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Integration von Flüchtlingen: eine langfristig lohnende Investition

DIW Wochenbericht 45 / 2015, S. 1083-1088

Marcel Fratzscher, Simon Junker

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Abstract

Der starke Zustrom von Flüchtlingen heizt die Diskussionen in Deutschland an. Dabei wird oft nur auf kurzfristige Kosten geschaut, die in den kommenden Jahren zweifellos massiv sein werden. Dies versperrt den Blick auf potentielle Chancen, die die Zuwanderung – oftmals junger Menschen – der deutschen Gesellschaft bietet. Gelingt die Integration in den Arbeitsmarkt, werden die anfänglichen Ausgaben zu einer Investition in die Zukunft: Selbst wenn viele Flüchtlinge aufgrund fehlender Qualifikationen kurzfristig vergleichsweise schlechte Aussichten am Arbeitsmarkt haben und diejenigen, die den Weg in eine Beschäftigung finden, oftmals unterdurchschnittlich produktiv sind, werden langfristig die positiven wirtschaftlichen Impulse für Deutschland die Kosten übertreffen. Wenngleich offenkundig noch detailliertere Studien erforderlich sind, um die Effekte genauer einzugrenzen, versucht dieser Bericht, anhand einfacher Simulationsrechnungen das Potential einer Integration zu umreißen, das auf lange Sicht betrachtet die anfänglichen Kosten durchaus rechtfertigt. Dabei werden neben einem Basisszenario ein optimistisches undein pessimistisches Szenario untersucht. Es kann nicht stark genug betont werden, dass es sich hierbei um Simulationen handelt und nicht um Prognosen, die versuchen, die Zukunft vorherzusagen. Die zentrale Frage ist nicht, ob die Flüchtlinge langfristig einen wirtschaftlichen Nutzen für Deutschland bedeuten, sondern lediglich, wie schnell die Leistungen der Flüchtlinge die zusätzlichen Ausgaben übertreffen. Denn auch wenn die Integration in den Arbeitsmarkt langsamer verlaufen sollte als erhofft, so werden die Flüchtlinge langfristig einen positiven wirtschaftlichen Beitrag für Deutschland leisten. Mehr noch: Auch die bereits in Deutschland lebenden Bürger werden langfristig von der Zuwanderung profitieren und ein höheres Pro-Kopf-Einkommen erzielen.

The debate about the massive influx of refugees into Germany often focuses solely on the short-term costs. But while these expenditures are bound to be substantial in the coming years, the discussion neglects the long-term economic potential of a successful integration of refugees—often, young people—which can transform the initial expenditure into a worthwhile investment. Even if many of the refugees’ labor market prospects may be relatively poor for the first few years due to a lack of qualifications, and those who do find employment may be less productive than the average German worker, the long-term gains are likely to exceed the costs. This study uses simple simulated calculations to outline the economic potential by comparing the costs and benefits of an integration in the long run. In addition to a baseline scenario, this article investigates both an optimistic and a pessimistic scenario. (It should be emphasized, however, that these are simulations and not forecasts—clearly, more detailed studies are needed to measure these effects more precisely.) The central question boils down to when, not whether, the integration of refugees gains sufficient momentum to outweigh the costs—because even if the labor market integration turns out to be sluggish, the refugees will still have a positive impact on the German economy after five to ten years. Most importantly, even in terms of per capita income of non-refugees, the benefits will exceed the costs in the long-term, thus highlighting the benefits to the entire economy.



JEL-Classification: O15;J11;E24
Keywords: Income distribution, migration, demographic trends, macroeconomic effects, unemployment, productivity
Frei zugängliche Version: (econstor)
http://hdl.handle.net/10419/123269

http://www.diw.de/documents/dokumentenarchiv/17/diw_01.c.518724.de/20151105_wb_fluechtlingsmigration_berechnungen.xlsx

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