Mit Trump verlieren wir vier weitere Jahre im Klimaschutz: Interview

DIW Wochenbericht 4 / 2025, S. 55

Claudia Kemfert, Erich Wittenberg

get_appDownload (PDF  114 KB)

get_appGesamtausgabe/ Whole Issue (PDF  2.57 MB - barrierefrei / universal access)

Frau Kemfert, welche Energie- und Klimapolitik ist unter dem neuen US-Präsidenten Donald Trump zu erwarten? Unter dem neuen Präsidenten Donald Trump ist leider eine Klimapolitik zu erwarten, die nicht sehr ambitioniert oder sogar rückwärtsgewandt ist. Donald Trump ist ein ausgesprochener Klimaskeptiker. Schon in seiner ersten Amtszeit gingen einige Entwicklungen in die falsche Richtung. Er ist aus dem internationalen Klimaabkommen von Paris ausgestiegen, im Land wurde die Klimapolitik blockiert und die Behörden wurden vielfach mit Klimaskeptiker*innen besetzt. Deshalb ist da leider nicht allzu viel zu erwarten.

Unter der Regierung von Joe Biden wurden große Investitionsprogramme, zum Beispiel der Inflation Reduction Act (IRA), beschlossen, die den klimafreundlichen Umbau der US-Wirtschaft fördern sollten. Ist das unter Trump alles hinfällig? Wir denken, dass es eher unwahrscheinlich ist, dass der Inflation Reduction Act und damit die grüne Wirtschaft komplett rückabgewickelt wird, insbesondere weil auch einige republikanische Staaten davon profitieren und es damit auch um Arbeitsplätze und die Wirtschaft geht. Aber sicherlich wird man versuchen, eher die fossile Industrie und die fossilen Energien zu stärken und weniger die grünen Märkte, sodass diese leiden oder sogar auch reduziert werden könnten.

Welche Rolle spielen die erneuerbaren Energien in den USA? In den USA spielen die erneuerbaren Energien keine große Rolle, insbesondere nicht im Vergleich zu Deutschland. Der Anteil liegt bei etwa 8,4 Prozent der Primärenergiegewinnung. Das ist relativ wenig, aber dennoch gab es in den letzten Jahren eine Steigerung. In einigen Staaten gibt es auch ambitionierte Erneuerbare-Energien-Ziele. Das macht sich auch auf Bundesebene bemerkbar.

Wie wichtig ist der US-Kurs für den globalen Klimaschutz? Der US-Kurs ist sehr wichtig für die internationale Klimapolitik. Die USA sind einer der größten CO2-Emittenten der Welt, deshalb müssen auch im eigenen Land die Emissionen gesenkt werden. Aber auch für die internationalen Ambitionen sind die USA wichtig. Auf der internationalen Bühne droht Trump wie schon in seiner ersten Amtszeit, aus dem Pariser Klimaabkommen oder sogar noch schlimmer, aus der UNFCCC Rahmenkonvention auszusteigen. Das macht es für die internationalen Klimaschutzbemühungen sehr schwer, denn ohne die USA wird es enorm schwer, dass wir das 2-Grad-Ziel oder 1,5-Grad-Ziel überhaupt noch erreichen können.

Die USA haben sich 2021 unter Präsident Biden zum langfristigen Ziel der Klimaneutralität bis 2050 verpflichtet. Wie realistisch ist das Erreichen dieses Ziels? Das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 wird sehr schwer zu erreichen sein. Aller Voraussicht nach wird der Klimaschutz in Amerika und auch international vier Jahre verlieren. Das heißt, die Amerikaner werden es schwer haben, die eigenen Ziele zu erfüllen. Das ist für die USA, aber auch für die internationale Ebene hochproblematisch.

Wie sollte sich die EU angesichts dieser Lage in den USA in Sachen Klimaschutz und Klimapolitik verhalten? Europa sollte am Kurs der Klimapolitik festhalten und eine Strategie des „jetzt erst recht“ fahren. Das heißt, Europa sollte sich nicht auf die wenig ambitionierten Klimaschutzziele in Amerika herunterziehen lassen, sondern im Gegenteil auf den Green Deal setzen und auch die Wirtschaft stärken. Im Idealfall könnte es Europa schaffen, dass es die grünen Märkte so weit ausbaut, dass man aus Amerika auch Unternehmen wieder anlocken kann, das wäre der Best Case.

O-Ton von Claudia Kemfert
Mit Trump verlieren wir vier weitere Jahre im Klimaschutz - Interview mit Claudia Kemfert

Claudia Kemfert

Abteilungsleiterin in der Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt

keyboard_arrow_up