Statement vom 3. Februar 2025
Am Wochenende verhängte US-Präsident Donald Trump Zölle auf Importe aus Kanada, Mexiko und China. Welche Auswirkungen diese Zölle auf die deutsche und europäische Wirtschaft haben und wie die EU jetzt reagieren sollte, kommentiert Pia Hüttl, Konjunkturexpertin im DIW Berlin, wie folgt:
Die von der neuen US-Regierung verhängten Zölle dürften in Deutschland vor allem die Automobil- und Zulieferindustrie treffen, da diese kräftig in Mexiko investiert haben – auch als Reaktion auf die Lieferschwierigkeiten in der Corona-Pandemie, um Produktionsprozesse geografisch näher an die Absatzmärkte zu rücken. Aktienkurse deutscher Automobilhersteller gaben entsprechend nach.
Die rasche Eskalation des Handelskonfliktes dürfte deutsche Exportunternehmen grundsätzlich verunsichern. Zölle auf europäische Warenexporte in die USA werden nun wahrscheinlicher. Diese dürften neben der Automobilindustrie insbesondere die deutschen Pharmaunternehmen und Maschinenbauer empfindlich treffen.
In den USA dürften die Zölle importierte Güter aus diesen Ländern deutlich verteuern und damit für kräftigen Preisauftrieb sorgen – potenziell begleitet von Lieferkettenstörungen und einer Angebotsverknappung. Die direkten Effekte auf die deutsche Verbraucherpreisinflation dürften begrenzt bleiben. Es besteht allerdings die Gefahr, dass Energiepreise durch die Streitigkeiten volatiler werden.
Will die Europäische Union möglichen Zöllen entgegenwirken, könnte sie im Vorfeld Verhandlungen mit den USA anstreben. Dass US-Präsident Trump sich auf Verhandlungen einlässt, ist zwar mehr als unwahrscheinlich. Es ist aber immer noch besser, als tatenlos zuzusehen. Die EU könnte damit auch schon einmal Geschlossenheit demonstrieren. Als Verhandlungsmasse könnte die EU anbieten, die Energieimporte aus den USA auszuweiten. Es sind aber auch nicht-handelspolitische Maßnahmen denkbar, zum Beispiel die Erhöhung der Militärausgaben und der Rüstungsimporte aus den USA. Im Falle von Zöllen auf Importe aus Europa ist zu erwarten, dass die EU auf breit angelegte Gegenmaßnahmen verzichtet und lediglich mit Vergeltungszöllen auf spezifische Warengruppen reagiert. Die Gegenzölle könnten in etwa der Höhe der US-Zölle entsprechen, um eine Eskalationsspirale zu vermeiden.
Themen: Konjunktur , Märkte , Verbraucher