Aktuelles Projekt
Die Ungleichheit der Geschlechter ist nach wie vor ein drängendes Problem in unserer Gesellschaft. Frauen sind in vielen Entscheidungspositionen unterrepräsentiert und der Gender-Pay-Gap liegt bei 16 %. Ob und wie Sprache zu dieser Ungleichheit beiträgt, hat eine intensive wissenschaftliche und öffentliche Debatte ausgelöst, v.a. in Bezug auf genderinklusive Sprache. Im Deutschen werden maskuline Personenbezeichnungen immer noch häufig in einem geschlechtsübergreifenden Sinn verwendet, um Personen unbekannten Geschlechts anzusprechen (der Kunde) oder sich auf gemischte Gruppen zu beziehen (viele Lehrer). Psycholinguistische Studien zeigen, dass dies einen sog. ‚male bias‘ auslösen kann, d.h. dass unbewusst eine assoziative Verbindung zu männlichen Personen hergestellt wird. Die Stärke eines solchen ‚male bias‘ wird aber nicht nur von der sprachlichen Form, sondern auch von den tatsächlichen Geschlechterverhältnissen in den jeweiligen Gruppen sowie von den psychologischen Stereotypen beeinflusst, die mit den Personenbezeichnungen verbunden sind. Um die Wechselwirkung zwischen diesen verschiedenen Dimensionen angemessen zu untersuchen, ist ein interdisziplinärer Ansatz erforderlich. Die Kooperation zwischen dem Projekt „Empirische Genderlinguistik“ am Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS Mannheim), der Forschungsgruppe „Gender Economics“ am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) und dem Lehrstuhl „Kognitionswissenschaft und Genderforschung“ (Universität Freiburg) bringt dafür Forschende aus den Bereichen Linguistik, Wirtschaftswissenschaften und Psychologie zusammen. Mit dem GENELLI-Projekt werden zwei Ziele verfolgt: Erstens wird eine umfangreiche Datenbank von Personenbezeichnungen im Deutschen aufgebaut, zu denen linguistische, ökonomische und stereotype Geschlechterverhältnisse erhoben werden. Zweitens dient diese Datenbank als Grundlage für empirische Studien, um Fragen zum Zusammenspiel von Sprache, Geschlecht und Kognition zu erforschen.
Themen: Gender , Ungleichheit