Vierteljahrshefte zur Wirtschaftsforschung 2 / 2022, S. 13-24
Markus Demary, Jonas Zdrzalek
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Lieferengpässe im Zuge der Covid-19-Pandemie und der Krieg Russlands gegen die Ukraine haben dazu beigetragen, dass die Inflationsraten wieder angestiegen sind. Wir argumentieren, dass sich dadurch sechs strukturelle Faktoren verstärkt haben, warum die Inflation und auch höhere Zinsen nicht nur temporär, sondern mittelfristig wieder möglich sind: De-Globalisierung, Dekarbonisierung, demografische Entwicklung, Digitalisierung, Staatsausgaben und Geldpolitik. Die Investitionen in die Transformation, die höheren Rüstungsausgaben und der Wiederaufbau der Ukraine sind hierbei zentral. Denn diese erhöhen die Nachfrage nach Rohstoffen und Arbeitskräften, was Preis- und Lohnreaktionen nach sich ziehen dürfte. Gleichzeitig wird der hohe Investitionsbedarf zu höheren Realzinsen beitragen. Es ist möglich, dass die Europäische Zentralbank (EZB) die Wirtschaftstätigkeit verlangsamen oder sogar eine Rezession einleiten muss, um einen Vertrauensverlust in ihre Strategie der Inflationssteuerung durch eine Destabilisierung der Inflationserwartungen zu verhindern. Längerfristig könnte dieses Umfeld aus höherer Inflation und höheren Realzinsen aber die geldpolitischen Leitzinsen von der Nullzinsgrenze entfernen und zu einer Normalisierung der Geldpolitik führen, deren Schwerpunkt dann wieder auf der Verhinderung von hoher Inflation und weniger im Verhindern von Niedriginflation liegen wird.
Supply shortages in the wake of the Covid-19 pandemic and Russia’s war against Ukraine have contributed to a resurgence in inflation rates. We argue that the following six structural factors have strengthened. This is why inflation and also higher interest rates are not only temporary, but possible again in the medium term: de-globalization, decarbonization, demographic development, digitalization, government spending and monetary policy. Investments in transformation, higher defense spending and the reconstruction of Ukraine are central to this. These will increase demand for raw materials and labor, which is likely to lead to price reactions. At the same time, the high investment demand will contribute to higher real interest rates. It is possible that the European Central Bank (ECB) will have to slow economic activity or even initiate a recession in order to prevent a loss of confidence in its inflation targeting strategy by destabilizing inflation expectations. In the longer term, however, this environment of higher inflation and higher real interest rates could move key monetary policy rates away from the zero bound and lead to a normalization of monetary policy with a higher focus on preventing high inflation and less focus on preventing low inflation.
Themen: Öffentliche Finanzen, Konjunktur, Geldpolitik, Finanzmärkte
JEL-Classification: E31;E43;E44;E52;E62
Keywords: De-globalization, decarbonization, demography, digitalization, inflation, interest rates
DOI:
https://doi.org/10.3790/vjh.91.2.13
Frei zugängliche Version: (econstor)
http://hdl.handle.net/10419/279967