Statement vom 26. Juli 2023
Die Bundesregierung will die heimische Wasserstoff-Produktionskapazität von fünf auf zehn Gigawatt bis 2030 verdoppeln. Das hat das Bundeskabinett heute beschlossen. Dazu ein Statement von Claudia Kemfert, Leiterin Energie, Verkehr, Umwelt des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin):
Die Herstellung von Wasserstoff ist teuer und wird sich nur rechnen, wenn man überschüssigen und abgeschriebenen Strom aus erneuerbaren Energien zur Verfügung hat. Deswegen sollte die Bundesregierung nicht auf blauen Wasserstoff der Erdgasindustrie setzen. Aus ökologischen und ökonomischen Gründen darf Wasserstoff nicht aus Öl, Gas oder Kohle hergestellt werden, sondern muss aus erneuerbaren Energien produziert werden. Ansonsten erreichen wir die Pariser Klimaziele und weitere Umweltziele nicht und das wird in jeder Hinsicht teuer.
Statt unbeliebter Übertragungsnetze oder Abregelung von Windanlagen wäre es daher sinnvoller, man würde die Produktion von Wasserstoff aus Windenergie ermöglichen. Erst wenn die Marktbarrieren abgeschafft werden, kann es zum erhöhten Einsatz von Wasserstoff kommen. Ob und wann sich die Produktion von Wasserstoff rechnet, hängt entscheidend davon ab, wie schnell erneuerbare Energien in Deutschland ausgebaut werden und die Rahmenbedingungen angepasst werden.
Grüner Wasserstoff ist extrem teuer, er ist der Champagner unter den Energieformen. Und „Champagner im SUV-Tank“ hilft weder dem Klima noch der Wirtschaft, sondern ist Verschwendung oder eine Verlagerung der klimaschädlichen Emissionen von der Straße in die mit fossilen Energien arbeitende Wasserstoff-Industrie. Die Bundesregierung muss stattdessen eine Verkehrswende vorantreiben, in der gezielt die Elektromobilität über den Ausbau der Ladeinfrastruktur sowie den öffentlichen Nahverkehr gefördert wird. Der ebenfalls verschwenderische und klimaschädliche Einsatz von Wasserstoff im Gebäudebereich kann verhindert werden, indem die energetische Gebäudesanierung gefördert wird und auch in Gebäuden konsequent erneuerbare Energien eingesetzt werden. So kann der kostbare Wasserstoff vor allem im Industriebereich zum Einsatz kommen, etwa bei der Herstellung von Stahl oder im Bereich Schwerlast- und Schiffsverkehr. Das wäre Wasserstoffnutzung mit Vernunft, also grün und effizient.
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Was ist grüner Wasserstoff?
Themen: Energiewirtschaft , Verkehr