Blog Marcel Fratzscher vom 30. August 2023
DIW-Präsident Marcel Fratzscher ist gegen einen Industriestrompreis und Steuersenkungen für Firmen. Er wünscht sich mehr Mittel gegen Kinderarmut.
taz: Ist Deutschland gerade in keiner guten Verfassung, wie es zehn SPD-nahe Ökonomen kürzlich in einem Schreiben an die Bundesregierung formulierten – oder ist es bereits wieder der kranke Mann Europas?
Marcel Fratzscher: So viel Pessimismus ist fehl am Platz: Deutschland geht es wirtschaftlich den Umständen entsprechend gut. Es leidet zwar stärker als seine Nachbarn unter der Energiepreiskrise, weil es eine relativ offene Volkswirtschaft ist und abhängiger von russischem Gas sowie Öl war als andere. Es gibt aber keinen Grund, von einer drohenden Deindustrialisierung zu sprechen, wie das einige Politiker tun.
Dieses Interview mit Marcel Fratzscher erschien am 30. August 2023 in der taz.
taz: Der Internationale Währungsfonds prognostiziert immerhin eine Rezession in diesem Jahr von minus 0,3 Prozent.
MF: Nichtsdestotrotz ist Deutschland eine starke Volkswirtschaft. In den 2010er Jahren hatte es ein relativ großes Wirtschaftswachstum, einen massiven Beschäftigungsaufbau, und die Industrieunternehmen konnten ihre Marktanteile weltweit ausbauen. Insofern geht es dem Land verhältnismäßig gut. Die Probleme sind weniger kurzfristiger, sondern vielmehr langfristiger Natur.
taz: Was sind denn die großen Herausforderungen?
MF: Wir müssen die Struktur der deutschen Volkswirtschaft grundlegend verändern. Viele große deutsche Industriekonzerne haben in den vergangenen Jahren die Transformation verschlafen. Und zwar sowohl in Bezug auf Klimawandel und Energiewende als auch auf viele Zukunftstechnologien im Rahmen der Digitalisierung. [...] L
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Themen: Digitalisierung , Industrie , Konjunktur