhen. Dazu ein Statement von Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin):
Die erneute Zinserhöhung stellt keine Überraschung dar. Allerdings musste die EZB die Wachstumsprognose deutlich nach unten korrigieren, da nicht nur die Wirtschaft Deutschlands, sondern die des gesamten Euroraums im Winter in eine Rezession gerutscht ist. Nachdem die Energiekosten wieder gesunken sind, ist die Geldpolitik der EZB mittlerweile der wichtigste Grund für die erwartete wirtschaftliche Stagnation in diesem Jahr. Die EZB muss aufpassen, dass sie den Bogen nicht überspannt. Denn der starke Zinsanstieg der vergangenen zwölf Monate hat die größtenteils importierte Inflation nur geringfügig reduzieren können. Sie trägt dagegen zu den erheblichen Verwerfungen in der Realwirtschaft wie der Immobilienbranche bei.
Es gibt gute Gründe für die EZB, ihren aggressiven Kurs der Zinserhöhungen nun zu pausieren. Denn die Entwicklung der einheimischen Nachfrage und der Löhne ist moderat, sodass die Risiken von Zweitrundeneffekten für die Inflation gering sind. Eine zu aggressive Geldpolitik dürfte die wirtschaftliche und ökologische Transformation der europäischen Wirtschaft bremsen und somit die Wettbewerbsfähigkeit Europas verringern. Trotzdem hat die EZB sich durch ihre Versprechen auf zumindest eine weitere Zinserhöhung festgelegt, auf die dann eine Pause folgen sollte.
Themen: Geldpolitik