„Europäischer Gaspreisdeckel hätte weitaus niedriger ausfallen müssen“

Statement vom 19. Dezember 2022

Die EU-Energieminister*innen haben sich am Montag auf einen europäischen Gaspreisdeckel von 180 Euro pro Megawattstunde geeinigt. Karsten Neuhoff, Leiter der Abteilung Klimapolitik im DIW Berlin, kommentiert den Gaspreisdeckel wie folgt:

BlockquoteDie jetzige Entscheidung der EU-Energieminister*innen, einen Gaspreisdeckel einzuführen, ist ein kleiner Schritt in die richtige Richtung, um Gas für Unternehmen und private Haushalte in ganz Europa günstiger zu machen. Allerdings werden die angesetzte Höhe von 180 Euro pro Megawattstunde und die Beschränkung auf die Börsenhandelsplätze weder die Gasimporte günstig machen, noch die russischen Einnahmen aus den verbleibenden Exporten schmälern. Um effektiv wirken zu können, hätte der Gaspreis bei 70 Euro pro Megawattstunde gedeckelt werden müssen. Ein Preis, der immer noch ein Vielfaches über dem durchschnittlichen historischen Preis von 20 Euro liegt, aber deutlich geringer ist als die Preise, die wir in diesem Jahr gesehen haben. Er würde somit weiterhin Gasproduzenten weltweit motivieren, Produktion und Liefervolumen zu maximieren.

Die Sorge, ein zu niedriger Preis und eine solche Deckelung könnten verhindern, dass knappes Gas nach Europa fließt und sich damit das Risiko einer Gasmangellage erhöht, ist weitgehend unbegründet. Denn fast alle Gaslieferungen über Pipelines, vor allem aus Norwegen, könnten schon technisch nicht anderswo hin geliefert werden. Auch bei Flüssiggas wird die Produktion weiterhin maximiert. Was den internationalen Wettbewerb um das Gas angeht, hat die Erfahrung in diesem Jahr gezeigt, dass hohe Gaspreise bei den großen asiatischen Gasimporteuren vor allem zu einer Umstellung der Strom- und Industrieproduktion von Gas auf Öl und Kohle führten – dafür schaffen auch Gaspreise ab rund 50 Euro/MWh ausreichend Anreize. Die Energieminister*innen hätten also weitaus mutiger sein sollen, einen relevanten Gaspreisdeckel zu definieren und dabei auch verbindliche Gaseinsparziele zu verhandeln. Das trägt sowohl zur Versorgungssicherheit als auch zur Finanzierbarkeit bei.

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