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"Das ist das Problem der fetten Jahre"

Medienbeitrag vom 24. August 2021

Sollte der Staat die Reichen stärker zur Kasse bitten? Und wenn ja, was ist das richtige Instrument dafür? Ein Streitgespräch zwischen dem Düsseldorfer Wirtschaftsprofessor Justus Haucap und Marcel Fratzscher über null oder hundert Prozent Erbschaftsteuer - und die Frage, wie viel Geld der Staat wirklich braucht.

Dieses Streitgespräch erschien am 24. August 2021 im Handelsblatt

Herr Fratzscher, Herr Haucap, die Kluft zwischen Arm und Reich in Deutschland wird von Jahr zu Jahr größer. Sollte die höchst ungleiche Verteilung insbesondere von Vermögen durch eine andere Steuerpolitik korrigiert werden? Viele Bürger plädieren für die Wiedereinführung der Vermögensteuer.

Justus Haucap: Auf dem Papier kann man bei den Vermögen eine gewisse Schieflage entdecken. Die Politik ist bei diesem Thema jedoch nicht ganz frei. Das Bundesverfassungsgericht hat 1995 die Ausgestaltung der damaligen Vermögensteuer so eindeutig kritisiert, dass sie daraufhin verschwunden ist. Es ist schwer, bei allen Formen von Vermögen den aktuellen Wert korrekt zu ermitteln. Bei Bargeld, Wertpapieren oder Immobilien ist es relativ leicht, aber was ist mit dem Handwerksbetrieb oder einer Apotheke? Nein, der Aufwand einer jährlichen Wertermittlung ist einfach zu groß. Man sollte es lassen.

Marcel Fratzscher: Das ist ein sehr defensives Argument. Im Fußball würde man sagen, die Mannschaft versucht, das Tor zu vermauern. Als Ökonom sehe ich die dringende Notwendigkeit einer stärkeren Beteiligung der Vermögen an der Finanzierung staatlicher Aufgaben - wie auch der Bewältigung dieser Pandemie. Es gibt kaum eine Nation, die Vermögen geringer und Arbeit stärker besteuert als Deutschland. Das Vermögen in Deutschland von insgesamt zehn Billionen Euro ist extrem ungleich verteilt, der Anteil des oberen Prozents liegt bei 35 Prozent des gesamten Kuchens. Und in der Pandemie haben allein die Milliardäre rund 100 Milliarden Euro Vermögen dazugewonnen. Der Staat hingegen hat sich stark verschulden müssen.

Das vollständige Interview können Sie auf der Handelsblatt-Webseite lesen.

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