ln der Diskussion zur Lösung der gegenwärtigen Arbeitsmarktkrise in den neuen Bundesländern spielt der Pendlerstrom aus den neuen in die alten Bundesländer eine große Rolle. Einerseits entlasten solche Pendler den Arbeitsmarkt in den neuen Bundesländern und erlauben zugleich einen kräftigen Beschäftigungsaufbau in Westdeutschland. Darüber hinaus können Pendler zusätzliche Qualifikationen in Westdeutschland erwerben. Andererseits können aus Pendlern leicht Übersiedler werden, was Befürchtungen erzeugt, daß die künftig dringend benötigten Fachkräfte im Osten dem dortigen Arbeitsmarkt dauerhaft entzogen werden. Die Analyse von amtlichen Daten und Erhebungen im Rahmen der Wiederholungsbefragung des Soziooekonomischen Panels (SOEP) am DIW zeigt, daß Pendler von Ost- nach Westdeutschland zum Teil erhebliche Kosten in Form hoher Fahrt- und Lebenshaltungskosten oder in Form verringerter Freizeitmöglichkeiten auf sich nehmen. Diese Aufwendungen werden jedoch offensichtlich durch erheblich höhere Nettoeinkommen und gesicherte Arbeitsplätze mehr als kompensiert. Dies veranschaulichen aus dem SOEP abgeleitete Indikatoren, mit denen die die Veränderung der "subjektiven" und "objektiven" Lebenssituation von Pendlern erfaßt wird. Die meisten Pendler wollen nicht nach Westdeutschland umziehen, sondern sie pendeln, um einen Umzug zu vermeiden.
Themen: Verkehr, Migration, Arbeit und Beschäftigung