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90 Jahre DIW Berlin - Marcel Fratzscher im Interview

Video vom 15. Juni 2015

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90 Jahre DIW Berlin: Marcel Fratzscher im Interview

Das DIW Berlin feiert im Jahr 2015 Jubiläum: 1925 als Institut für Konjunkturfoschung geründet, kann das DIW Berlin mittlerweile auf sein 90jähriges Bestehen zurückblicken. Im Interview mit Sylvie Ahrens-Urbanek spricht DIW-Präsident Marcel Fratzscher über die Besonderheiten, Stärken und Traditionen des Instituts.

Das DIW wurde vor 90 Jahren als Institut für Konjunkturforschung gegründet. Über die Jahre sind weitere Schwerpunkte hinzugekommen. Wo sehen Sie die besonderen Stärken des DIW Berlin im Jahr 2015?

Wir als DIW Berlin sind sicherlich anders als andere Institute und haben wichtige Alleinstellungsmerkmale. Wir haben vor allem vier große Stärken: Wir sind stark wissenschaftlich, das ist unser Auftrag. Die zweite Säule ist die Beratung. Wir betreiben wissenschaftliche Forschung nicht als Selbstzweck, sondern um wichtige wirtschafts- und gesellschaftspolitische Diskussionen mitzugestalten. Dabei spielen zwei weitere Aspekte eine wichtige Rolle, nämlich unsere Nachwuchsförderung im Rahmen des Graduate Centers, die ein großer Erfolg ist, und schließlich die sehr starke Forschungsinfrastruktur mit dem sozio-ökonomische Panel (SOEP), die uns von vielen anderen Instituten unterscheidet.

Sie haben es bereits angesprochen: Welche Rolle spielt das sozio-ökonomische Panel (SOEP) innerhalb des DIW Berlin?

Das SOEP ist ein ganz wichtiger Teil des DIW Berlin, der mir besonders am Herzen liegt. Es ist eines der wichtigen Alleinstellungsmerkmale für uns als Institut. Es ist eine wirklich große Erfolgsgeschichte, über 30 Jahre hinweg einen so wichtigen Beitrag zur Wissenschaft zu leisten, nicht nur in Deutschland sondern auch international.

Das DIW hat auch stürmische Zeiten hinter sich. Wie wichtig sind Kontroverse und kritischer Dialog innerhalb des Instituts?

In 90 Jahren hat wahrscheinlich jedes Institut Aufs und Abs erlebt, das ist auch beim DIW Berlin nicht anders gewesen. Auch wir hatten schwierige Zeiten, aber entscheidend ist, wie man damit umgeht. Ob man einen offenen Dialog führt und sich fragt, was die eigenen Stärken sind und wie man sich wieder neu erfinden kann. Das ist eine Herausforderung, der wir uns auch heute noch stellen müssen. Wie wollen wir uns aufstellen? Was müssen wir ändern? Die Aufs und Abs haben in der Regel zu einer sehr konstruktiven Diskussion geführt und das wird hoffentlich auch in den kommenden Jahren so bleiben.

Energiewende, Eurokrise, demografischer Wandel – was werden thematisch die größten Herausforderungen in den kommenden zehn Jahren sein?

Es gibt einige große Herausforderungen für Deutschland, die wir im Institut in den kommenden Jahren angehen wollen. Sicherlich ist das Thema Europa und die globale Krise gerade für Deutschland enorm wichtig. Wir sind eine sehr offene Volkswirtschaft, die wie keine zweite abhängig von einem starken Europa ist. Deshalb ist die Frage, wie sich Deutschland integrieren kann, aber auch wie es Europa mitgestalten kann, für uns besonders wichtig. Ein zweiter Bereich für uns am DIW Berlin ist das Thema Nachhaltigkeit im weitesten Sinne. Deutschland ist mit der Energiewende ein Experiment eingegangen. Nun bleibt die Frage: Wie kann es uns gelingen, gleichzeitig auch die Umweltperspektiven zu stärken? Auch die Frage, wie wir langfristig unseren Wohlstand in Deutschland sichern können, ist für uns zentral. Das bedeutet natürlich auch: Was wollen wir für eine Industriestruktur haben? Worauf wollen wir unseren Schwerpunkt legen? Was ist ein gutes Leben? Was ist Lebensqualität? All das sind Fragen, die für uns als Institut auch in den nächsten 10 Jahren wichtig sein werden.

Was wünschen Sie selbst dem DIW Berlin zum 90. Geburtstag?

Ich bin stolz, dass ich Teil des DIW Berlin bin. Es ist ein ganz besonderes Institut. Ich wünsche dem Institut eine gute Zukunft und 90 weitere Jahre, die an die vergangenen 90 anknüpfen. Ich wünsche dem DIW Berlin, weiterhin ein zentraler Baustein von wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Diskussionen in Deutschland und Europa zu sein. Und nicht zuletzt wünsche ich dem Institut weiterhin eine so positive Atmosphäre, in der Menschen gerne zusammenarbeiten und ein positives Arbeitsumfeld schaffen. Dafür wünsche ich dem Institut für die kommenden Jahre alles Gute!

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