Pressemitteilung vom 13. September 2017
Setzen Kleinstbetriebe Innovationen um, erhöht sich ihre Produktivität ähnlich wie bei größeren Betrieben – Kleinstbetriebe sind aber seltener innovativ als kleine und mittlere Betriebe – Politik muss untersuchen, welche Maßnahmen sich positiv auf Innovationstätigkeit von Kleinstbetrieben auswirken
Die Innovationskraft von Betrieben im verarbeitenden Gewerbe und in den wissensintensiven Dienstleistungen steigt einer aktuellen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) zufolge mit der Zahl ihrer Beschäftigten. „Dennoch wagt sich in diesen beiden Sektoren immerhin die Hälfte der Betriebe mit weniger als zehn Beschäftigten, sogenannte Kleinstbetriebe, an die Einführung von Innovationen“, sagt DIW-Forschungsdirektor Alexander Kritikos. Unter den kleinen Betrieben (mit zehn bis 49 Beschäftigten) sind es 63 Prozent, unter den mittleren Betrieben (mit 50 bis 249 Beschäftigten) 78 Prozent. Meist entwickeln Kleinstbetriebe – ähnlich wie kleine und mittlere Betriebe – neue oder bessere Produkte und Dienstleistungen, seltener werden bessere Produktionsprozesse angestoßen.
Ein Großteil der Unternehmen in Deutschland gehört zu den Kleinstunternehmen (82 Prozent), unter den wissensintensiven Dienstleistungen sind es sogar 90 Prozent. Knapp 20 Prozent der Beschäftigten sind in Betrieben dieser Größenordnung tätig. Um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten, stehen sie vor der stetigen Herausforderung, die Arbeitsproduktivität in ihren Betriebsstätten zu steigern. Vor diesem Hintergrund haben Kritikos und seine Kollegen Alexander Schiersch und Marian Hafenstein untersucht, ob und in welchem Maße Kleinstbetriebe innovative Produkte, Dienstleistungen oder Produktionsprozesse einführen, um so wettbewerbsfähig zu bleiben.
"Die Analysen machen deutlich, dass Forschung und Entwicklung in Kleinstbetrieben, wie auch in größeren Betrieben, die Einführung von Innovationen begünstigen", sagt Alexander Schiersch, Industrieökonom am DIW Berlin. „Für kleinste und kleine Betriebe ist es aber“, so Schiersch weiter, „viel risikobehafteter und finanziell schwerer zu verkraften, in Innovationen zu investieren, denn sie müssen dafür meist einen größeren Anteil ihres Gesamtbudgets einbringen“.
Die Studie macht deutlich, dass Kleinstbetriebe, die Innovationen vorantreiben, in ähnlichem Maße wie größere Betriebe in der Lage sind, dadurch ihre Arbeitsproduktivität zu steigern. „Im Unterschied zu größeren Betrieben“, betont Marian Hafenstein, „gelingt das überproportional vielen Kleinstbetrieben aber, ohne dass sie dafür formal Mittel in betriebsinterne Forschungsaktivitäten gesteckt haben.“
Gezielte Suche nach geeigneten Fördermaßnahmen
Angesichts der Bedeutung von Kleinstbetrieben für die deutsche Wirtschaft stellt sich der Politik die Frage, wie sie diese Betriebe mit einer gezielten Förderpolitik besser erreichen kann. „Daher sollte im Rahmen von Pilotprojekten untersucht werden“, so Kritikos, „welche Form von Förderung bei Kleinstbetriebe besonders gut wirkt.“ Vor allem mit Hilfe von randomisierten Experimenten können Politikmaßnahmen kostengünstig getestet werden. Bei solchen Experimenten wird einer zufällig gezogenen Teilnehmergruppe eine Förderung zuteil, deren Innovationsverhalten mit dem einer entsprechenden Kontrollgruppe verglichen wird, die keine Förderung erhält. „Vor dem Hintergrund der für Deutschland geforderten Erhöhung der F&E-Ausgaben von derzeit drei auf 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erhalten solche ‚randomisierten Experimente‘ zusätzliche Bedeutung“, meint Kritikos. „Denn auf diese Weise kann festgestellt werden, welche Fördermaßnahmen die Innovationsaktivitäten von Kleinstbetrieben effektiv und effizient unterstützen.“
Grundlage für die Untersuchung sind Daten des Betriebspanels aus den Jahren 2009 bis 2014, die jährlich vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) erhoben werden.
Themen: Forschung und Entwicklung , Unternehmen