Zehn Jahre Grexit-Referendum

O-Ton von Alexander S. Kritikos
Zehn Jahre Grexit-Referendum - Podcast "Wirtschaft bewegt" mit Alexander Kritikos

Vor zehn Jahren, am 5. Juli 2015, erreichte die Eurokrise einen neuen Höhepunkt: Aus der theoretischen Gefahr eines sogenannten Grexits, also eines Austritts Griechenlands aus der Eurozone, machte ein von der Regierung Tsipras eilig einberufenes Referendum plötzlich eine reale Möglichkeit. „Das wichtigste Argument der Grexit-Befürworter war, dass sich Griechenland mit einer eigenen Währung wirtschaftlich besser entwickeln könnte. Aus meiner Sicht ein skurriler Vorschlag, denn er hat völlig ignoriert, welche Entwicklungen eine eigene Währung in Griechenland ausgelöst hätte“, kommentiert Alexander S. Kritikos die damalige Debatte. „Viele Produktivkräfte, die für die Zukunft Griechenlands wichtig gewesen wären, hätten Griechenland verlassen, samt des griechischen Kapitals.“ Letztlich stimmten am 5. Juli 2015 mehr als 62 Prozent der griechischen Bürger*innen gegen die Reformvorschläge der sogenannten Troika aus EU, EZB und IWF und damit indirekt für den Austritt ihres Landes aus der Euro-Zone.

Grexit: Das Ende des Projekts Europa?

Mit dem Referendum schien auch das Zerbrechen der Gemeinschaftswährung insgesamt plötzlich in greifbarer Nähe. Der britische Politiker Nigel Farage sah das Projekt Europa bereits im Sterben liegen, der deutsche Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel betrachtete die letzten Brücken zu einem Kompromiss als von der griechischen Regierung eingerissen. Alexander S. Kritikos analysiert die Gründe für diese Entwicklung: „Die einen haben keine Anreize für Reformen gesetzt und nur Druck ausgeübt, und die anderen haben Ausweichprozesse veranstaltet. Hinzu kam, dass die Troika die griechische Politik sehr von oben herab behandelt hat,– ihnen das Gefühl geben hat, sie seien so etwas wie ein Experimentierfeld.“

Alexander S. Kritikos, Mitglied des DIW-Vorstands, im Podcastgespräch
© DIW Berlin

Warum Griechenland doch europäisch blieb

Warum es  – auch dank Angela Merkel – zu unser aller Glück dann doch nicht zum Grexit kam, welche Fehler auf beiden Seiten gemacht wurden und was die Situation rettete, was man aus dieser Krise lernen kann und warum er unter Ökonomen zeitweise nahezu allein auf weiter Flur war mit dem Glauben, dass Griechenland Mitglied der Eurozone bleiben würde, darüber spricht DIW-Vorstandsmitglied Alexander S. Kritikos im Podcast „Wirtschaft bewegt – 100 Jahre DIW Berlin“ mit Erich Wittenberg.

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