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„Trendwende beim privaten Konsum erreicht“

Statement vom 25. August 2023

Das Statistische Bundesamt hat heute die ausführlichen Ergebnisse zur Wirtschaftsleistung in Deutschland im zweiten Quartal 2023 vorgestellt. Dazu eine Einschätzung von Jan-Christopher Scherer, Experte für die deutsche Konjunktur im Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin):

BlockquoteMit einem stagnierenden Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal wurde die Schnellmeldung des Statistischen Bundesamtes von Ende Juli bestätigt. Damit lässt die deutsche Wirtschaft die Winterrezession hinter sich. Insbesondere scheint die Trendwende beim privaten Konsum erreicht, dieser ging nach zwei negativen Quartalen nicht weiter zurück, sondern hat sich stabilisiert.   

Nachdem durch die Schnellmeldung zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) Ende Juli bereits abzusehen war, dass der Wirtschaftseinbruch weniger stark ausgefallen sein dürfte als zunächst berichtet, zeigen die heute revidierten Zahlen, dass insbesondere der private Konsum deutlich weniger eingebrochen ist. Dieser ging im ersten Quartal des Jahres mit 0,3 Prozent zum Vorquartal um fast einen Prozentpunkt weniger stark zurück als noch im Sommer berichtet. Fast genauso deutlich wurde das letzte Quartal 2022 nach oben revidiert, der Rückgang betrug nach aktuellen Zahlen 1,0 Prozent und damit 0,7 Prozentpunkte weniger.  

Zwar haben eine allmählich nachlassende Inflation zusammen mit erwarteten Lohnsteigerungen einen weiteren Kaufkraftverlust der privaten Haushalte verhindert, dämpfend auf die Kauflaune dürfte sich aber die nach wie vor hohe Unsicherheit über die konjunkturelle Entwicklung ausgewirkt haben.  

Auch die privaten Investitionen konnten leicht zulegen, sowohl bei Ausrüstungen als auch Bau, während vom Außenhandel deutlich negative Beiträge kamen.  

Die aktuelle Indikatorik für die zweite Jahreshälfte deutet auf eine zunehmende Erholung des privaten Konsums hin, wobei sich die Erwartungen im Dienstleistungssektor zuletzt eintrübten. Demgegenüber entwickeln sich die um Sondereffekte bereinigten Auftragseingänge - bei nach wie vor hohem Auftragsbestand - leicht positiv und auch die Erwartungen im Verarbeitenden Gewerbe haben sich stabilisiert.  

Basierend auf diesen Zahlen geht das DIW Berlin für das laufende Jahr aktuell von einer leicht sinkenden bis stagnierenden Wirtschaftsleistung aus.

Jan-Christopher Scherer
Jan-Christopher Scherer

Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Makroökonomie

Themen: Konjunktur

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