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Wärmemonitor 2022: Private Haushalte sparen fünf Prozent Heizenergie und CO2-Emissionen ein

DIW Wochenbericht 39 / 2023, S. 529-539

Sophie M. Behr, Till Köveker, Merve Küçük

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  • Temperaturbereinigter Heizenergieverbrauch (Heizenergiebedarf) im deutschen Wohngebäudesektor im Osten Deutschlands weiterhin deutlich niedriger als im Westen
  • Heizenergiebedarf und temperaturbereinigte CO2-Emissionen sinken im Jahr 2022 um fünf Prozent; Klimaziele dennoch knapp verfehlt
  • Mögliche Gründe für Rückgänge sind Einsparungen als Reaktion auf stark gestiegene Heizenergiepreise und drohende Gasmangellage
  • Einsparungen in Schleswig-Holstein am größten und in Baden-Württemberg am geringsten; sie korrespondieren nicht unbedingt mit der Steigerung der Heizenergiepreise
  • Da Haushalte vermutlich nicht dauerhaft mehr sparen, müssen energetische Sanierungen vorangetrieben werden, um Klimaziele zu erreichen

„Die Einsparungen der privaten Haushalte im vergangenen Jahr werden sich voraussichtlich nicht wiederholen: Zum einen wird der Energiepreisdruck nicht mehr so hoch sein, zum anderen wurden Einsparpotenziale durch Verhaltensanpassungen weitestgehend ausgeschöpft. Nun sind langfristige Maßnahmen wie Investitionen in die Energieeffizienz gefragt.“ Sophie M. Behr

Um die Klimaziele bis 2030 zu erreichen, muss der Gebäudesektor deutlich weniger Kohlendioxid (CO2) ausstoßen. Die Analyse des DIW Berlin auf Basis der Daten vom Immobiliendienstleister ista zeigt, dass der Heizenergiebedarf sowie die temperaturbereinigten CO2-Emissionen im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozent gesunken sind. Der Grund dieses Rückgangs sind vermutlich die im vergangenen Jahr stark gestiegenen Heizenergiepreise. Zudem waren wohl viele Haushalte motiviert, Energie einzusparen, um eine Gasmangellage zu vermeiden und weniger Gas aus Russland zu kaufen. Regional gibt es große Unterschiede im Verbrauch und in den Preisanstiegen: Im Norden konnten die größten Einsparungen erzielt werden, aber der Heizenergiebedarf bleibt dort – vor allem im Vergleich zu den ostdeutschen Ländern – trotzdem hoch. Ob die Einsparungen in diesem Umfang beibehalten werden und dauerhaft dazu beitragen, die Klimaziele zu erreichen, ist unwahrscheinlich. Um sich aus der fossilen Abhängigkeit zu lösen und die Klimaziele zu erreichen, ist es unabdingbar, die Investitionen in die Energieeffizienz von Gebäuden zu tätigen.

Der Angriff Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 hatte auch spürbare Auswirkungen auf deutsche Haushalte. Eine drohende Gasmangellage veranlasste die Politik, Unternehmen und private Haushalte dazu aufzurufen, den Gasverbrauch deutlich zu senken. Gleichzeitig stiegen die Gaspreise für private Haushalte im Jahr 2022 im Vergleich zu 2021 durchschnittlich um 32 Prozent und für andere Verbraucher wie Unternehmen und Behörden um 89 Prozent.infoJährliche Preise wurden als der Durchschnitt der Halbjahrespreise von Destatis berechnet. Dezemberhilfen für private Haushalte sind in den Preisen enthalten. Destatis (2022): Gaspreise für Haushalte im 1. Halbjahr 2022 um 17,7 % gestiegen (online verfügbar, abgerufen am 13. September 2023. Dies gilt für alle Online-Quellen in diesem Bericht, sofern nicht anders angegeben); Destatis (2023): Gaspreise für Haushalte im 2. Halbjahr 2022 um 16,2 % gestiegen (online verfügbar); Destatis (2021): Strom- und Gaspreise für Haushalte im 1. Halbjahr 2021 um jeweils 4,7 % gestiegen (online verfügbar). Etwa die Hälfte der privaten Haushalte in Deutschland heizt mit Gas.infoBundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (2023): Beheizungsstruktur des Wohnungsbestandes in Deutschland (online verfügbar). Darüber hinaus heizt etwa ein Viertel der Haushalte mit Heizöl. Der Preis für Heizöl legte im Jahresdurchschnitt um 87 Prozent im Vergleich zu 2021 zu.infoMineralölverband (2023): Verbraucherpreise (online verfügbar). Je nachdem, wann sich Haushalte bevorratet haben, waren sie unterschiedlich stark betroffen. Alle privaten Haushalte konnten die Preissteigerungen in der Regel nur mit einem reduzierten Heizverbrauch mildern.

Auch aus klimapolitischen Gründen sind Energieeinsparungen im Gebäudesenktor bereits seit vielen Jahren dringend erforderlich. Direkte Emissionen des Gebäudesektors sind für rund 15 Prozent der jährlichen Kohlendioxid(CO2)-Gesamtemissionen Deutschlands verantwortlich, indirekte Emissionen aus der Energiewirtschaft sind darin nicht enthalten.infoIndirekte Emissionen entstehen beim Heizen mit Fernwärme oder Strom. Umweltbundesamt (2023): UBA-Prognose. Treibhausgasemissionen sanken 2022 um 1,9 Prozent. Pressemitteilung vom 15. März (online verfügbar). Damit Deutschland die sich selbst gesteckten sowie die im Pariser Abkommen vereinbarten Klimaziele erreicht, sind daher auch im Gebäudesektor deutliche Einsparungen notwendig. Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts 2021 zum Klimaschutzgesetz hat die Bundesregierung die Gesetzgebung angepasst und konkrete Klimaziele vor 2050 festgelegtinfoUmweltbundesamt (2023): Treibhausgasminderungsziele Deutschlands (online verfügbar).: Im Vergleich zum Jahr 1990 sollen im Gebäudesektor die Emissionen bis zum Jahr 2030 um 65 Prozent auf dann 67 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr reduziert werden. Bis zum Jahr 2045 soll der Sektor klimaneutral werden.infoVgl. die zulässigen Jahresemissionsmengen laut Bundes-Klimaschutzgesetz (online verfügbar); Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (2020): Entwicklung der gesamten Treibhausgasemissionen nach Quellbereich (1990 bis 2035) (online verfügbar).

Im Vergleich zu 1990 wurden im Gebäudesektor erst 46 Prozent CO2 weniger emittiert. Es ist also fraglich, ob die verbleibenden 19 Prozent in den kommenden sieben Jahren eingespart und damit die Klimaziele erreicht werden können.infoAgora Energiewende (2022): Die Energiewende in Deutschland: Stand der Dinge 2022 (online verfügbar). Auch der Expertenrat zu Klimafragen prangert in seinem Prüfbericht die zu langsame Emissionssenkung an und geht von einer voraussichtlichen Lücke von 35 Millionen Tonnen CO2 im Gebäudesektor bis zum Jahr 2030 aus.infoExpertenrat für Klimafragen (2023): Prüfbericht 2023 für die SektorenGebäude und Verkehr (online verfügbar). Trotz der schon bestehenden Politikinstrumente geschieht die Dekarbonisierung zu langsam.infoDie Instrumente sind Bestandteil verschiedener Gesetze und Verordnungen wie dem Gebäudeenergiegesetz (GEG), dem Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG), der Heizkostenverordnung und dem CO2-Kostenaufteilungsgesetz.

Aus diesem Grund hat die Bundesregierung dieses Jahr einen Vorschlag zur Novellierung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) vorgelegt, der nach mehreren Verzögerungen am 8. September vom Bundestag verabschiedet wurde. Das GEG legte schon vor der Novelle Mindestanforderungen für die Energieeffizienz von Gebäuden wie die Wärmedämmung und Effizienz der Heizung fest. Die Novelle des GEG besagt nun, dass in Neubaugebieten ab dem 1. Januar 2024 nur noch Heizungen eingebaut werden dürfen, die zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden.infoBundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (2023): Startschuss für klimafreundliches Heizen: Bundestag beschließt Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (online verfügbar). Ab dem 30. Juni 2026 gilt dasselbe für Bestandsgebäude, für Neubauten außerhalb von Neubaugebieten ab dem 30. Juni 2028. Eigentümer*innen werden Übergangsfristen von fünf Jahren eingeräumt. Funktionierende fossile Heizungen können weiterhin verwendet werden und Reparaturen dieser Heizungen bleiben erlaubt. In den vergangenen Monaten hat die Debatte um die Novelle des GEG die große Sprengkraft des Themas gezeigt. Zudem monierte der Expertenrat für Klimafragen, dass die GEG-Novelle voraussichtlich nicht ausreichen wird, um die Klimaschutzziele im Gebäudebereich für das Jahr 2030 zu erreichen. Ein umfassenderes Paket würde gebraucht.infoExpertenrat für Klimafragen (2023), a.a.O.

Das GEG ist von weiteren Gesetzen flankiert. Seit Anfang dieses Jahres ist das CO2-Kostenaufteilungsgesetz nach dem Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG) der Heizkostenverordnung in Kraft. Damit wird der nationale CO2-Preis, der auf die CO2-Emissionen des Heizens aufgeschlagen wird, prozentual auf Mietende und Vermietende aufgeteilt. Je ineffizienter das Gebäude, desto höher ist der Anteil, den die Vermietenden übernehmen muss. Ab 2026 wird der europäische Emissionshandel auf den Gebäudesektor ausgeweitet und dann den nationalen CO2-Preis ersetzen. Damit wird der aktuelle Preis von 30 Euro pro Tonne in einen Preiskorridor von 55 bis 65 Euro überführt, ab 2027 gilt der durch den Emissionshandel entstehende Marktpreis.infoEuropäische Kommission (2023): EU-Emissionshandelssystem (EU-EHS) (online verfügbar); Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (2022): Habeck: „Wir gehen beim CO2-Preis bedachter vor und entlasten private Haushalte und Unternehmen“. Pressemitteilung vom 28. Oktober 2022 (online verfügbar). Das bedeutet, dass Heizen mit fossiler Energie in Zukunft teurer wird, was den Fortschritt bei der Energieeffizienz und beim Heizungsaustausch beschleunigen könnte.

Der DIW-Wärmemonitor analysiert regelmäßig den Heizenergiebedarf und die entstehenden CO2-Emissionen sowie die Heizenergiepreise und -ausgaben der privaten Haushalte in Deutschland. Grundlage des Wärmemonitors sind die Daten des Immobiliendienstleisters ista SE (früher ista Deutschland GmbH), der bei knapp 300000 Zwei- und Mehrparteienhäusern in Deutschland die Heizenergieabrechnung durchführt. Für das Jahr 2022 liegen bislang die Abrechnungen von etwas mehr als 150000 Haushalten vor (Kasten 1). Ein besonderer Fokus liegt in der diesjährigen Auswertung auf den Einsparungen von Heizenergie und damit auch CO2-Emissionen als Reaktion auf die hohen Energiepreise und die drohende Gasmangellage.

Gemeinsam mit ista Deutschland GmbH (heute ista SE), einem der größten Immobiliendienstleister in Deutschland, hat das DIW Berlin den Wärmemonitor Deutschland entwickelt. Der Monitor berichtet jährlich seit dem Jahr 2014 in regionaler Differenzierung über die Entwicklung von Heizenergiebedarf und Heizkosten in Wohnhäusern. Grundlage der Berechnungen sind gebäudespezifische Heizkostenabrechnungen, die ista für knapp 300000 Zwei- und Mehrparteienhäusern (über zwei Millionen Wohnungen) macht, klimabezogene Gewichtungsfaktoren des Deutschen Wetterdienstes sowie Zensuserhebungen des Statistischen Bundesamtes. Die Heizkostenabrechnungen enthalten Angaben zu Energieverbrauch und Abrechnungsperiode, Heizenergieträger, Energiekosten sowie Lage und Größe der Immobilie. Bei den abgerechneten Heizenergiepreisen handelt es sich um reine Brennstoffkosten ohne Heiznebenkosten wie Wartungskosten oder Kosten für die Erfassung der Verbräuche.

In den Abrechnungsdaten sind Zwei- und Mehrparteienhäuser erfasst – das heißt, die Stichprobe enthält im Eigentum oder zur Miete bewohnte Gebäude mit mindestens zwei Haushalten. Diese Auswahl wird weiter beschränkt auf Gebäude, bei denen die Fläche der Wohneinheiten im Durchschnitt zwischen 15 und 250 Quadratmetern liegt. Es handelt sich somit nicht um eine Zufallsstichprobe aus dem Gesamtwohngebäudebestand in Deutschland. Vielmehr sind im Vergleich zur Mikrozensus-Zusatzerhebung zur Wohnsituation aus dem Jahr 2014 Gebäude mit drei bis sechs Wohnungen sowie größere Gebäude (13 und mehr Wohnungen) überrepräsentiert. Diesem Umstand wird mit einer Gewichtung des mittleren Energiebedarfs mit der jeweiligen Bedeutung der Gebäudeklassen in der Grundgesamtheit begegnet. Hierzu werden Daten der Mikrozensus-Zusatzerhebung zur Wohnsituation aus dem Jahr 2010 verwendet, die nach Raumordnungsregionen differenziert die Anteile bestimmter Größenklassen ausweisen.

Der Heizenergiebedarf für jedes Gebäude wird errechnet, indem der absolute Heizenergieverbrauch um lokale Temperaturveränderungen bereinigt wird. Um eine räumliche und zeitliche Vergleichbarkeit sicherzustellen, werden Informationen des Deutschen Wetterdienstes verwendet. Die verfügbaren Gewichtungsfaktoren normalisieren den Verbrauch auf die klimatischen Bedingungen am Referenzstandort Potsdam.infoIn einer Studie aus dem Jahr 2022 wurde der Effekt unterschiedlicher Temperaturbereinigungsmethoden ermittelt. Die Studie zeigt, dass sich die Ergebnisse der temperaturkorrigierten Werte nicht groß unterscheiden. Vgl. Peter Mellwig et al. (2022): Klimaschutz im Gebäudebereich: Erklärungen für stagnierende CO2-Emissionen trotz erfolgreicher Sanierungsmaßnahmen (online verfügbar, abgerufen am 25. August 2023)

Der jährliche Heizenergiebedarf wird in Bezug zur beheizten Wohnfläche eines Gebäudes ermittelt. Diese Berechnung erfolgt in mehreren Schritten: Zunächst werden die gebäudespezifischen Verbrauchswerte auf die zur Beheizung eingesetzten Energiemengen begrenzt (ohne Warmwasser). Dieser Verbrauch wird im nächsten Schritt mit dem Heizwert für den jeweiligen Energieträger multipliziert – dies entspricht dem gebäudespezifischen absoluten Heizenergieverbrauch einer Abrechnungsperiode in Kilowattstunden. Anschließend müssen die Werte einer bestimmten Heizperiode zugeordnet werden, da die Verbrauchsermittlung nicht immer stichtagsgenau zum 31. Dezember eines Jahres erfolgt. Danach werden die so ermittelten Verbrauchswerte um die klimatischen Bedingungen der betreffenden Periode bereinigt und durch die beheizte Wohnfläche des Gebäudes dividiert. Daraus ergibt sich die Maßeinheit Kilowattstunde je Quadratmeter beheizter Wohnfläche pro Jahr.

Um den regionalen Heizenergiebedarf zu ermitteln, werden die durchschnittlichen Verbrauchswerte auf Raumordnungsebene als gewichtetes arithmetisches Mittel für den gesamten Wohnungs- und Gebäudebestand einer Raumordnungsregion hochgerechnet. Als Gewichte werden die Anteile der Gebäude in jeder Größenklasse (zwei, drei bis sechs, sieben bis zwölf, 13 bis 20 und mehr als 20 Wohnungen) an der Gesamtzahl der regionalen Wohnungen verwendet.

Heizkostenabrechnungen werden zeitverzögert erstellt. Die Werte der Heizperiode 2022 werden auf Grundlage einer kleineren Stichprobe errechnet als die Werte für weiter zurückliegende Jahre. Für 2022 liegen bislang Daten für knapp mehr als 50 Prozent der im Vorjahr verfügbaren Häuser vor. Die Ergebnisse für 2022 sind daher als vorläufig zu betrachten. Für die Heizverbräuche auf Bundesebene wurde eine Korrektur vorgenommen, indem für die fehlenden Häuser ein hypothetischer Wert für den Verbrauch 2022 berechnet wurde und der Verbrauch im Jahr 2021 mit dem nationalen Trend korrigiert wurde. Es ist dennoch wahrscheinlich, dass, wenn alle Daten für 2022 vorliegen, die finalen Zahlen für 2022 von den aktuell verfügbaren Zahlen leicht abweichen.

Für die Berechnung der Preisanstiege in den unterschiedlichen Regionen werden die Preise für eine Kilowattstunde Heizenergie im Jahr 2022 mit denen aus dem Jahr 2021 verglichen. Da die Verträge der Haushalte nicht den Großhandelspreis widerspiegeln, sondern meist ein für ein oder zwei Jahre festgelegter Preis bezahlt wird, haben sich die Energiepreise im Jahr 2022 stark voneinander unterschieden – je nachdem, wann der neue Vertrag abgeschlossen wurde und wie das Energiekostenniveau zu dem Zeitpunkt war.infoIn die Berechnung der durchschnittlichen Preisanstiege fließen auch Gebäude mit bestehenden Verträgen ein, die keinen Preisanstieg zu verzeichnen hatten. Die hier berechneten durchschnittlichen Preisanstiege liegen also unter den Preisanstiegen für Neuverträge. Auch regional unterscheiden sich die Energiepreise deutlich. Aus diesen Gründen werden ausschließlich die Energiepreise der Gebäude miteinander verglichen, für die in beiden Jahren 2021 und 2022 Daten vorliegen. Diejenigen Gebäude, die zwar im Datensatz des Jahres 2021 vorkommen, aber für die aktuell noch keine Daten vorliegen, werden in dieser Betrachtung ausgeklammert.

Heizenergiepreise steigen deutlich, Heizenergiebedarf geht zurück

In Deutschland ist der HeizenergiebedarfinfoDer Bedarf ist im Unterschied zum Verbrauch temperaturbereinigt. pro Quadratmeter 2022 zurückgegangen, wenn auch regional in sehr unterschiedlichem Ausmaß. Durchschnittlich wurden in Zwei- und Mehrfamilienhäusern 123 Kilowattstunden je Quadratmeter beheizter Wohnfläche temperaturbereinigt verbraucht, was einem Rückgang von fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr (130 Kilowattstunden) entspricht.infoNach Korrektur für die Daten der noch fehlenden Gebäude des Jahres 2022 (Kasten 1) ist davon auszugehen, dass der Heizenergieverbrauch etwas höher bei knapp 124 Kilowattstunden pro Quadratmeter lag. Damit setzt sich der Trend der letzten drei Jahre fort: Seit 2019 ist der Bedarf in jedem Jahr gesunken, wenn auch durchaus nicht so stark wie im vergangenen Jahr (Abbildung 1).infoTill Köveker, Mats Kröger und Franziska Schütze (2022): Wärmemonitor 2020 und 2021: Heizenergiebedarf leicht gesunken, Klimaziele aber verfehlt. DIW Wochenbericht Nr. 43 (online verfügbar, abgerufen am 5. September 2023) Im Jahr 2021 wurden, nachdem nun alle Daten vorliegen, 0,4 Prozent weniger verbraucht als noch 2020.infoZum Zeitpunkt der Auswertung für den Wärmemonitor 2020/2021 lag nur ein unvollständiger Datensatz vor, weil noch nicht alle Haushalte abgerechnet waren.

In den neuen Bundesländern war der Heizenergiebedarf 2022 mit rund 117 Kilowattstunden pro Quadratmeter weiterhin deutlich niedriger als in den westdeutschen Ländern mit 125 Kilowattstunden. Grund für den niedrigeren Bedarf könnte die hohe Sanierungsrate in den ostdeutschen Ländern sein.infoSophie M. Behr, Merve Kücük und Karsten Neuhoff (2023): Energetische Sanierung von Gebäuden kann durch Mindeststandards und verbindliche Sanierungsziele beschleunigt werden. DIW aktuell Nr. 87 (online verfügbar).

Am höchsten war der Bedarf mit 142 Kilowattstunden im Saarland, während er in Mecklenburg-Vorpommern mit 103 Kilowattstunden am geringsten war. Gründe dafür könnten eine niedrige Sanierungsrate oder das Alter der Heizungssysteme sein. Sind im Saarland die Heizungssysteme mit 22,6 Jahren im Bundesdurchschnitt am ältesten, haben die Heizungssysteme in Mecklenburg-Vorpommern nur ein durchschnittliches Alter von 15,7 Jahren.infoBundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (BDEW) (2019): Wie heizt Mecklenburg-Vorpommern? (online verfügbar, abgerufen am 4. September 2023).

Ein genauerer Blick auf die Raumordnungsregionen verändert das Bild etwas (Interaktive Grafik und Tabelle). Den höchsten Heizenergiebedarf haben dann Ostfriesland, die Westpfalz und Saar mit 148, 142 beziehungsweise 142 Kilowattstunden. Im Mittleren Mecklenburg/Rostock, dem Allgäu und Ostthüringen war der Bedarf mit 92, 102 beziehungsweise 103 Kilowattstunden am niedrigsten.

Heizenergiebedarf, Heizenergiepreise und Heizausgaben in Zwei- und Mehrparteienhäusern 2020–2022, nach Raumordnungsregionen

Tabelle: Ergebnisse des Wärmemonitors 2022

Jährlicher Heizenergiebedarf (Kilowattstunden je Quadratmeter beheizter Wohnfläche), Mittelwert Abgerechnete Heizenergiepreise (Eurocent je Kilowattstunde), Median Jährliche Heizausgaben (Euro je Quadratmeter beheizter Wohnfläche), Mittelwert
Name der Raumordnungsregion Nr. 2020 2021 20221 2020 2021 20221 2020 2021 20221
Schleswig-Holstein Mitte 0101 137,13 136,47 125,01 5,90 5,89 8,50 8,67 9,13 10,78
Schleswig-Holstein Nord 0102 136,34 137,02 124,96 6,00 5,87 8,37 8,77 8,80 9,19
Schleswig-Holstein Ost 0103 146,76 147,34 134,90 5,33 5,64 7,85 8,17 8,73 10,26
Schleswig-Holstein Süd 0104 139,30 138,35 127,54 5,67 5,72 8,54 8,24 8,40 11,09
Schleswig-Holstein Süd-West 0105 158,47 162,49 140,25 5,26 5,26 8,33 8,77 9,03 12,06
Hamburg 0201 138,23 137,38 128,44 5,40 5,55 6,77 8,25 8,45 10,10
Braunschweig 0301 124,42 124,39 116,37 5,93 6,06 8,12 7,40 7,88 9,26
Bremen-Umland 0302 145,52 144,89 131,31 5,73 5,70 7,45 8,11 8,14 9,32
Bremerhaven 0303 146,62 142,28 128,94 5,79 5,82 7,89 8,16 8,10 9,63
Emsland 0304 148,45 146,29 135,92 5,44 5,81 7,79 7,84 8,12 9,49
Göttingen 0305 130,05 131,16 122,22 5,74 5,73 6,99 7,54 7,77 8,05
Hamburg-Umland-Süd 0306 139,70 140,87 131,56 5,71 5,58 7,58 7,96 8,16 9,77
Hannover 0307 125,92 126,02 116,94 5,99 6,24 8,10 7,72 8,22 9,48
Hildesheim 0308 131,01 132,73 124,87 5,95 6,06 8,56 7,58 8,06 9,86
Lüneburg 0309 139,15 137,11 133,19 5,50 5,64 6,92 7,72 7,78 9,07
Oldenburg 0310 146,05 142,93 136,63 5,44 5,89 7,51 7,83 8,36 9,62
Osnabrück 0311 129,07 129,89 121,80 5,85 6,00 7,78 7,37 7,86 9,29
Ost-Friesland 0312 158,30 157,77 148,16 5,73 5,96 7,16 8,83 9,18 9,40
Südheide 0313 143,88 147,78 133,70 5,71 5,84 7,94 8,16 8,61 10,16
Bremen 0401 143,70 142,61 133,37 5,96 5,93 7,77 8,64 8,63 9,82
Aachen 0501 143,45 140,13 131,57 6,26 6,28 8,54 9,11 9,17 10,72
Arnsberg 0502 125,24 129,08 123,07 6,16 5,89 8,14 7,50 7,65 8,99
Bielefeld 0503 143,33 142,00 132,39 5,93 6,01 7,64 8,34 8,43 9,50
Bochum/Hagen 0504 142,38 142,52 131,88 6,04 6,29 7,95 8,92 9,21 10,12
Bonn 0505 146,74 145,36 135,53 6,21 6,24 8,39 9,11 9,26 10,72
Dortmund 0506 145,82 139,63 129,06 5,88 6,18 7,84 8,73 8,97 10,25
Duisburg/Essen 0507 144,14 143,95 132,08 6,10 6,30 7,83 9,21 9,60 10,23
Düsseldorf 0508 150,78 148,43 135,71 5,88 6,02 7,88 9,00 9,33 10,44
Emscher-Lippe 0509 137,33 137,12 125,12 6,14 6,42 7,88 8,93 9,34 9,96
Köln 0510 145,51 141,10 132,13 5,79 5,81 7,86 8,51 8,58 10,12
Münster 0511 134,15 131,03 121,37 5,66 5,71 7,48 7,55 7,63 8,57
Paderborn 0512 130,72 131,72 122,89 6,06 6,11 7,38 7,94 8,20 9,07
Siegen 0513 145,53 137,80 126,28 5,87 5,84 8,45 8,58 7,99 9,90
Mittelhessen 0601 128,41 130,02 124,61 6,15 6,06 7,82 7,72 7,87 9,42
Nordhessen 0602 130,62 129,04 122,69 6,17 6,05 8,12 7,88 7,90 9,53
Osthessen 0603 119,42 121,15 108,03 6,00 5,72 7,68 6,96 6,89 8,14
Rhein-Main 0604 135,68 134,43 126,54 5,76 5,83 7,51 8,21 8,36 9,47
Starkenburg 0605 146,02 143,00 137,33 6,03 5,92 7,82 8,76 8,71 10,42
Mittelrhein-Westerwald 0701 135,07 135,80 131,33 6,24 6,19 7,82 8,25 8,37 9,67
Rheinhessen-Nahe 0702 144,17 140,41 137,00 6,03 6,05 7,57 8,81 8,87 10,42
Rheinpfalz 0703 143,19 141,32 137,83 5,90 6,12 7,63 8,58 8,89 9,99
Trier 0704 139,15 138,84 139,28 6,18 6,12 7,92 8,41 8,59 10,62
Westpfalz 0705 145,35 144,53 141,94 5,89 5,89 7,40 8,60 8,54 10,00
Bodensee-Oberschwaben 0801 115,85 116,80 118,90 5,82 5,71 6,74 6,77 6,83 8,10
Donau-Iller (BW) 0802 121,05 121,45 119,60 6,09 6,13 7,74 7,43 7,74 9,15
Franken 0803 125,36 124,16 121,07 6,15 5,97 7,68 7,85 7,79 9,42
Hochrhein-Bodensee 0804 124,21 123,34 120,89 5,86 5,86 7,30 7,27 7,34 8,67
Mittlerer Oberrhein 0805 131,26 129,24 126,31 6,14 6,06 7,61 8,21 8,19 9,72
Neckar-Alb 0806 122,80 120,12 123,16 6,19 5,92 7,72 7,45 7,07 8,94
Nordschwarzwald 0807 118,86 115,65 117,43 6,36 6,08 8,14 7,56 7,25 9,42
Ostwürttemberg 0808 127,71 127,34 127,14 6,06 6,00 7,46 7,64 7,79 9,31
Schwarzwald-Baar-Heuberg 0809 112,89 112,29 112,27 5,96 5,93 7,26 6,73 6,90 7,92
Stuttgart 0810 126,56 126,73 123,03 6,20 6,17 7,75 7,91 8,02 9,63
Südlicher Oberrhein 0811 115,55 114,89 114,68 6,00 5,90 7,31 7,10 7,11 8,59
Unterer Neckar 0812 132,30 131,73 129,14 6,43 6,31 8,02 8,93 8,94 10,48
Allgäu 0901 112,44 105,79 101,60 6,34 5,91 7,45 7,46 6,07 7,86
Augsburg 0902 121,28 123,01 120,58 5,49 5,57 6,70 6,96 7,22 8,68
Bayerischer Untermain 0903 136,58 130,42 121,86 5,93 5,77 7,74 7,91 7,69 9,34
Donau-Iller (BY) 0904 121,70 120,89 119,10 6,00 5,79 7,26 7,58 7,37 9,37
Donau-Wald 0905 120,28 119,10 114,49 6,31 5,89 7,69 7,32 6,95 8,76
Industrieregion Mittelfranken 0906 125,80 122,65 119,74 5,96 5,97 7,43 7,71 7,66 8,92
Ingolstadt 0907 117,68 115,58 116,38 5,96 5,87 7,40 7,09 7,06 8,51
Landshut 0908 115,19 114,44 116,05 6,18 5,86 7,61 7,02 6,73 8,41
Main-Rhön 0909 125,76 122,38 119,09 6,20 6,07 7,31 7,47 7,34 8,62
München 0910 107,11 106,67 103,70 5,82 5,80 7,66 6,75 6,84 8,92
Oberfranken-Ost 0911 123,21 120,82 119,41 6,09 5,91 7,59 7,29 7,16 8,66
Oberfranken-West 0912 125,80 124,84 122,56 6,22 6,05 7,28 7,53 7,51 8,71
Oberland 0913 108,96 109,49 106,58 6,22 5,85 7,24 6,62 6,57 8,12
Oberpfalz-Nord 0914 127,94 129,87 119,81 6,22 6,10 8,04 7,63 7,58 9,68
Regensburg 0915 122,93 116,68 115,94 6,32 5,93 7,75 7,40 6,96 8,64
Südostoberbayern 0916 114,43 111,75 112,74 6,33 5,80 7,63 7,23 6,70 8,56
Westmittelfranken 0917 124,37 124,74 123,12 6,31 6,05 8,07 7,63 7,55 9,78
Würzburg 0918 127,86 125,57 121,66 6,04 5,99 7,11 7,67 7,59 8,55
Saar 1001 152,39 148,11 141,91 6,42 6,36 8,68 9,41 9,29 11,59
Berlin 1101 136,06 136,37 127,77 5,46 5,77 8,04 8,14 8,79 10,76
Havelland-Fläming 1201 121,55 124,79 116,36 5,57 5,85 7,52 7,47 8,04 9,27
Lausitz-Spreewald 1202 123,44 128,98 131,52 5,73 5,87 6,96 7,48 8,07 10,07
Oderland-Spree 1203 120,12 127,08 115,75 5,30 5,89 7,31 7,46 8,44 8,85
Prignitz-Oberhavel 1204 128,36 132,51 113,22 5,35 5,58 7,12 7,76 8,59 8,55
Uckermark-Barnim 1205 123,76 125,88 118,54 5,74 5,91 k. A. 7,18 7,62 k. A.
Mecklenburgische Seenplatte 1301 113,95 112,99 109,41 6,24 6,33 8,06 7,34 7,47 9,02
Mittleres Mecklenburg/Rostock 1302 97,10 98,20 92,14 5,54 5,84 8,63 6,24 6,57 7,53
Vorpommern 1303 107,46 110,62 104,76 5,71 5,74 6,98 6,78 7,19 7,78
Westmecklenburg 1304 118,01 116,89 107,03 5,84 5,92 6,80 7,25 7,60 7,85
Oberes Elbtal/Osterzgebirge 1401 114,54 116,92 110,68 5,55 5,71 6,58 6,90 7,41 8,03
Oberlausitz-Niederschlesien 1402 119,50 121,60 118,43 5,55 5,56 7,10 6,82 7,06 8,43
Südsachsen 1403 115,39 117,65 113,53 5,66 5,75 6,70 6,72 7,08 7,88
Westsachsen 1404 110,29 113,43 104,07 5,64 5,86 6,63 6,75 7,23 7,64
Altmark 1501 133,13 134,43 123,25 5,59 6,08 8,25 7,61 8,33 9,38
Anhalt-Bitterfeld-Wittenberg 1502 117,22 122,66 123,67 5,83 6,05 8,80 7,65 8,29 10,85
Halle/S. 1503 120,20 123,61 116,60 5,96 6,17 7,83 7,55 7,97 9,30
Magdeburg 1504 122,71 124,30 118,96 5,99 6,26 7,70 7,56 7,91 8,84
Mittelthüringen 1601 112,09 113,67 111,25 5,45 5,62 6,28 6,31 6,73 7,21
Nordthüringen 1602 112,59 119,34 115,62 5,75 6,22 8,32 6,99 7,80 8,93
Ostthüringen 1603 112,18 111,70 103,06 6,03 6,17 7,38 6,92 7,21 7,48
Südthüringen 1604 115,88 119,61 112,79 5,90 5,96 7,41 6,75 7,06 7,97
Bundesland
Schleswig-Holstein 1 140,90 140,90 128,64 5,70 5,75 8,36 8,46 8,77 10,62
Freie und Hansestadt Hamburg 2 138,23 137,38 128,44 5,40 5,55 6,77 8,25 8,45 10,10
Niedersachsen 3 133,96 133,92 124,93 5,81 5,97 7,79 7,75 8,13 9,35
Freie Hansestadt Bremen 4 143,70 142,61 133,37 5,96 5,93 7,77 8,64 8,63 9,82
Nordrhein-Westfalen 5 143,68 141,60 130,97 5,97 6,10 7,90 8,73 8,94 10,05
Hessen 6 134,91 133,86 126,64 5,92 5,90 7,70 8,13 8,22 9,56
Rheinland-Pfalz 7 140,95 139,73 136,54 6,06 6,09 7,67 8,52 8,65 10,07
Baden-Württemberg 8 124,53 123,82 122,07 6,14 6,06 7,63 7,76 7,78 9,34
Freistaat Bayern 9 118,07 116,40 113,59 6,02 5,87 7,51 7,23 7,10 8,80
Saarland 10 152,39 148,11 141,91 6,42 6,36 8,68 9,41 9,29 11,59
Berlin 11 136,06 136,37 127,77 5,46 5,77 8,04 8,14 8,79 10,76
Brandenburg 12 123,03 127,50 120,15 5,56 5,83 7,25 7,48 8,14 9,32
Mecklenburg-Vorpommern 13 108,53 109,27 102,72 5,79 5,92 7,58 6,85 7,18 7,95
Freistaat Sachsen 14 114,44 116,92 111,11 5,61 5,74 6,70 6,79 7,20 7,93
Sachsen-Anhalt 15 121,69 124,55 119,25 5,93 6,18 7,97 7,58 8,03 9,38
Freistaat Thüringen 16 112,94 114,97 109,37 5,78 5,96 7,17 6,70 7,11 7,70
Deutschland 130,70 130,15 123,43 5,89 5,95 7,65 7,92 8,12 9,48
Ostdeutsche Länder 121,48 123,45 116,72 5,64 5,86 7,43 7,33 7,83 9,02
Westdeutsche Länder 133,49 132,19 125,47 5,97 5,98 7,72 8,09 8,21 9,62

1 Vorläufige Werte. Anmerkung: Heizenergiebedarf und Heizausgaben temperaturbereinigt; abgerechnete Heizenergiepreise als gewichtetes Mittel aus Erdgas- und Heizölpreisen.

Quelle: ista SE, eigene Berechnungen.

Im Norden am meisten eingespart

Bei der Veränderung des Heizenergiebedarfs im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr fällt auf, dass besonders viel im Norden und weniger im Süden eingespart wurde. Am meisten Heizenergie wurde in Schleswig-Holstein eingespart, wo sich der Bedarf um 7,3 Prozent reduzierte. Bremen und Hamburg verzeichneten mit 7,2 beziehungsweise 7,0 Prozent fast ähnlich deutliche Reduktionen. Der Rückgang der Heizenergiebedarfs war in Baden-Württemberg mit 1,2 Prozent, gefolgt von Bayern mit 2,1 Prozent sowie dem Saarland und Rheinland-Pfalz mit jeweils 3,3 Prozent am geringsten (Abbildung 3).

Dass der Heizenergiebedarf 2022 zurückgegangen ist, liegt auch an den Preissteigerungen. Im Median kostete in den betrachteten Wohngebäuden eine Kilowattstunde Heizenergie (Öl und Gas) im vergangenen Jahr 7,65 Cent, während es 2021 noch 5,95 waren (Abbildung 4). Etwa 1,7 Cent pro Kilowattstunde wirkt auf den ersten Blick wenig, entspricht aber einem Anstieg um 29 Prozent. Da aber typischerweise Verträge mit den Kunden für ein oder zwei Jahre abgeschlossen werden, waren nicht alle Haushalte gleichermaßen von der Weitergabe der Preissteigerungen betroffen, sondern insbesondere die Kunden, die neue Verträge abgeschlossen haben. Das ist besonders bei Heizölkund*innen der Fall, da sich diese häufig nur einmal im Jahr bevorraten.

Um Haushalte vor diesem deutlichen Preisanstieg zu schützen und Gas einzusparen, hat die von der Bundesregierung eingesetzte ExpertInnenkommission Gas und Wärme ein Maßnahmenpaket vorgeschlagen.infoBundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (2022): ExpertInnen-Kommission Gas und Wärme. Sicher durch den Winter. Abschlussbericht vom 31. Oktober (online verfügbar). Dieses beinhaltete neben angebotssteigernden und nachfragesenkenden Maßnahmen eine Gas- und Wärmepreisbremse sowie weitere Maßnahmen, beispielsweise für soziale Härtefälle. Ziel war es, Anreize zum Energiesparen zu bewahren, aber Preisanstiege trotzdem abzufedern. So übernahm der Bund den Dezember-Abschlag 2022 der privaten Haushalte und führte eine ab Anfang 2023 wirksame Gaspreisbremse ein.

Deutliche Preisanstiege besonders in Schleswig-Holstein, Berlin und im Saarland

In Sachsen sind die Heizenergiepreise 2022 in den betrachteten Zwei- und Mehrfamilienhäusern mit 17 Prozent am geringsten gestiegen. Der größte Preisanstieg war mit 47 Prozent in Schleswig-Holstein zu verzeichnen, aber auch in Berlin (42 Prozent) und dem Saarland (38 Prozent) stiegen die Preise deutlich (Abbildung 3). Überraschend ist, dass die Einsparungen nicht zwangsläufig mit den Preisanstiegen korrespondieren: Während Schleswig-Holstein besonders von Preisanstiegen betroffen war und auch am meisten im Vergleich zum Jahr 2021 eingespart hat, ist im Saarland trotz großer Preisanstiege der Heizenergiebedarf kaum gesunken. Berlin hingegen konnte etwas mehr als der Durchschnitt einsparen. Trotz der geringeren Preisanstiege in Sachsen (17 Prozent), Thüringen (21 Prozent) und Hamburg (23 Prozent) haben diese Bundesländer etwas mehr Heizenergie als der Durchschnitt eingespart. Neben dem Preis können auch Unterschiede in der Energieeffizienz der Gebäude, größere unausgeschöpfte Einsparpotenziale im Norden sowie eine unterschiedlich große Motivation, Heizenergie zu sparen, erklären, warum die Haushalte regional so unterschiedlich viel eingespart haben. Die Ausgaben der Haushalte – Preissteigerungen kombiniert mit einem reduzierten Verbrauch – stiegen im vergangenen Jahr durchschnittlich um 17 Prozent.

Rückgang der CO2-Emissionen trotz hoher Einsparungen zu gering

Bis zum Jahr 2030 sehen die Klimaziele eine Reduktion der CO2-Emissionen im Gebäudesektor von mindestens 65 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 vor. Temperaturbereinigt sind die CO2-Emissionen durch den Heizenergieverbrauch im Jahr 2022 gegenüber dem Vorjahr um fünf Prozent gesunken (Abbildung 5). Ohne Temperaturbereinigung sanken die CO2-Emissionen um 15 Prozent auf 21 Kilogramm je Quadratmeter beheizter Wohnfläche. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 112 Millionen Tonnen CO2 ausgestoßen. Damit wurde die Zielmarke für die Emissionen des Gebäudesektors von 107 Millionen Tonnen CO2 im Jahr 2022 knapp verfehlt.infoUmweltbundesamt (2023), a.a.O.

Wieviel CO2 ein Gebäude ausstößt, hängt von mehreren Faktoren ab (Kasten 2). Die zwei wichtigsten Faktoren sind die Energieeffizienz und die Heizungsart des Gebäudes. Die Energieeffizienz lässt sich durch energetische Sanierungen deutlich erhöhen, was wiederum den Heizenergiebedarf senkt. Zusätzlich bestimmt die Heizungsart, beispielsweise eine Gasheizung oder eine Wärmepumpe, wie viel CO2 beim Heizen emittiert wird. Wichtig ist gleichzeitig, dass die Stromerzeugung für Wärmepumpen auf Basis von erneuerbaren Energien geschieht.infoVgl. Alexander Roth et al. (2022): Wärmepumpen statt Erdgasheizungen: Umstieg durch Ausbau der Solarenergie unterstützen. DIW Wochenbericht Nr. 22, 311–320 (online verfügbar). In der Novellierung des Erneuerbare-Energie-Gesetzes wurde ein Ziel für die Stromerzeugung auf Basis von mindestens 80 Prozent erneuerbarer Energie festgelegt, wodurch die CO2-Emissionen von Wärmepumpen weiter fallen sollten.infoBundesregierung (2023): Mehr Energie aus erneuerbaren Quellen (online verfügbar).

Für die Berechnung der CO2-Emissionen der Gebäude wird der Heizenergieverbrauch pro Quadratmeter mit energieträgerspezifischen Emissionsfaktoren multipliziert (Tabelle). Um eine Vergleichbarkeit mit den Emissionen im Gebäudesektor für ganz Deutschland zu gewährleisten, werden nur die direkten CO2-Emissionen des Energieverbrauchs ausgewiesen. Vorgelagerte Emissionen, die bei der Gewinnung, dem Transport und der Umwandlung der Energieträger entstehen (zum Beispiel bei der Erzeugung von Strom und Fernwärme), werden nicht berücksichtigt.

Die jährlichen CO2-Emissionen pro Quadratmeter je Liegenschaft werden mit dem jeweiligen Anteil der Gebäudeklasse in der Grundgesamtheit gewichtet, um repräsentative durchschnittliche jährliche CO₂-Emissionen pro Quadratmeter zu ermitteln. Die Gewichtung erfolgt ähnlich wie bei der Berechnung des Heizenergiebedarfs (Kasten 1); die verschiedenen Größenklassen der Gebäude fließen gemäß ihren Anteilen im Mikrozensus als Gewichte in den Durchschnitt ein.

Tabelle: Energieträgerspezifischer CO2-Emissionsfaktor

Energieträger CO2-Emissionsfaktor
Erdgas H 0,201
Erdgas L 0,201
Öl 0,266
Schweres Öl 0,293
Braunkohle 0,359
Koks 0,389
Steinkohle 0,345
Flüssiggas 0,236
Fernwärme 0
Strom 0
Pellets 0
Holz lufttrocken 0
Holzhackschnitzel 0

Quelle: Umweltbundesamt 2014

Trotz großer politischer Anstrengungen, Investitionen in die Energieeffizienz und den Heizungsaustausch voranzutreiben, zeigt der Bauvolumenrechner des DIW, dass die realen Investitionen stagnieren; in einigen Bereichen haben sie sogar abgenommen. Preisbereinigt lagen die Investitionen im Bereich Gebäudesanierung 2022 um 13 Prozent unter dem Niveau von 2011.infoMartin Gornig und Katrin Klarhöfer (2023): Investitionen in die energetische Gebäudesanierung auf Talfahrt. DIW Wochenbericht Nr. 33 (online verfügbar, abgerufen am 5. September 2023). Angesichts der geringen realen Investitionen im Jahr 2022 ist es unwahrscheinlich, dass sich die Energieeffizienz des Gebäudebestands spürbar verbessert hat. Dass dennoch viel CO2 eingespart wurde, lässt sich also durch verändertes Verhalten und geringere Raumtemperaturen erklären. Die privaten Haushalte werden langfristig ihren Verbrauch in diesem Umfang aber nicht weiter reduzieren können. Daher ist es unrealistisch, dass die Klimaziele ohne weitere Investitionen in Gebäudeenergieeffizienz und Dekarbonisierung der Heizungssysteme erreicht werden können.

Fazit: Energiepreise und Klimaziele erfordern langfristige Maßnahmen

Der Rückgang des Heizenergiebedarfs der privaten Haushalte der vergangenen Jahre hat sich 2022 nicht nur fortgesetzt, sondern sogar beschleunigt. Sank der Bedarf im Jahr 2021 noch um 0,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, reduzierte er sich im vergangenen Jahr mit fünf Prozent deutlich stärker. Trotz temperaturbereinigter CO2-Einsparungen in ähnlicher Höhe wurden jedoch auch 2022 die Klimaziele knapp verpasst. Zudem werden sich die Einsparungen, die die privaten Haushalte im vergangenen Jahr gemacht haben, voraussichtlich nicht wiederholen: Zum einen wird der Energiepreisdruck nicht mehr so hoch sein, zum anderen wurden Einsparpotenziale durch Verhaltensanpassungen weitestgehend schon ausgeschöpft. Ohne weitere Investitionen in Gebäudeeffizienz und klimafreundliche Heizungssysteme sind Deutschlands Klimaziele bis 2030 demnach nicht zu erreichen.

Die drohende Gasmangellage und die drastisch gestiegenen Preise im vergangenen Jahr haben Deutschland die fatale Abhängigkeit von fossiler Energie deutlich vor Augen geführt (Abbildung 6). Da dieses Problem noch nicht abschließend gelöst ist, werden die Heizenergiepreise auch längerfristig auf einem höheren Niveau als vor dem Krieg in der Ukraine bleiben.

Um der Abhängigkeit fossiler Energien zu entkommen und die Klimaziele zu erreichen, muss langfristig gehandelt werden. Investitionen in die Energieeffizienz von Gebäude und fossilfreie Heizungssysteme werden entscheidend dafür sein, ob Deutschland die Klimaziele erreicht. Offensichtlich reichen die politischen Anreize wie die Erhöhung der Fördersummen für die energetische Gebäudesanierung, aber auch die langfristig hohen Energiepreise bisher nicht aus. Die jüngst verabschiedete Novelle des GEG kann zwar dazu beitragen, den Heizungsaustausch voranzutreiben. Sie wurde aber durch Übergangsfristen und Ausnahmeregelungen so weit abgeschwächt, dass es fraglich ist, ob die Instrumente mittelfristig ausreichen.

Merve Küçük

Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Klimapolitik

Sophie M. Behr

Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Klimapolitik

Till Köveker

Doktorand in der Abteilung Klimapolitik



JEL-Classification: R31;Q21;Q40
Keywords: Heating demand, heating costs, building energy efficiency, residential buildings, gas prices
DOI:
https://doi.org/10.18723/diw_wb:2023-39-1

Frei zugängliche Version: (econstor)
http://hdl.handle.net/10419/279497

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