DIW Wochenbericht 45 / 2001, S. 725-737
Hans-Joachim Ziesing
Spätestens mit dem Dritten Bericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) hat sich die Erkenntnis verfestigt, dass die Erderwärmung im Wesentlichen auf menschliche Aktivitäten zurückzuführen ist - insbesondere auf energiebedingte Treibhausgasemissionen. Bereits vor vier Jahren wurde auf der Weltklimakonferenz in Kyoto ein Protokoll verabschiedet, wonach sich die Industriestaaten zu einer Minderung der Treibhausgasemissionen bis 2008/2012 um etwa 5,2 % gegenüber 1990 verpflichten sollten. Auf der Konferenz in Bonn im Juli 2001wurden diese Reduktionsziele zwar deutlich - auf etwa 1,8 % -zurückgenommen, doch konnte so wenigstens ein Scheitern des internationalen Verhandlungsprozesses verhindert werden. Auf der gegenwärtig in Marrakesch stattfindenden Vertragsstaatenkonferenz sollen die Voraussetzungen zum Wirksamwerden des Kyoto-Protokolls geschaffen werden. Allerdings sollte nicht übersehen werden, dass damit nur ein erster Schritt auf dem Wege zu einem wirksamen Klimaschutz gegangen würde. Die Entwicklung der weltweiten Emissionen befindet sich noch nicht einmal im Einklang mit den bisher nur wenig ambitionierten Zielen. Langfristig werden weitaus anspruchsvollere Reduktionsziele für unabdingbar angesehen. Gerade nach dem Ausstieg der USA aus dem Kyoto-Prozess wird viel darauf ankommen, dass Europa seine inzwischen übernommene Vorreiterrolle im Klimaschutz auch durch konkretes Handeln wirksam unterstreicht. Dabei kommt Deutschland als größtem Emittenten in Europa eine wichtige Rolle zu. Bisher konnten hier zwar schon beachtliche Erfolge erzielt werden, doch muss dem mittlerweile stark abgeschwächten Trend der Emissionsminderung entgegengewirkt werden.
Themen: Umweltmärkte, Ressourcenmärkte, Europa