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„Aufschub der Intel-Pläne für Magdeburg ist ein Rückschlag“

Statement vom 17. September 2024

Der US-Chipkonzern Intel hat angekündigt, seine Pläne für eine in Magdeburg geplante Fabrik vorerst um etwa zwei Jahre zu verschieben. Alexander Schiersch, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung Unternehmen und Märkte des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), schätzt die Lage wie folgt ein:

BlockquoteDass Intel seine Pläne für ein Chipwerk in Magdeburg zurückstellt, ist ein Rückschlag für die deutsche und auch europäische Wirtschaft. Ein erklärtes Ziel war ja, die Unabhängigkeit von China bei der Produktion und Verfügbarkeit von Halbleitern zu erhöhen, um im Fall künftiger Konflikte weniger erpressbar zu sein. 

Der Halbleitermarkt wird bis mindestens 2030 weiter massiv wachsen. Deutschland hat die Möglichkeit, an diesem Wachstum teilzuhaben und ein relevanter Standort für diese wichtige Zukunftsindustrie zu sein. Das Zurückstellen der Investition in das Magdeburger Werk ist auch in dieser Hinsicht ein Rückschlag. Zudem entgehen Deutschland zumindest vorerst mehrere Tausend Arbeitsplätze und einiges an Wertschöpfung. 

Wie es nun weitergeht, ist unklar. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, könnte man im besten Fall annehmen. Aber Intel hat derzeit massive Schwierigkeiten, fährt deutliche Verluste ein und streicht Investitionen zusammen. Es ist daher nicht gänzlich auszuschließen, dass sich das Magdeburger Werk nicht nur verzögert, sondern gar nicht mehr gebaut wird. 

Für die ostdeutsche Wirtschaft wäre das besonders bitter: Ostdeutschland leidet seit der Wiedervereinigung darunter, dass es dort vergleichsweise wenige große Unternehmen und weniger Industrie gibt als in Westdeutschland. Die im Durchschnitt immer noch geringere Entlohnung und die Strukturschwäche vieler Regionen geht hauptsächlich darauf zurück. Jeder neue Standort eines großen Unternehmens – zumal in einer zukunftsgerichteten Branche – wäre ein elementarer Beitrag, um diese Lücke zumindest ein wenig zu schließen.

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