Geflüchtete senden seltener Geld ins Ausland als andere Migrant*innen

DIW Wochenbericht 49 / 2024, S. 771-779

Adriana Cardozo Silva, Sabine Zinn

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  • Zahl der Geldüberweisungen ins Ausland hat in den vergangenen Jahren weltweit zugenommen – auch in Deutschland
  • Studie auf Basis von SOEP-IAB-BAMF-Daten untersucht, wie sich der Anteil der in Deutschland lebenden Personen, die Geld ins Ausland überweisen, verändert hat
  • Nur sieben Prozent der Geflüchteten und zwölf Prozent der Migrant*innen ohne Fluchthintergrund sandten im Jahr 2021 Geld ins Ausland
  • Wahrscheinlichkeit für Geldüberweisungen sinkt, je größer der Haushalt und je geringer die Rückkehrabsicht ist
  • Rolle von Auslandsüberweisungen sollte in politischer und medialer Debatte neu bewertet werden, zumal sie wichtigen Beitrag zur Entwicklung in Heimatländern leisten

„Die Vorstellung, dass Geflüchtete, die auf Grundsicherung angewiesen sind, in großem Umfang Geld ins Ausland schicken könnten, entbehrt jeder empirischen Grundlage. Mehr in den Fokus genommen werden sollte die Tatsache, dass Auslandsüberweisungen ein wichtiges Mittel informeller Entwicklungshilfe sind.“ Sabine Zinn

Über Geldüberweisungen von Geflüchteten in ihre Heimat wurde in den vergangenen Jahren in Deutschland politisch scharf debattiert, was zur Einführung einer Bezahlkarte für Asylbewerber*innen führte. Die vorliegende Studie untersucht, wie sich der Anteil der in Deutschland lebenden Personen, die Geld ins Ausland überweisen, im Laufe der Zeit je nach Migrationshintergrund – mit oder ohne Fluchthintergrund – verändert hat und welche Faktoren die Wahrscheinlichkeit von Geldsendungen beeinflussen. Basierend auf den Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) sowie den IAB-SOEP-Migrationsstichproben und der IAB-BAMF-SOEP-Befragung Geflüchteter von 2013 bis 2022 zeigt die Untersuchung, dass Migrant*innen ohne Fluchthintergrund häufiger Geldtransfers tätigen, während Geflüchtete aufgrund struktureller Barrieren seltener dazu in der Lage sind. Die politische Debatte spiegelt also nicht die Realität wider. Über die Wahrscheinlichkeit, Geldüberweisungen ins Ausland zu tätigen, entscheiden insbesondere die Familiensituation und die Absicht, längerfristig in Deutschland zu bleiben. Die Ergebnisse sollten auch insofern zu einer Neubewertung beitragen, als diese Geldüberweisungen ein wichtiges Instrument zur Erreichung der nachhaltigen Entwicklungsziele darstellen und die Wirtschaft in den Herkunftsländern stabilisieren und Armut reduzieren.

In den vergangenen Jahrzehnten ist das Volumen der privaten Geldsendungen ins Ausland weltweit stetig gestiegen und hat historische Höchststände erreicht. Nach Angaben der Weltbank, basierend auf Berechnungen der jeweiligen Zentralbanken, haben sich diese Geldströme zu einer bedeutenden Einnahmequelle für viele Entwicklungsländer entwickelt. Sie helfen Millionen von Familien, grundlegende Bedürfnisse zu erfüllen, und leisten einen wichtigen Beitrag zur lokalen wirtschaftlichen Entwicklung.infoFachsprachlich sind diese Geldsendungen als Remittances bekannt, vgl. die Website des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (online verfügbar, abgerufen am 2. November 2024. Dies gilt für alle Onlinequellen in diesem Bericht, sofern nicht anders angegeben); Dilip Ratha et al. (2024): Remittances Slowed in 2023, Expected to Grow Faster in 2024. World Bank, Washington D.C. (online verfügbar). Auch Deutschland reiht sich in diesen globalen Trend ein: Seit den 2000er Jahren verzeichnet das Land einen anhaltenden Anstieg der ins Ausland gesendeten Geldüberweisungen (Abbildung 1). Im Jahr 2023 überschritten die aus Deutschland transferierten Beträge 24 Milliarden Dollar (22 Milliarden Euro), womit Deutschland zu einem der führenden Überweisungsländer Europas wurde.

Diese Entwicklung hängt auch mit der veränderten Migrationsdynamik zusammen, die das Land in den letzten zwei Jahrzehnten erlebte. Seit der Jahrtausendwende ist der Anteil der Bevölkerung mit MigrationshintergrundinfoIn diesem Bericht wird nicht zwischen direktem (im Ausland geboren) und indirektem (ein im Ausland geborenes Elternteil) Migrationshintergrund unterschieden, sondern beide Gruppen werden als Migrant*innen zusammengefasst. Unterschieden wird nur zwischen Nicht-Migrant*innen und Migrant*innen (mit und ohne Fluchthintergrund). Die Definition von Migrant*innen und ihren Nachkommen basiert auf verschiedenen Merkmalen, die im SOEP-Datensatz zur Verfügung stehen, wie Geburtsland, Herkunftsland, Einwanderungsjahr und weiteren Angaben zur Migrationsbiografie, vgl. Miriam Gauer and Cornelia Kristen (2024): A guide to using the SOEP for Research on Individuals of Immigrant Origin: Samples and Contents of the SOEP-Core, Including the IAB-SOEP Migration Samples and the IAB-BAMF-SOEP Survey of Refugees, through a Migration and Immigrant Integration Lens. SOEP Survey Papers, 1332, Series C- Data Documentation (online verfügbar, abgerufen am 22. November 2024). kontinuierlich gestiegen und lag im Jahr 2023 bei etwa 25 Prozent, also rund 21 Millionen. Dieser Anstieg ist sowohl der Zuwanderung internationaler Arbeitskräfte als auch der Aufnahme Schutzsuchender aus Krisenregionen wie Syrien, Afghanistan und zuletzt der Ukraine zu verdanken. Im Jahr 2023 lebten rund 3,2 Millionen Schutzsuchende in Deutschland – ein neuer Rekord.infoSozialbericht 2024. Ein Datenreport für Deutschland. Hrsg v. Bundeszentrale für politische Bildung, Statistischem Bundesamt, Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung und Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung. Kapitel 1: Bevölkerung und Demografie (online verfügbar, abgerufen am 28. November 2024). Dieser Umstand spiegelt das humanitäre Engagement des Landes wider, führte jedoch parallel dazu auch zu einer Verschärfung der migrationspolitischen Debatte. Kritische Stimmen fordern strengere Regularien, insbesondere im Hinblick auf die Aufnahme von Schutzsuchenden. Ein zentrales Argument in dieser Diskussion ist die Sorge, dass ein beachtlicher Teil der staatlichen Hilfen ins Ausland überwiesen wird, was die Attraktivität Deutschlands als Asylland erhöhen könnte. Diese Annahmen führten bereits zu konkreten regulatorischen Maßnahmen. So wurde ein Bezahlkartensystem eingeführt, das den Zugang zu Bargeld für Asylbewerber*innen einschränkt.infoVgl. die Details zur Bezahlkarte auf der Website der Bundesregierung (online verfügbar). Ziel dieser Maßnahme ist es, die Verwendung staatlicher Leistungen stärker zu kontrollieren und sicherzustellen, dass Geflüchtete diese Hilfen vorwiegend zur Deckung ihres Lebensunterhalts in Deutschland nutzen.infoHerbert Brücker (2024): Eine Einschätzung der Bezahlkarte für Geflüchtete. BIM Policy Brief No. 2 (online verfügbar). Unberücksichtigt bleibt in dieser Debatte um Geldüberweisungen ins Ausland, welche positiven Effekte diese Gelder für die Empfängerländer haben.infoHillel Rapoport und Frédéric Docquier (2006): Chapter 17: The Economics of Migrants’ Remittances. In: Handbook of the Economics of Giving, Altruism and Reciprocity, 2, 1135–1198 (online verfügbar).

Die Zunahme der Geldüberweisungen und die damit verbundenen politischen Reaktionen unterstreichen die Komplexität der Thematik. Sie verdeutlichen, wie eng wirtschaftliche Aspekte der Migration mit sozialpolitischen Herausforderungen und dem öffentlichen Diskurs verknüpft sind. Während diese Überweisungen für die Empfängerländer von großer Bedeutung sind, stehen die Aufnahmeländer vor der Herausforderung, Bedenken hinsichtlich der ins Ausland fließenden öffentlichen Gelder auszuräumen und gleichzeitig die Unterstützung und Integration der Flüchtlinge sicherzustellen.

Die von der Weltbank veröffentlichten aggregierten Zahlen, die für Deutschland auf Daten der Bundesbank basieren, geben allerdings keinen Aufschluss darüber, wie hoch die tatsächlichen Beiträge von Migrant*innen, insbesondere von Geflüchteten, und Nicht-Migrant*innen sind (Kasten). Eine detaillierte Analyse der ausschließlich von Migrant*innen überwiesenen Beträge ist daher auf Basis der Bundesbank-Zahlen nicht möglich.infoJörg Feuerhake und Maria Pia Cobián (2024): Personal transfers in the balance of payments: estimation under changing migration patterns. Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, Irving Fisher Committee on Central Bank Statistics (online verfügbar). Erfasst werden damit zudem weder die spezifischen Kontexte noch die Beweggründe der Personen, die Überweisungen ins Ausland tätigen. Dies führt zu einer gewissen Unschärfe, da die tatsächlichen finanziellen Beiträge einzelner Gruppen nicht ausreichend differenziert dargestellt werden. Darüber hinaus bleiben Überweisungen, die über informelle Kanäle erfolgen, oft unberücksichtigt oder werden unterschätzt, was das Gesamtbild zusätzlich verzerrt.infoInformelle Kanäle umfassen unregulierte Methoden, wie das Hawala-System, bei dem Transaktionen auf Vertrauensbasis oder physischen Transport von Bargeld durch Kurierdienste erfolgen. Informelle Kanäle sind oft schneller und günstiger, bergen jedoch Risiken wie Geldwäsche und fehlende Verbraucherschutzmaßnahmen. Offizielle Kanäle hingegen sind regulierte Finanzinstitutionen wie Banken, Geldtransferanbieter (wie Western Union) oder mobile Finanzdienste (wie M-Pesa). Vgl. International Monetary Fund (2008): Understanding Remittances: Demography, Transaction Channels, and Measurement. In: International Transactions in Remittances: Guide for Compilers and Users (online verfügbar); Andrea Friedrich, Jens Walter und Birgit Zeitschel (2007): The German remittance market – an overview. Deutsche Bundesbank (online verfügbar).

Die internationalen Überweisungsstatistiken, wie sie in den International Financial Statistics des Internationalen Währungsfonds berichtet werden, folgen der Methodik des Balance of Payments Manual (BPM6), das Überweisungen in zwei Hauptkategorien einteilt:infoFriedrich, Walter und Zeitschel (2007), a.a.O.

  • Arbeitnehmer*innenentgelt (Compensation of Employees, CE): Umfasst die Einkünfte von Personen, die vorübergehend in einem anderen Land arbeiten, zum Beispiel Saisonarbeitskräfte. Erfasst wird das Bruttoeinkommen einschließlich der Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung.
  • Private Transfers (Personal Transfers, PT): Umfasst alle Geld- oder Sachtransfers, die Einwohnende ins Ausland senden, unabhängig von ihrer Beziehung zu den Empfänger*innen.infoInternational Monetary Fund (2009): Balance of Payments and International Investment Position Manual. Sixth Edition (BPM6) (online verfügbar).

In Deutschland werden Überweisungsdaten hauptsächlich über Banken erhoben. Überweisungen von kleineren Beträgen (unter 12500 Euro) und informelle Geldtransfers bleiben jedoch häufig unberücksichtigt, was das tatsächliche Überweisungsvolumen unterschätzen kann. Die Daten können zudem Überweisungen von Deutschen ohne Migrationshintergrund enthalten. Weiterhin bestehen Herausforderungen bei der Erfassung informeller und digitaler Überweisungen.

Datenbasis und Methodik im SOEP

Einen Teil dieser Differenzierungen kann für Deutschland das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) vornehmen, das als Datengrundlage dieses Berichts dient. Das SOEP ist eine seit 1984 jährlich durchgeführte, repräsentative und multidisziplinäre Haushaltsbefragung, die aktuell etwa 15000 Haushalte umfasst (Version 39). Die Analyse beschränkt sich auf die Jahre 2013 bis 2022, um explizit die Erhebungswellen der IAB-SOEP-Migrationsstichproben sowie die Wellen der IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten zu erfassen.infoIAB-SOEP-Migrationsstichproben (M1, M2, M7, M8 oder M8b), Daten der Jahre 2013–2022 (online verfügbar); IAB-BAMF-SOEP-Befragung Geflüchteter (M3-M6), Daten der Jahre 2016–2022 (online verfügbar). Durch die Einbeziehung dieser Studien steht eine repräsentative Bevölkerungsstichprobe für Personen mit Migrations- und Fluchthintergrund zur Verfügung, die die Migrationsdynamik des letzten Jahrzehnts widerspiegelt und mit dem Rest der im SOEP enthaltenen Bevölkerung verglichen werden kann.infoGoebel et al. (2019), a.a.O.

Die Fragen, die für die Analyse zu Auslandsüberweisungen verwendet wurden, finden sich im Abschnitt „Familie und Freundeskreis“ der Befragung (siehe zum Beispiel Frage 218, Fragebogen Personen, SOEP v39). Die folgende Frage wird in allen Stichproben konsistent erhoben: „Haben Sie persönlich im letzten Jahr, also im Jahr 20xx, Zahlungen oder finanzielle Unterstützungen an Verwandte oder sonstige Personen außerhalb dieses Haushalts geleistet? Wenn ja, wie hoch war der Betrag im Jahr 20xx insgesamt etwa? Wo lebt der Empfänger?“ Als mögliche Antwortkategorien für die Empfänger*innen gelten: an Ihre Eltern, an Ihre Kinder, an Ehepartner/geschiedenen Ehepartner, an sonstige Verwandte, an nicht verwandte Personen sowie keine Zahlungen dieser Art geleistet.

Mehrere Antworten sind möglich. Dadurch können sie im selben Jahr angeben, Geld sowohl an im Ausland lebende als auch an in Deutschland ansässige Verwandte zu überweisen. Dies erlaubt eine umfassendere Erfassung der Überweisungspraktiken der Befragten und berücksichtigt die unterschiedlichen Empfängerorte.

Für die Analyse in diesem Wochenbericht wird zwischen individuellen Geldtransfers, die ausschließlich innerhalb Deutschlands getätigt wurden, und Überweisungen ins Ausland unterschieden. Allerdings lässt die Erhebung keine genaue Differenzierung zu, in welches spezifische Land die Gelder geflossen sind. Auf Grundlage dieser Definition konzentriert sich der Bericht auf Personen, die im Vorjahr Geld ins Ausland an einen oder mehrere der genannten Empfänger*innen überwiesen haben.

Wie in der Forschung bekannt, sind die von den Befragten gemeldeten Überweisungsbeträge oft unvollständig erfasst und verzerrt.infoVgl. Duane F. Alwin, Kristina Zeiser und Don Gensimore (2014): Reliability of self-reports of financial data in surveys: Results from the health and retirement study. Sociological Methods & Research, 43(1), 98–136. Eine detaillierte Analyse dieser Werte erfordert eine komplexe Methode der multiplen Imputation, die den Rahmen dieses kurzen Berichts sprengen würde. Daher konzentriert sich die vorliegende Analyse darauf, ob eine Person Geldüberweisungen ins Ausland tätigt oder nicht, ohne dabei die Höhe der Beträge umfassend zu berücksichtigen.

Um ein klareres Verständnis davon zu erhalten, wer unter welchen Bedingungen Geld sendet, ist es entscheidend, den Verlauf und die treibenden Faktoren dieser Geldtransfers genauer zu untersuchen. Eine solche Analyse kann nicht nur Einblicke in die ökonomischen Verhältnisse und Lebensrealitäten von Migrant*innen in Deutschland bieten, sondern auch aufzeigen, welche Motive und Herausforderungen sie antreiben, finanzielle Unterstützung in ihre Herkunftsländer zu schicken. Diese tiefere Betrachtung ist entscheidend, um fundierte politische Entscheidungen zu treffen und die Auswirkungen von Migration und Finanzströmen auf die Gesellschaften, sowohl der Absender- als auch der Empfängerländer, besser zu verstehen.

Die vorliegende Analyse ist die erste, die auf Basis repräsentativer, längsschnittlicher Befragungsdaten von Privathaushalten in Deutschland eine gezielte Unterscheidung zwischen Migrant*innen ohne Fluchthintergrund, Geflüchteten und Nicht-Migrant*innen in Bezug auf Auslandsüberweisungen ermöglicht.infoDie Autorinnen danken an dieser Stelle den wissenschaftlichen Hilfskräften Leon Prag und Jan Kacprzak für ihre Unterstützung. Sie stützt sich auf Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP)infoDas SOEP ist eine seit 1984 jährlich durchgeführte, repräsentative und multidisziplinäre Haushaltsbefragung, die aktuell etwa 15000 Haushalte umfasst, vgl. Jan Goebel et al. (2018): The German Socio-Economic Panel (SOEP). Journal of Economics and Statistics, 239(29), 345–360., der IAB-SOEP-Migrationsstichproben der Jahre 2013 bis 2022 sowie die IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten für die Jahre 2016 bis 2022.infoHerbert Brücker et al. (2014): The new IAB-SOEP Migration Sample: an introduction into the methodology and the contents. SOEP Survey Paper 216 (online verfügbar); Herbert Brücker, Nina Rother und Jürgen Schupp (2017): IAB-BAMF-SOEP Befragung von Geflüchteten 2016. Studiendesign, Feldergebnisse sowie Analysen zu schulischer wie beruflicher Qualifikation, Sprachkenntnissen sowie kognitiven Potenzialen. DIW Politikberatung kompakt 123 (online verfügbar). Diese Erhebungen gehören zu den umfassendsten und langjährigsten multidisziplinären Haushaltspanels weltweit und bieten eine einzigartige Grundlage für fundierte Analysen der Bevölkerung mit Migrations- und Fluchthintergrund (Kasten).

Beweggründe für Geldtransfers: Altruismus, Strategie und kulturelle Verbundenheit

Die Gründe für das Senden von Geld ins Ausland sind sehr unterschiedlich und wurden in der Migrations- und Wirtschaftsforschung intensiv untersucht. Im Wesentlichen lassen sich die Gründe für solche Geldtransfers in drei Hauptkategorien unterteilen: altruistische Motive, strategische oder investitionsorientierte Absichten sowie soziale und kulturelle Bindungen.infoFrédéric Docquier, Hillel Rapoport und Sara Salomone (2012): Remittances, migrants' education and immigration policy: Theory and evidence from bilateral data. Regional Science and Urban Economics 42(5), 817–828 (online verfügbar). Diese Beweggründe können sich überlagern und spiegeln unterschiedliche Bedürfnisse und Umstände wider, die je nach den individuellen Bedingungen der Migrant*innen und der Art ihrer Migration variieren können.

Altruistische Motive

Ein zentraler Beweggrund für Geldüberweisungen ist Altruismus – das Bedürfnis, Verwandte in Not zu unterstützen. Diese Motivation gewinnt besonders in Krisenzeiten im Herkunftsland an Bedeutung, wenn Familien mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten, politischer Instabilität oder Naturkatastrophen konfrontiert sind. Geldsendungen werden in solchen Fällen zu einer lebenswichtigen Unterstützung, um grundlegende Bedürfnisse wie Nahrung, medizinische Versorgung und Bildung zu sichern.infoCynthia Bansak und Brian Chezum (2009): How Do Remittances Affect Human Capital Formation of School-Age Boys and Girls? American Economic Review, 99(2), 145–148 (online verfügbar, abgerufen am 22. November 2024). Diese Form der Hilfeleistung ist sowohl bei Migrant*innen ohne Fluchthintergrund als auch bei Geflüchteten verbreitet, wobei letztere aufgrund der Dringlichkeit ihrer Fluchtsituation und der oft prekären Lage ihrer Familien einem besonderen Druck ausgesetzt sein können, finanzielle Unterstützung zu leisten.infoRobert E. B. Lucas und Oded Stark (1985): Motivations to Remit: Evidence from Botswana. Journal of Political Economy 93(5), 901–918 (online verfügbar).

Strategische oder investitionsorientierte Motive

Für manche Migrant*innen, insbesondere solche in stabileren wirtschaftlichen Verhältnissen, stellen Geldüberweisungen eine strategische Investition dar. Hierbei wird das überwiesene Geld genutzt, um Vermögenswerte im Herkunftsland zu erwerben oder zu erhalten, wie Immobilien oder Familienunternehmen. Ziel ist es meist, langfristige Einkommensquellen zu sichern oder eine mögliche Rückkehr vorzubereiten.infoDocquier, Rapoport und Salomone (2012), a.a.O. Diese Motivation findet sich vor allem bei Migrant*innen ohne Fluchthintergrund, die im Vergleich zu Geflüchteten meist eine gesichertere Arbeitssituation haben und somit ihre finanziellen Ressourcen eher für langfristige Investitionen im Herkunftsland planen können.infoAdriana R. Cardozo Silva et al. (2021): The impact of COVID-19 government responses on remittances in Latin American countries. Journal of International Development 34(4), 803–822 (online verfügbar). Attraktive Investitionsbedingungen, wie günstige Wechselkurse oder niedrige Zinssätze sowie Transaktionskosten, können diese Art von Überweisungen ebenfalls begünstigen.

Soziale und kulturelle Bindungen

Neben wirtschaftlichen Überlegungen kann das Senden von Geld auch dem Wunsch dienen, die Verbindung zum Herkunftsland zu bewahren und familiären oder kulturellen Erwartungen gerecht zu werden. Für viele Migrant*innen stärkt der regelmäßige Geldtransfer nicht nur die familiären Beziehungen, sondern festigt auch ihre kulturelle Identität und Zugehörigkeit.infoAnna Lindley (2009): The early-morning phonecall: remittances from a refugee diaspora perspective. Journal of Ethnic and Migration Studies 35(8) (online verfügbar). Die Intensität und Häufigkeit solcher Überweisungen kann von der Nähe zu den zurückgebliebenen Angehörigen und der Aufenthaltsdauer im Aufnahmeland beeinflusst werden. Geflüchtete befinden sich hier jedoch oft in einer zwiespältigen Lage: Obwohl sie starke emotionale Bindungen zu ihren Familien pflegen, können finanzielle Einschränkungen im Aufnahmeland die Höhe und Regelmäßigkeit der Überweisungen begrenzen.

Mehr Migrant*innen als Geflüchtete versenden Geld ins Ausland

Um zu verstehen, wie sich die theoretischen Beweggründe für das Senden von Geldüberweisungen in der Praxis niederschlagen, wird zunächst basierend auf den SOEP-Daten der Jahre 2013 bis 2022 die Entwicklung des Anteils der Personen beschrieben, die Geld ins Ausland senden. Anschließend beleuchten statistische Modelle die Merkmale, die mit einer höheren Wahrscheinlichkeit von Geldtransfers verbunden sind.

Obwohl Geldüberweisungen ins Ausland hauptsächlich mit Migrant*innen in Verbindung gebracht wird, senden auch Nicht-Migrant*innen, also Deutsche ohne Migrationshintergrund, Geld in andere Länder. In den vergangenen Jahren haben zwischen drei und vier Prozent aller in Deutschland lebenden Personen Geld ins Ausland gesandt (Abbildung 2), auch ungefähr 1,5 Prozent der Nicht-Migrant*innen. Die SOEP-Daten geben aber nur begrenzte Hinweise darauf, in welchem Ausmaß oder aus welchen spezifischen Gründen die Nicht-Migrant*innen Geld ins Ausland sandten. Offen ist, ob sie diese Geldüberweisungen eher punktuell oder sporadisch tätigten, etwa zur Unterstützung von Verwandten in bestimmten Situationen, und nicht regelmäßig wie viele Migrant*innen. Überweisungen können zum Beispiel getätigt werden, um den eigenen Kindern ein Studium im Ausland zu finanzieren.

Bei den Migrant*innen ohne Fluchthintergrund ist ein klarer Aufwärtstrend zu erkennen: Seit 2016 hat der Anteil dieser Gruppe, die Gelder ins Ausland überweist, kontinuierlich zugenommen und stieg von acht Prozent auf fast zwölf Prozent im Jahr 2021 (Abbildung 3). Dieser Anstieg könnte auf eine zunehmende berufliche und wirtschaftliche Stabilisierung hinweisen, wodurch mehr Migrant*innen ihre Familien im Herkunftsland stärker finanziell unterstützen oder in Immobilien und Unternehmen investieren konnten. Diese Ergebnisse korrelieren mit den in der Literatur beschriebenen strategischen und investitionsorientierten Motiven, die häufig von altruistischen Beweggründen begleitet werden.

Der Rückgang der Überweisungen von Migrant*innen ohne Fluchthintergrund zwischen 2013 und 2016 fiel zeitlich mit dem Anstieg der Fluchtsuchenden in Europa in den Jahren 2015/16 zusammen, als rund 1,3 Millionen Geflüchtete, hauptsächlich aus Syrien, nach Deutschland kamen.infoBundeszentrale für politische Bildung (2024): Demografie von Asylsuchenden in Deutschland (online verfügbar). Das verstärkte altruistische Engagement der Bevölkerung in dieser Zeit für nach Deutschland Geflüchtete könnte erklären, warum weniger Migrant*innen Geld ins Ausland schickten.infoChang Woon Nam und Peter Steinhoff (2018): The Role of Volunteers in German Refugee Crisis and Their Contribution to the Local Government Expenditure. CESifo Working Paper No. 7352 (online verfügbar).

Der Anteil der Geflüchteten, die Geld ins Ausland überwiesen, war geringer als bei den Migrant*innen ohne Fluchthintergrund. Von 2013 bis 2016 war ein kontinuierlicher Rückgang von 15 auf sieben Prozent zu beobachten (Abbildung 4). Insbesondere in den Jahren 2015 und 2016 nahm der Anteil der Geflüchteten, der Geld ins Ausland schickt, ab – ähnlich wie bei anderen Migrant*innen. Zwischen 2017 und 2020 stabilisierte sich der Anteil bei etwa zehn Prozent, bevor er 2021 erneut auf sieben Prozent sank. Dieser Abwärtstrend ist vermutlich durch wirtschaftliche und beschäftigungsmäßige Schwierigkeiten zu erklären, mit denen sich viele Menschen während der Corona-Pandemie konfrontiert sahen.infoHerbert Brücker et al. (2021): Die Arbeitsmarktwirkungen der COVID-19-Pandemie auf Geflüchtete und andere Migrantinnen und Migranten. IAB-Forschungsbericht Nr. 5 (online verfügbar). Er deutet darauf hin, dass Geflüchtete zwar starke soziale und kulturelle Bindungen zu ihren Herkunftsländern aufrechterhalten und ihre Familien unterstützen wollten, ihre wirtschaftliche Situation jedoch ihre Fähigkeit einschränkte, regelmäßig Geld zu senden.

Männer, kleine Haushalte und Geschiedene senden eher Geld ins Ausland

Um die Beweggründe von Geldüberweisungen ins Ausland besser zu verstehen, werden im Folgenden anhand zweier statistischer Modelle die persönlichen und familiären Faktoren untersucht, die die Wahrscheinlichkeit von Geldüberweisungen beeinflussen können. Im ersten Modell werden Variablen wie Geschlecht, Bildungsniveau, Haushaltsgröße, Anzahl der Kinder, Familienstand und Lebenszufriedenheit berücksichtigt (Abbildung 5). Der Fokus liegt dabei auf dem Migrationshintergrund und unterscheidet daher zwischen Nicht-Migrant*innen (Deutsche ohne Migrationshintergrund) und Migrant*innen (ohne Fluchthintergrund und Geflüchtete). Die Ergebnisse zeigen, dass Migrant*innen mit einer um 2,1 Prozentpunkte höheren Wahrscheinlichkeit Geld ins Ausland schicken als Nicht-Migrant*innen, während Geflüchtete mit einer um 2,7 Prozentpunkte geringeren Wahrscheinlichkeit als Nicht-Migrant*innen Überweisungen tätigen. Dies steht im Einklang mit Studien, die belegen, dass Geflüchtete oft stärkeren wirtschaftlichen Einschränkungen unterliegen, was ihre Kapazität zur Überweisung von Geldern verringert.infoFrancesco Fasani et al. (2022): The Struggle for Refugee integration into the labor market: evidence from Europe. Journal of Economic Geography 22(2), 351–393 (online verfügbar).

Das Geschlecht spielt ebenfalls eine Rolle: Frauen senden mit einer um 3,4 Prozentpunkte geringeren Wahrscheinlichkeit Geld ins Ausland als Männer, was auf einen unterschiedlichen Zugang zu Haushaltsressourcen zurückzuführen sein könnte. Studien zur geschlechtsspezifischen Überweisungspraxis deuten darauf hin, dass Migrantinnen oft vor größeren wirtschaftlichen Hürden stehen und spezifische familiäre Verpflichtungen haben, die ihre Einkommensmöglichkeiten und damit die Fähigkeit zur Geldüberweisung einschränken.infoElke Holst, Andrea Schäfer und Mechthild Schrooten (2010): Gender, Transnational Networks and Remittances: Evidence from Germany. DIW Discussion Paper 1005 (online verfügbar). Vor allem Einkommensunterschiede führen dazu, dass Frauen, selbst wenn sie motiviert sind, ihre Familien im Ausland zu unterstützen, seltener und kleinere Beträge überweisen als Männer.infoRahel Kunz und Julia Maisenbacher (2021): Gender and remittances. In: The Palgrave Handbook of Gender and Migration, 321–338 (online verfügbar).

Das Bildungsniveau zeigt nur einen geringen Einfluss auf das Überweisungsverhalten, was mit der gemischten Evidenz in der Forschung übereinstimmt. Einige Studien weisen darauf hin, dass besser gebildete Migrant*innen seltener Geld senden, da sie aufgrund ihrer Qualifikationen im Herkunftsland bereits in stabileren wirtschaftlichen Verhältnissen lebten und weniger Druck zur Unterstützung haben.infoDocquier, Rapoport und Salomone (2012), a.a.O. Ihre Familien sind möglicherweise finanziell abgesicherter und weniger auf regelmäßige Überweisungen angewiesen. Andere Studien legen nahe, dass weniger gebildete Migrant*innen häufiger Geld senden, insbesondere wenn ihre Familien wirtschaftliche Schwierigkeiten haben oder wenn die Migration primär zur finanziellen Unterstützung der Familie erfolgte.infoRichard H. Adams Jr. (2009): The Determinants of International Remittances in Developing Countries. World Development 37(1), 93–103 (online verfügbar).

Die Größe des Haushalts beeinflusst ebenfalls das Überweisungsverhalten: Mit jedem zusätzlichen Haushaltsmitglied sinkt die Wahrscheinlichkeit einer Überweisung um 0,4 Prozentpunkte, was auf erhöhte finanzielle Verpflichtungen innerhalb größerer Haushalte hinweist. Auch der Familienstand hat einen starken Einfluss: Verwitwete, Geschiedene und Getrennte senden mit höherer Wahrscheinlichkeit Geld als verheiratete Personen, was möglicherweise auf ein ausgeprägteres Verantwortungsgefühl für im Ausland lebende Angehörige oder eine geografische Trennung der Familienmitglieder zurückzuführen ist. Diese Ergebnisse stehen im Einklang mit der Forschung, die die Bedeutung der Familienstruktur für das Überweisungsverhalten unterstreicht.infoMathias G. Sinning (2011): Determinants of savings and remittances: empirical evidence from immigrants to Germany. Review of Economics of the Household 9, 45–67 (online verfügbar).

Rückkehrabsicht hat Einfluss auf Auslandsüberweisungen

Das zweite Modell unterscheidet zwischen Migrant*innen ohne Fluchthintergrund und Geflüchteten. Dazu werden zusätzliche Faktoren wie die Absicht, dauerhaft in Deutschland zu bleiben, und die Stärke der Bindung zum Herkunftsland untersucht (Abbildung 6). Es zeigt sich, dass Migrant*innen, die planen, dauerhaft in Deutschland zu bleiben, seltener Geld ins Ausland senden. Dies deutet darauf hin, dass eine langfristige Ansiedlungsabsicht mit einer stärkeren Priorisierung von Investitionen in Deutschland verbunden ist.infoChristian Dustmann und Josep Mestres (2010): Remittances and temporary migration. Journal of Development Economics, 92(1) (online verfügbar). Im Gegensatz dazu erhöht eine starke emotionale Bindung zum Herkunftsland die Wahrscheinlichkeit von Geldüberweisungen ins Ausland, was die Bedeutung von familiären Verpflichtungen und emotionaler Nähe unterstreicht.infoTineke Fokkema, Eralba Cela und Elena Ambrosetti (2018): Giving from the heart or from the ego? Motives behind remittances of the second generation in Europe. International Migration Review 47(3), 539–572 (online verfügbar).

Zusammengefasst verdeutlichen die Ergebnisse beider Modelle die zentrale Rolle der Migrations- und Fluchterfahrung sowie persönlicher Faktoren wie Rückkehrabsicht und emotionaler Bindungen für das Überweisungsverhalten. Diese Erkenntnisse tragen dazu bei, die komplexen Beweggründe und unterschiedlichen Rahmenbedingungen von Migrant*innen in Deutschland besser zu verstehen.

Fazit: Neubewertung und bessere Datenerfassung erforderlich

Die Daten zeigen, dass Geflüchtete nicht nur seltener Geld ins Ausland senden als Migrant*innen ohne Fluchthintergrund. Sie zeigen auch, dass die Wahrscheinlichkeit, dass sie es tun, geringer ist als bei Deutschen ohne Migrationshintergrund. Diese Erkenntnisse entlarven zum einen die Widersprüchlichkeit der politischen Debatte, die sich auf die Geldüberweisungen von Geflüchteten fokussiert und infolgedessen unter anderem auf die Einführung der Bezahlkarte in den verschiedenen Bundesländern dringt, ohne dass deren Nutzen empirisch belegt ist. Zum anderen unterstreichen sie die Notwendigkeit einer tiefergehenden Analyse, um die Zusammenhänge zwischen Geldüberweisungen und spezifischen, vielfältigen Lebensumständen von Migrant*innen (wie deren unterschiedliche Beschäftigungssituation) zu beleuchten. Für eine solche Analyse muss auch die Datenerfassung von Geldüberweisungen verbessert werden, da vor allem Zentralbanken informelle Geldströme oft unzureichend erfassen. Fortschrittliche Techniken wie die Integration verschiedener Datenquellen und multiple Imputation könnten genauere Zahlen liefern und so verlässliche Grundlagen für wirtschaftspolitische Entscheidungen schaffen.

Darüber hinaus ist es entscheidend, den Wert von Auslandsüberweisungen als informelle, aber wichtige Form der wirtschaftlichen Unterstützung anzuerkennen.infoGemäß den Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen hat sich Deutschland dazu verpflichtet, jährlich 0,7 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts für formelle Entwicklungshilfe bereitzustellen. Im Jahr 2022 wurde dieses Ziel mit einem Anteil von 0,85 Prozent leicht übertroffen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass in die Berechnung auch sämtliche staatliche Ausgaben für Geflüchtete im ersten Aufenthaltsjahr einfließen, vgl. Angaben auf der Website des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (online verfügbar). Geldtransfers ins Ausland, die oft aus persönlichen Gründen erfolgen, tragen Studien zufolge erheblich zur wirtschaftlichen Stabilität von Familien in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen bei. Sie sind häufig wirkungsvoller als Finanzmittel aus der Entwicklungszusammenarbeit, da sie die Bedürftigen ohne Verluste durch Bürokratie oder Korruption direkt erreichen. Dadurch leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Armutsbekämpfung und zur wirtschaftlichen Resilienz.infoRichard H. Adams Jr. und John Page (2005): Do international migration and remittances reduce poverty in developing countries? World Development 33(10), 1645–1669 (online verfügbar). Migrantenüberweisungen ins Ausland gelten als treibende Kraft zur Förderung der nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) der Vereinten Nationen, da sie die Lebensbedingungen von Familien und Gemeinschaften verbessern. Sie ermöglichen es Migrant*innen, ihre Familien in den Herkunftsländern zu unterstützen – eine Handlung, die dem SDG-Rahmen entsprichtinfoKarim Barkat et al. (2024): Achieving the Sustainable Development Goals in Developing Countries: The Role of Remittances and the Mediating Effect of Financial Inclusion. International Review of Economics & Finance 95, 103460 (online verfügbar, abgerufen am 22. November 2024). und das Recht jedes Menschen unterstreicht, frei über sein Einkommen zu verfügen, unabhängig davon, wo die Angehörigen leben.

Eine Neubewertung der Rolle von Geldüberweisungen könnte politische Maßnahmen besser ausrichten, um diese Transfers zu fördern und ihre Funktion als direktes Entwicklungsinstrument zu stärken.infoIliana Olivié und María Santillán O’Shea (2022): The role of remittances in promoting sustainable development. In-Depth analysis for the European Parliament (online verfügbar). Eine gezielte Förderung der wirtschaftlichen Integration von Geflüchteten wäre ein entscheidender Schritt, um ihre finanzielle Unabhängigkeit zu stärken und die Fähigkeit von Geflüchteten, ihre Familien im Ausland zu unterstützen, zu verbessern. Dies würde nicht nur ihre wirtschaftliche Resilienz erhöhen, sondern auch den positiven Effekt ihrer Überweisungen auf die Herkunftsländer verstärken.

Adriana Cardozo Silva

Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Infrastruktureinrichtung Sozio-oekonomisches Panel

Sabine Zinn

Kommissarische Direktorin SOEP in der Infrastruktureinrichtung Sozio-oekonomisches Panel



JEL-Classification: F24;F22
Keywords: remittances, international migration
DOI:
https://doi.org/10.18723/diw_wb:2024-49-1

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